Reflektion

Ein weiteres Jahr, das rasant vorbeigezogen ist. Wo ist bloss die Zeit geblieben? Zurückblickend stelle ich fest, dass ich dieses Jahr sehr produktiv gewesen und auf der anderen Seite vom Konsum doch sehr verblendet war. Stets unter Strom, stets auf der Suche. Mit der Bitte wenig verpassen zu dürfen. Und das tut weh. Ich verbrachte Zeit mit Recherche, um letztendlich Equipment zu kaufen, welches ich im Endeffekt nicht einsetzen konnte. Ich begab mich in Gefielde, die mir nicht lagen und liegen. Ja, ich bin eine Erkenntnis reicher und dennoch schmerzt die verlorene Zeit. Trotz allem bin ich auch stolz auf meinen musikalischen Output, der qualitativer gewesen ist, denn je zuvor.

Eine leicht philosophische Reflektion…

Eine Frage vorab, lernen wir aus unseren Fehlern? Ich bin mir hier nicht so sicher und behaupte mal – wohl kaum. Ohne zu stark abzudriften, ein Selbstbeispiel: 2018 und 2019 beschloss ich meine Musik-Zeitaufwendungen so genau wie möglich schriftlich festzuhalten. Dies waren Zeitangaben, die ich rundum für mein Label EndTitles samt allen Aufwendungen wie Design, Kommunikation, Social Media, Demos und und und aufbrachte. Oder Zeit für das Instrumentepraktizieren, Recherche, eigene Social Media Kanäle, Tests, Produktion und und und. Im zweiten Jahr stellte ich fest, dass sich daraus ein spannendes Bild abzeichnete und doch beendete ich dieses Experiment Anfang 2020 und entsorge die Notizen. Du fragst dich nun weshalb. Warum nicht weiter?

2021 und dieses Jahr verbrachte ich sehr viel Zeit mit der Recherche. Diese fand, zugegebener Weise, über YouTube statt. Viele freie Minuten verbrachte ich mit Tutorials und Reviews, denen ich vor allem viel Glauben schenkte. Gut und recht, meine zwei/drei Kanäle des Vertrauens bleiben Inspirationsquellen. Doch erwischen wir uns nicht, dass es nicht bei zwei/drei Videos bleibt, sondern teilweise ausartet?! Hier erwischen wir uns, denn niemand ist konsequent genug, um «nein» zu sagen. Einer geht noch und immer…! Ich will nicht sagen, ich hätte nichts gelernt, ich hätte keine schönen Sachen entdeckt. Alles gut und recht. Doch wieviel Zeit ist darauf gegangen?

In beiden von mir aufgeführten Selbstbeispielen ist der Aufwand für den Aufwand ausgeartet. Das akribische Festhalten der aufgebrachten Zeiten führte letztendlich zum zeitlichen Mehraufwand, als vorhergesehen. Die Recherche über YouTube führte letztendlich zu einem erhöhten Konsum, resultierend aus interessanten Beiträgen über die Neuheiten, die alle samt das ultimative neue Gerät anpriesen. Als Beispiel, das neue Universal Audio Interface «Volt». Es verging eine Zeitspanne von drei langen Monaten bis das Gerät auf dem Markt war und (vertrauenswürdigere) Review-Videos erschienen. Während dieser Zeit wollte ich unbedingt wissen, was es mit der eingebauten Kompressor- und Vintage-Funktion auf sich hat. Ist sie brauchbar etc… Und das ist nur ein Beispiel von Vielen! Ich merkte, wie kompliziert es für mich ist, sich loszulösen. Ich weiss auch nicht, ob ich es können werde…

Am Ende des Jahres stehe ich vor meinem erkauften Fuhrpark und sortiere aus. Ich werde jetzt wohl viel verkaufen. Meine modulare Reise endet mit dem semi-modularen 0-Coast und Strega von Make Noise. Diese sexy kompakt und optisch sexy verarbeiteten Einheiten finden keinen Einsatz bei mir. Eigentlich wusste ich das von Anfang an. Warum höre ich dann nicht auf mich und gebe unnötig Geld aus?! Meine GFI Systems Pedale, Hx Stomp und der Lyra 8 gehen ebenfalls und während ich das schreibe sind sie es auch bereits…

FAZIT: Die verlorene Zeit werde ich nie einholen können. Ich habe mir Zeit genommen, um sie zu verlieren. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, sagt man. Neue Gewohnheiten müssen her. Generell müssen wir wohl neue Fehler machen, um alte nicht mehr machen zu müssen. YT habe ich auf meinem Smartphone gelöscht. Generell habe ich mich neu geordnet und positioniert, Dinge aufgeräumt, umstrukturiert und ausgemistet. Ob das ausreicht, werde ich später sehen.

2021 war trotz des produktiven Flows (mit drei internationalen Veröffentlichungen auf dem Tonträger Kassette, diversen Kollaborationen, mehreren kleineren digitalen Veröffentlichungen, schönen Fremd-Veröffentlichungen auf meinem Label EndTitles, einem Plug-in und zwei kreativen Sound-Packs) auch ein Jahr samt beflügelnden und enttäuschenden zwischenmenschlichen Begegnungen. Somit ein sehr spannendes und lehrreiches Jahr. Ich danke vom Herzen!

Ich weiss nicht wohin die Reise 2022 gehen wird, aber ich danke dir, dass Du mich begleitest. In dem Sinne: Gutes Neues!