All you need is… iPad – Part 2

Musikproduktion mit iPad? Dank visionären Soft- und Hardware-Ingenieuren ist es heutzutage möglich mit einem iPad fundierte Musik zu machen. Anhand von paar Beispielen tauche ich erneut mit dir in diese Welt ein auf der Suche nach der perfekten Integrationslösung im hybriden System.

Gutes Neues! Das ganze Jahr diskutierten wir beim Cocktail mit kompostierbaren Strohalm, woran wir letzten Endes untergehen würden – am ökologischen Kollaps, an falscher Ernährung, der schlechten Regierung, am Personalmangel, an den Coronafolgen oder am Krieg, der sich in den Köpfen und auf dem Planeten ausbreitete oder eher an einem spontanen Meteoreinschlag? Doch neben all der ganzen Schwarzmalerei gibt es sehr viel Positives, das jeden Tag passiert. Wenn man es will, eines davon ist sicherlich die enorme und gravierende Entwicklung der Technologie rundum das iPad samt seiner rasant steigenden Musikproduktionsmöglichkeit. Vor zwei Jahren schrieb ich:

«Seit 2011 hat sich der Markt rundum die mobile Musikproduktion rasant entwickelt. Die Apps werden ausgeklügelter und die Hardware leistungsfähiger. Man munkelte lauthals, das iPad ersetzt den Laptop. Das ist bis heute noch nicht ganz eingetroffen, wird aber wahrscheinlich in den kommenden Jahren so sein. Ist das gut, fragt man sich? Nun ja, ich behaupte mal, allein in der Musikproduktion, erleben wir mit den Apps, dank den neuartigen Oberflächen, die uns zum Umdenken anregen, neue Aha-Erlebnisse, die wir vergleichsweise mit dem vertrauten Computer so nicht hätten. So gesehen, ja -Das iPad ist für die Musikproduktion geeignet.» So weit bin ich vor ca. zwei Jahren in meinem ersten Beitrag zum Thema iPad gekommen. Den Einstieg in diese Welt könnt ihr hier nachlesen: All you needis… iPad. Doch wie geht es nun weiter?

Die Reise beginnt.

2019 begann ich verstärkt mit dem iPad zu arbeiten. Ich suchte nach Wegen, denn einen passenden Weg muss es geben, dachte ich mir. Das sogenannte «geschlossene System» (nachlesen hier: All you needis… iPad) war weniger mein Weg, also begann ich mit dem «hybriden System» zu experimentieren. Bedeutet das iPad (oder iPhone) als Teil eines grösseren Setups zu integrieren. In meinem Fall war es das Effekte-Pedalboard. Ich hatte stets das Gefühl das iPad ist schon toll und gut, kommt aber an meine Effekte-Pedale klanglich jedoch noch nicht heran. Doch die iPad-Welt hat inzwischen vieles zu bieten. Und so suchte ich nach einer Integrationslösung, um das Beste der jeweiligen Welten miteinander zu vereinen. Am besten und einfachsten wäre es gewesen das Audio ausschliesslich über die USB-Anschlüsse zu halten ohne weitere Audiokabel, aber damals waren die Geräte in der gewünschten Grösse (so klein, gut und erschwinglich wie möglich) rar und man musste viel umdenken und ausprobieren.

Mein Anspruch ist nach wie vor recht hoch: Die Lösung darf so klein, funktionierend und erschwinglich sein wie möglich. Der allgemeine Focus liegt vor allem auf Mobilität ohne viel Aufwand und unnötigem Kabelsalat. Spoiler: Drei Jahre später und ich sehe die Reise immer noch nicht als beendet. Ich habe ein leichtes Gefühl einem Gespenst nachzujagen…

Achtung, der Text könnte an manchen Stellen etwas schwierig zum Nachvollziehen sein, wenn man Tests gleicher Art selbst nicht gemacht hat. Der Beitrag ist zeitlich chronologisch aufgebaut und beginnt mit den ersten Tests am Pedalboard, geht weiter und thematisiert kurz die Synthesizer und endet mit dem Eurorack. Falls dich ausschliesslich das Thema rundum das Eurorack interessiert, so empfehle ich den direkten Shortcut.

Getestete Geräte:

  • iPad Mini 2 USB-A
  • iPad Mini 6 USB-C
  • Zoom U-22 (funktioniert bedingt)
  • Zoom H1n (funktioniert gut)
  • Zoom H5 (funktioniert gut)
  • iConnctivity Audio 4c (funktioniert gut)
  • Line 6 Helix Stomp (funktioniert gut)
  • FIIO K5 (funktioniert bedingt)
  • Elektron Digitone (funktioniert gut)
  • Teenage Engineering OP-1 Field (funktioniert bedingt)
  • Synthstorm Deluge (funktioniert bedingt)
  • 1010 Music Blackbox (funktioniert nicht)
  • 1010 Music Bluebox (funktioniert nicht)
  • Strymon AA.1
  • Audio Damage USB Audio Interface ADM09 (funktioniert bedingt)

Pedalboard.

Als beste Option entpuppte sich für mich der parallele Signalweg. Bedeutet, auf dem Pedalboard startete ich mit einem seriellen Signalweg von zwei bis vier Effekten bis ich zum Mixer kam, der den Signalweg in zwei bis drei parallele Wege aufteilte und wieder zusammenführte (nachlesen hier: Evolution des Mixers auf dem Pedalboard), um mit weiteren Effekte-Pedalen den Sound in stereo zu manipulieren. Einen der parallelen Wege verwendete ich oft für die Performance mit dem iPad. Ich suchte nach einer mobilen und günstigen Lösung und fand das Audiointerface Zoom U-22. Der Anschluss an das iPad erfolgte über das USB-A-Kabel, Audio ging aus dem Kopfhöreranschluss/Line-out des Zoom U-22. Ich verwendete diese Signalwege in mono und setzte meistens noch ein cooles Pedal zur Klangfarbe hinterher, um in den Mixer zurück zu gehen. Das ganze System klang so homogen und funktionierte bis auf die zunehmend auftretenden Aussetzer des Audiointerface wunderbar und nebengeräuschfrei. Doch die Aussetzer häuften sich zunehmend und ich trennte mich von der Idee die Zoom U-Reihe weiter zu erforschen. Zu dem Zeitpunkt besass ich das Zoom H5 und das funktionierte optimal. Der einzige Nachteil war, dass ich das H5 bereits als Aufnahmegerät verwendete und nicht als Audiointerface, das mit seinen Massen eh keinen Platz mehr auf dem Pedalboard hatte. Ok, was nun?

Die Masse eines Pedalsboards geben den Spielraum frei. Dies habe ich mir zur Prämisse gemacht. So viel und nicht mehr. Nach dem Umdenken kam ich auf die Idee die Line 6 HX Stomp auszuprobieren. Die HX hatte ich eh auf dem Pedalboard und könnte sie zum Audiointerface mit Re-Amp-Funktion umfunktionieren, dache ich. Das funktionierte ausgezeichnet und ist für alle Minimalisten eine optimale Lösung. Nur, aus irgendeinem Grund wurde ich mit der HX nicht warm und suchte weiter. Nach einpaar wenigen Wochen im Herbst 2020 fragte ich mich, warum nicht einen Kopfhörerverstärker mit USB-Anschluss auszuprobieren. Ich kam auf den FiiO K5 Pro ESS. Dieses Gerät schenkte meinem iPad Mini 2, das ich damals verwendete, erstaunlicher Weise den nötigen Headroom, den ich so sehr vermisste. Der Kasten ist zugegeben kantig und recht sperrig auf dem Pedalboard, doch ich fand eine mobile Lösung. Problem, der Signalweg über USB geht ausschliesslich in eine Richtung. Das bedeutet, man bedient das iPad signalausgehend, in dem man zum Beispiel einen Synth spielt und das iPad nicht als Effekte-Prozessor verwendet (was man ja ursprünglich wollte: Sound rein ins iPad, manipulieren und wieder herausschicken). Zusammen in Kombination mit der HX (iPad angeschlossen an die HX über USB, Audio raus ins FIIO) oder Zoom U-22 kam der Headroom schön. Ich machte paar Tests auf einem Mini-Pedalboard und hatte Spass bis ich Anfang 2021 die HX verkaufte. Also suchte ich nach neuen Wegen und erwarb das Zoom Hn1. So gesehen gleich wie das H5, einfach nur kompakter. Hier hatte ich den Hintergedanken der Einfachheit und gewisser Optimierung, denn das Hn1 wiegt erheblich weniger als das H5 und bei meinem schweren Koffer voller Effekte-Pedale ist das ein Pluspunkt. Uns so blieb es auch bis ich mein Setup erweiterte. Zwischendurch testete ich noch das iConnectivity Audio 4c Audiointerface. Es ist recht «gross und schwer», um wirklich mobil zu sein, funktioniert aber mit seinen USB-C-Anschlüssen sehr gut und stabil. Auf den Fotos seht ihr verschiedene Testsetups.

Synthesizer.

Mit dem Ertrag der verkauften HX erwarb ich eine gebrauchte Digitone der Firma Elektron. Ich suchte einen neuen Ansatz und fand heraus, dass Elektron äusserst dankbare Peripheriegeräte bauen (class-compliant). Just entschied ich mich für den Synthesizer und man siehe da, er funktioniert sowohl als Audio- und Midi-Interface, Effekte-Prozessor (Chorus, Delay, Reverb, Overdrive), 2-Kanal-Mixer, Sequencer und als Peripheriegerät mit iPad/iPhone. Unglaublich stabil und gut. Das wäre für mich die perfekte Lösung, wenn das Digitone einfach vier Audieingänge hätte. Das hätte mir einiges erspart. Ein Octatrack kommt mir hier in den Sinn, würdet ihr sagen. Ja, aber bis jetzt ist der OT nicht iOS kompatibel und das gilt auch für Blue- und Blackbox von 1010 Music, die ich ebenfalls besitze und entsprechend ausprobierte. Selbst das OP-1 Field funktioniert zwar als ein 1A-Audiointerface mit Midifunktion, will man jedoch den OP-1 Field bespielen und das iPad den Sound mit einem Delay oder Reverb manipulieren lassen, lässt sich die Direct Monitor Funktion leider nicht ausschalten und man hört die iPad-Effekte beigemischt. So schade!!! Wirklich. Hoffentlich passt das Teenage Engineering mit einem Firmware-Update an. Einzig das kleinste Mischpult der Welt (TX-6) mit seinem kristallklaren Klang lässt die Funktion der Aufnahme und Ausschalten der Direct Monitor Funktion zu, doch diese Funktion hat seinen Preis. Das TX-6 kostet recht viel! Synthstorm’s Deluge funktioniert zwar, das Aufsetzen ist jedoch umständlich. Hoffnung besteht jedoch. Synthstorm arbeitet auf Hochtouren an neuen Displays, die das Arbeiten erheblich erleichtern werden…

Eurorack.

In 2022 angekommen, begann ich mit dem Eurorack zu experimentieren. Das modulare Setup eröffnete mir eine ganz neue Welt voller Möglichkeiten, die ich weiter auszuschöpfen gedachte. Mit dem simplen Strymon AA.1 begann ich mein Pedalboard mit dem Eurorack zu integrieren. Das Modul arbeitet sehr zuverlässig und ist nebengeräuschfrei. Es macht nichts anderes als das Signal von modularem Level auf Line-Level runter und wieder raufzubringen. Effektiv und garantiert ohne böse Überraschungen. So kam das iPad mit dem Zoom H1n zum Einsatz. Doch es musste ja noch eine andere schickere Lösung (vor allem Platz sparende) geben und so kam ich auf das USB Audio Interface ADM09 Odio von Audio Damage. ODIO ist ein funktionelles 2-IN / 2-OUT USB-Audio Interface, welches mit Modular-kompatiblem Audiopegel arbeitet. Es wurde primär entworfen, um mit iOS-Geräten zu kommunizieren, funktioniert aber auch mit Windows- und Linux-Rechnern. Mit ODIO ist es theoretisch einfach iPad-Effekte und- Instrumente in ein Modularsetup zu integrieren. So können z. B. über einen Host, der auf einem Tablet oder Netbook betrieben wird, VST-Plug-ins als Effekte für einem Modularsystem genutzt werden. Das Gerät ist class-compliant, es werden also keine Treiber benötigt. ODIO läuft mit 10Vpp Modularpegel sowohl an Ein- und Ausgängen. Es hat keine Pegelregler, die Pegelanpassung wird intern vorgenommen. Ich dachte mir, this is it! Leider nicht ganz. Die Vorteile: 4hp und easy to use. Die Nachteile: Das Modul ist frontal nicht ganz stabil verbaut, so dass wenn ein USB-A-Kabel angeschlossen wird, mann das Modul festhalten muss, damit des nicht verbiegt. Das tut es selbstverständlich nicht, aber es ist wackleig-heikel. Und die beiden weiteren Nachteile: Das Modul ist äusserst nebengeräusch-sensibel (verzweifelnd testete ich es in drei verschiedenen Cases. Oberhalb auf dem Foto musste ich recht viele Module herausbauen, um den Störensfried auszumachen. Vergebens, das Modul surrte weiterhin.) und die Technologie ist veraltet. Audio Damage legten vor Jahren visionär ein Modul her, welches den Marktbedarf im Voraus abdeckte. Jetzt kommt der Bedarf langsam auf und die Technologie hinkt leider hinterher. Das ODIO arbeitet mit einer Bitauflösung von 16bit/44.100 – Das ist zu wenig.

Meine Nachforschungen haben ergeben, dass es bis dato kein weiteres schmuckes Modul dieser Art auf dem Markt gibt. Befaco haben etwas auf den Markt geworfen, wo ich noch nicht gänzlich überzeugt bin. Expert Sleepers haben wohl ein Interface (leider von enormer Grösse).

Fazit: Das Thema rundum die Integrationslösung und hybride Systeme kommt zunehmend auf ist ein Markt, der in 2023 populärer wird. Ich rate zur Geduld bis USB-C Anschlüsse bei Modulen verbaut werden. Das wird die nötige Auflösung und Datentranfer mitbringen und so manches vereinfachen. Glaubt mir und wartet! Ich habe enorm viel Zeit mit der Suche nach einer Lösung verbracht und es gab stets ein «ABER». Und wer weiss, vielleicht in diesem Jahr finden wir das fehlende Bindeglied zur Implementierung. Das Bindeglied, das technisch begeistert, äusserlich beeindruckt und keinerlei Wünsche und Abers offen lässt. Vielleicht sogar in einer neuen schmucken Form eines ODIO? Etwas wird bald kommen und kein Gespenst mehr sein. Dann werden wir viele schöne hybride Systeme sehen und das wahrscheinlich auch computerfrei…


Fotoquelle: Macprovideo, Dominik Grenzler

Kill your Darlings

Kill your Darlings oder wie ich heute Morgen nach dem Kaffeetrinken entschied meinen Twitter-Account zu löschen und just einen neuen Jahresvorsatz definierte.

Der berühmteste Tipp zum Schreiben ist der härteste. Es ist der Rat von William Faulkner: »Kill your Darlings«. Und natürlich soll man seine Lieblinge töten. Wenn eine Formulierung das Argument überstrahlt, eine Szene von der Story ablenkt, gehört sie gekillt. Egal, wie gut sie ist.Vor den Lieblingen allerdings sollte man sich um seine Feinde kümmern. Stil entsteht weniger durch Einfälle, sondern dadurch, dass man keinen Unfug schreibt. Noch genauer gesagt: Stil entsteht dadurch, dass man Unfug nicht stehen lässt. Denn beim Schreiben unterlaufen einem so viele Peinlichkeiten wie im Leben. Nur, dass man sie streichen kann. (Constantin Seibt – Deadline)

Was für die Literatur gilt, gilt ebenso für die Kunst. Manche sagen, das Grossartige an Cézannes Stillleben sei das Weiss. Einige Stücke der Leinwand liess er frei. Diese «freie Leere» gilt auch für die Musik…

Es gibt unzählige Beispiele an Musikern, die Leere, Stille einbauen (siehe Cage mit 4:33), Schnörkel abbauen und Raum schaffen. Das ist eine sehr grosse Herausforderung. Eine Aufgabe, an die man mit der Zeit heranwächst. Ich weiss, dass es nichts schwierigeres für mich gibt, als ein Stück nur mit einer Handvoll von Elementen so in Szene zu setzten, dass es funktioniert und den Hörer in «Trance» versetzt. Das ist mein Verständnis von Kunst. Von meiner Musik. Eine Aufgabe, der ich mich verschrieben habe. Ob sie mir gelingt? Vielleicht eines Tages mal. Doch dazu später mal…

«Ich bin hier und nicht überall», sagte ich neulich zu jemanden.

Seit dem Herbst ist es so gesehen, recht still um mich geworden in den Social Media-Kanälen. Und ganz ehrlich, ich geniesse diese mir selbst aufgebürdete Ruhe. «Work in silence and let the success be your noise!» steht bei mir auf dem Desktop, den ich jeden Tag anstarre, den ich mit Musik verbringe. Das zwingt mich zum Fokus. Aufs Wenige, aufs Einfache. Während der Herbstmonate arbeitete ich viel und fokusierte mich auf Aufnahmen zweier Alben. Ich erkannte, wie gut das für mich funktionierte. Ohne online zu sein. Also überlegte ich, was ich langfristig ändern kann. Kill your Darlings! Und so begann auf der digitalen Seite das Ausmisten bis heute Morgen nach dem Kaffeetrinken endlich Twitter daran glaubte. «Weg damit», sagte ich zu mir. «Ich bin hier und nicht überall.»

Das Löschen des Accounts war heute sehr bedeutend und der erste wichtige Schritt in die Richtung der digitalen Entrümpelung überhaupt. Wir alle wissen, dass es GANZ OHNE nicht geht, aber das muss es auch nicht! Als nächstes werfe ich einen Augenschein auf meine Beiträge auf Instagram. Hier frage ich mich oft, braucht es die unendlich vielen Beiträge überhaupt? Sagt mal, schaut ihr zurück? Wohl eher kaum, gell. Wisst ihr, oft erwische ich mich dabei, eigentlich nur eure neusten Posts zu lesen. Das Relevante. Der Rest ist Gemüse auf dem Teller, wie man das so schön sagt. Ich bin überzeugt, hier einen guten Ansatz erkannt zu haben. Fyi, Instagram bleibt als Account, aber Facebook wird ebenfalls wie Twitter gehen. Demnächst.

Der neue Jahresvorsatz.

Anfang des Jahres habe ich über meinen diesjährigen Vorsatz geschrieben, YouTube als mögliche «GAS-Quelle» (Gear Acquisition Syndrome) zu minimieren, nach der Erkenntnis, eine Leidenschaft samt Labilität fürs Musikequipment in den letzten drei Jahren entwickelt zu haben. Diesen Vorsatz habe ich entscheidend erreicht. Das neue Jahr starte ich mit einem neuen Vorsatz, bis 2024 kein Equipment mehr zu kaufen. Nüschts, nada, fertig. Na dann, aufs Neue und Guten Rutsch! Wir sprechen uns wieder. Ich werde berichten.

Fazit: Das Beispiel anhand der Schreiberei und Cézannes’ Weiss zeigt auf, was in unseren Händen liegt: Weniger kann mehr sein. Mich fasziniert die Arbeit an uns selbst. Für meinen Teil, ich scheitere immer wieder aufs Neue. Heute erkennte ich jedoch klar, ich bin erleichternd glücklicher, wenn ich nicht «überall» bin und einfach nur Leere und Stille begrüsse. Doch das liegt nicht jedem Individuum. Das ist mir auch klar!

Kill your Darlings – als Parole hinausgerufen. Schnörkel abbauen, Raum schaffen und vielleicht folgt dann das richtige Resultat, was das Richtige für jeden Einzelnen auch sein mag.

Weiterhin entspannte Weihnachten, guten Rutsch und danke für eure Zeit.

Was steht in 2023 bei An Moku an?

Dear All! Es ist etwas länger her, dass ich mich mit Neuigkeiten zu meiner Person gemeldet habe. Das ist auch in Ordnung so, denn ich habe im, mit meiner Lebenspartnerin, co-geführten Café mehr als drei Hände voll zu tun, versuche die Diversität in Zürcher Indie-Gastronomie voran zu treiben und jede freie Minute der Musik zu widmen. Wenn ich mich umschaue, sehe ich meine Musiker- und Künstlerfreunde vor Tun nur so sprudeln. Es passiert wahrhaftig viel. Und das ist gut. Kompensieren wir COVID? Sicherlich! Holen wir auf? Sicherlich. Jeder in seinem Tempo, jeder auf seine persönliche Art und Weise. Über die Vielfalt freue ich mich sehr…

So, was steht in 2023 bei An Moku an?

Kurz und knapp: Drei vielfältige Albenveröffentlichungen auf dem Tonträger Kassette.

I. «Fluxus Verve», das erste der drei Konzeptalben für das Jahr. Die Kollaboration mit dem jungen Schweizer Tasten-Romancier Nicolas Streichenberg aka Yes, It’s Ananias erscheint im März auf Kassette. «Fluxus Verve» befasst sich mit der Klangthematik der sphärischen 70er Jahre. Denn die Zeit vergeht nicht, sie kehrt zurück. Ein Fluxus, könnte man sagen? Die Single-Auskopplungen erfolgen im Januar und Februar. Dazu bald mehr…

II. Die Aufnahmen mit meinem langjährigen Kollaborateur Stefan Schmidt sind im Kasten und das Mastering findet derzeit in Stockholm statt. «Raum im Raum» ist der abschliessende Teil der Raum-Trilogie für Karlrecords aus Berlin. Es ist der «intensivste» Teil der Reihe und befasst sich mit der Abstraktion eines möglichen Raumes im möglichen Raum. Doch sind wir am Kern angelangt? Das Release erfolgt im Juni. Ich freue mich bereits auf die thematisierende Fortsetzung mit Karlrecords.

III. Mein Solo-Nachfolger für Puremagnetik aus New York ist fertig. Das Ergebnis ist ein Album, das sich thematisch mit der Bauhaus-Kunstbewegung und dem darauf folgenden Regime auseinandersetzt. So wie der Solo-Vorgänger «Less» Hauntology behandelt, «Fluxus Verve» den Fluxus in sich tragen darf, so ist «Shapes for a Name» meine Hommage an Bauhaus, ohne das Klischee zu bedienen. Die Veröffentlichung erfolgt im September. Das Mastering wird wieder von Taylor Deupree durchgeführt. Ich freue mich schon sehr darauf!

Und ob es jemals eine Kollaboration mit dem Meister Arovane geben wird, das wissen nur die Sterne. In dem Sinne… ;-)

ALL YOU NEED IS… SOUNDS FOR YOUR EARS! – PT. 6

Hello, ihr Lieben! Ein kleines Special für euch zum Herbstanfang. Eine Handvoll spannende Künstler. Persönliche Empfehlungen. Wie immer sieben an der Zahl.

Der Rahmen: «Sounds for your ears!» bringt vor allem kurze Empfehlungen über neue aber auch vergangene Veröffentlichungen auf Bandcamp. Die Anzahl pro Episode ist auf eine runde 7 beschränkt. Ich führe nur auf, was mir persönlich gefällt.

Sounds for your ears! – November Rust Edition

Den Opener macht der polnische Ambient-Musiker Grzegorz Bojanek mit seinem neusten Album «Uncertain». Passend zum nebeligen Wetter draussen vor meinem Fenster. Ich feiere bereits Beides sehr!

bojanek.bandcamp.com/album/uncertain


Als nächstes begeben wir uns nach Dublin. Secret States ist ein passionierter Neo-Nostalgist (so würde ich es nennen). Sein Instagram-Feed ist voller wunderbarer Kurzvideos des Privatarchivs. Vor wenigen Tagen ist seine neue EP erschienen, die jedoch noch nicht auf Bandcamp verfügbar ist. Begnügen wir uns vorerst hiermit:

secretstates.bandcamp.com/music


Wenn es jemanden gibt, den ich persönlich kenne, der wahrscheinlich noch ein grösserer Hauntology-Fan ist als ich, dann Jamie: A Beautiful Burning World. Tauchen wir ein. Es gibt viel zu entdecken in seinem der Nostalgie gewidmeten künstlerischen Ausdruck:

thisbeautifulburningworld.bandcamp.com


Am Freitag ist ein neues Album von meinem lieben Freund und Long-Term Collaborateur Stefan Schmidt erschienen. Eine artistisch improvisiertes Album für das Saiteninstrument Saz und Elektronik:

musicforoverexposedcelluloid.bandcamp.com/album/saz


Im Frühling ist bereits ein wunderbares Album auf meinem kleinen Label EndTitles erschienen: Transit von Joan Jordi Oliver. Bewegung und Tiefe zeichnen es aus. Sehr passend zur Stimmung heute in Zürich. Viel Spass beim Hören und Geniessen::

shopendtitles.bandcamp.com/album/transit


Der meisterhafte Tausendsassa Micah Frank meldet sich dieses Jahr vermehrt zu Wort. Letzte Woche wieder mit «Vernia in Amber». Ich brauche nicht viel dazu zu sagen…

micahfrank.bandcamp.com/music


Den Abschluss mach das neuste Release des Labels Slaapwel Records meines lieben Freundes aus Belgien Stijn Hüwels. Mit dem knapp 1-stündigen «Particles» bettet uns Katharina Schmidt ein und verabschiedet diese Ausgabe des «Sound for your ears!» Bis zum nächsten Mal…

slaapwel.bandcamp.com/music

All you need is… Moving from Pedalboard to Modular? Part I.

Anfang des Jahres berichtete ich von meinem unglücklichen Start ins Modulare. Im Sommer vergangenen Jahres erwarb ich Make Noise’s Strega und 0-Coast und machte damit eine Bauchlandung vom Feinsten. Frustriert verkaufte ich die beiden Standalone-Module, um nur nach zwei Monaten einen ähnlichen Fehler zu begehen. Nur jetzt mit einer Vision: Ich wollte mein Pedalboard ins Modulare übertragen. Damit begann eine spanende Reise, die bis heute begeistert anhält… Part I.

Erste Erkenntnis

Alles basieret auf meinen Erfahrungen und Erkenntnissen und ist einzig aus meiner Sicht geschildert. Dies kann dazu führen, das Musiker:innen nicht gänzlich meiner Meinung sind. Das kann vorkommen.

Es gibt Unmengen an fantastischen Pedalen, die von Jahr zu Jahr technisch wachsen. Auf dem Foto oberhalb sehr ihr mein Setup, das sowohl für die Aufnahme-Sessions als auch fürs Live mit dem Pianisten Nicolas Streichenberg aka Yes, it’s Ananias dient. Ein sehr ausgeklügeltes System samt drei verschiedenen Signalwegen zur Untermalung und Abwandlung des eingehenden Signals des Tastenspielers. Wie ihr seht, das geht auch ohne Computer und wäre vor einpaar wenigen Jahren so noch nicht machbar. So weit so gut. Mir war klar, meine Leidenschaft für Pedale musste ich irgendwann eindämmen. Es wurden zu viele vom gleichen Schlag. Also begann ich während des Lockdowns meinen Fuhrpark massiv zu reduzieren bis auf die paar Auserwählten (siehe Foto). Doch im Hinterkopf kreiste stets die Idee «DAW-less» einen kleinen Schritt weiter zu gehen…

Funke

Dieser Beitrag auf YouTube offenbarte mir eine neue Welt. Vor allem in Sachen Mobilität, Komfort und Sound Design. Einzig der nervige Kabelsalat und die neue finanzielle Investierung hielten mich zwei Jahre davon ab, den eigentlichen Schritt zu machen. Ich erkannte die weiterführenden Möglichkeiten anhand des Videos und wagte dann den Sprung an meinem Geburtstag ins Kalte. Doch mit dem Erwerb der Make Noise’s Tape & Microsound Music Machine kam die zweite Bauchlandung. Was habe ich mir hier erneut gedacht?! Ich telefonierte mit meinem Musikerfreund Naresh Ran aus Florenz, der paar Monate zuvor ebenfalls den Schritt ins Modulare gewagt hat, um mit ihm über die Brumm- und Nebengeräusche zu unterhalten. Mein Pedalboard halte ich stromtechnisch sauber und höre nichts, sagte ich zu Naresh am Telefon, aber vor allem beim Morphagene höre ich im Hintergrund Geräusche, die mich wahnsinnig machen! Hast Du das auch bei deinem Morphagene Modul, fragte ich. Wir unterhielten uns über unsere Eindrücke und tauschten uns aus. Ich retournierte die Tape & Microsound Music Machine, die mich überfordert hatte, um komplett von Anfang an zu starten: Case mit Strom und Modul für Modul zum Ziel. Monate später, um paar Erfahrungen und kleine Nervenzusammenbrüche weiser behaupte ich, ich hätte jetzt gegenwärtig die Make Noise’s Tape & Microsound Music Machine nicht retourniert. Aber ich sage es nochmals: Make Noise ist vielleicht nicht unbedingt der beste Einstieg ins Modulare! (Angefangen mit der fancy Beschriftungspolitik, die man auf Anhieb nicht versteht etc. Aber findet’s selber heraus…)

Matt Lowery hat einen schönen Beitrag auf YouTube gemacht, um einen möglichen Einstieg zu gewähren. Zum Schluss geht er «kabeltechnisch» übers Ziel hinaus. Wichtig ist hier eigentlich der Anfang samt seinen Erklärungen wie, was, wo…

Inspiration

Mein persönlicher Start: Als Bassist und Klangkünstler sind mir persönlich vordergründig Effekte wichtig. Ich mag meinen Sound verwandeln. Somit konzertiere ich mich anfänglich ausschliesslich auf Effekte wie Delays, Reverbs, die ich in der Pedalform so nicht finde (Wer meinen Blog liest, weiss, wie sehr ich vor allem diese beiden Effekte liebe…). Der Schritt zu Modular muss so gesehen ganz klar sein: Ich bin ein Hardware-Fan und begebe mich in eine Dimension, die mit Pedalen bis dato nicht möglich ist. Dies kostet, braucht Zeit und nervt oft. Das ist sehr wichtig, denn sonst machst Du man diesen Schritt nicht und bleibst bei deiner Hardware und vor allem dem Computer! Ganz klar, gell. Sobald Du deinen Favoriten ins Auge gefasst hast, gehst Du weiter zum passenden Case mit Power Supply (später evtl Mixer, Mults, Clock, LFOs, Line in und Line out. Für mich war das wichtig Schritt für Schritt vorwärts zu gehen und alles nacheinander kennen zu lernen. Alles andere führte zum Overkill!).

Ein möglicher Erst-Favorit und somit Allrounder könnte das Beads von Mutable Instruments sein. Beads ist der Nachfolger vom gefeierten Clouds Modul und kann Granular, Delay und Oszillation. Reverb in vier Variationen als Zusatz oben drauf. Aufgrund der eingebauten Pre-Amp-Funktion kann Gitarre, Synth oder Sampler direkt rein und in einen externen Mixer oder Soundkarte rausgehen (Achtet drauf: Modular-Level ist sehr viel HOTTER als Line-Level. Macht eure Geräte nicht kaputt). Praktisch als 1x Modul und als Start voll geeignet. In Pedalform wären das 2-3 Einheiten in Reihe geschaltet. Die Oszillatorfunktion des Beads muss selbstverständlich irgendwie bespielt werden. Auf YouTube gibt es generell sehr viele gute Beiträge rundum das Modul. Hier das erste der bis dato acht Videos von The Unperson.

Wer jedoch einen kleinen Schritt weiter will, der greift direkt zu meinem persönlichen Favoriten ZOIA Eurobeuro samt Case von Empress oder greift zum Hector von Poly und erwirbt wie beim Beads ein zusätzliches Case. Achtung sowohl Eurobeuro als auch Hector sind von der Bedienoberfläche recht advanced und können samt ihren Funktionen gar ein System ersetzen…

Bevor wir im Part II tiefer gehen und weitere Möglichkeiten erforschen, hier alles zusammengefasst in Kernaussagen auf dem Servierteller präsentiert

Modular 1×1 aus meiner Sicht:

– Der Schritt zu Modular ist klar definiert: Hardware-Fan begibt sich in eine neue Dimension
– Der Schritt kostet, braucht Zeit und nervt oft. Doch dein Rücken dankt dir langfristig
– Make Noise ist nicht unbedingt der beste Einstieg ins Modulare

Eine neue Welt in Sachen Mobilität, Komfort und Sound Design
– Starten mit Case samt
Power Supply und Modul für Modul zum Ziel
Den Unterschied von Line-Level und Modular-Level und umgekehrt beachten

-> Sonst machst Du diesen Schritt nicht
und bleibst bei deiner Hardware
und vor allem dem Computer/iPad!

Ganz klar, gell.


Quelle: Dominik Grenzler, Youtube

An Moku – Zwischen den Zeilen. Ein Interview.

Eine Bank im Park nahe der Hochschule der Künste in Bern. Dominik hat Kaffee und Süsses dabei. «Unsere eigene Schokolade bringe ich stets als Geschenk mit», sagt er. Wir reden weiter über Bern, Zürich. Ein Small Talk eben bis wir auf die Musik kommen und beginnen…

Hast Du heute Musik gehört?

Selbstverständlich! Während der Zugfahrt allein hierhin hörte ich Alva Noto und das neulich erschienene «Tides» Re-Release von Arovane. Tolle Sachen!

Wie beschreibst Du deine Musik?

Die schwierigste Frage zu Anfang... Repetitiv, stimmungsvoll und minimiert.

«Stimmungsvoll» wie Musik für gute Laune?

Ich mache keine Musik für gute Laune. Diese Zeiten liegen weit zurück. Die Stimmung ist ein sehr interessantes Werkzeug, mit dem Spannungen erzeugen werden. Ich reibe äusserst gern. Wenn ich selbst bei meiner Musik das Gefühl bekomme, ok, jetzt wird es irgendwie «odd», dann ist es gut. Bestenfalls schlafe ich ein! 

Er lacht.

Wie darf man das verstehen?

Ich denke musikalisch sehr oft in Räumen, Triaden, Unebenheiten mit dem Ziel mich selbst in eine Art Trance zu bringen. Sobald das Gefühl von «Entspannung» eintritt, bin ich happy. Ich weiss zufällig, dass eine Autorin aus Berlin meine Musik rein zur buchhalterischen Zwecken hört und eine Zürcher Wissenschaftlerin ihre Doktorarbeit über Atome zu meinem Livealbum schrieb. «Man kann sich gut konzentrieren dabei», schrieb sie mir. Wiederum eine enge Freundin hört mich, wenn sie bestimmte Farben sehen will. Das ist unglaublich informativ für mich.  Wenn man so will, dient An Moku hier zur Konzentration. Stimmung ist Spannung und Entspannung. Vorausgesetzt man nimmt sich die Zeit und hört hin..

Dominik, wie kam es eigentlich zu deinem Pseudonym «An Moku»?

Ok, da muss ich nachdenken. In den Jahren von 2007- 2014 bereiste ich Japan mit meiner Partnerin fünf Mal. Ich meine während der Reise im Jahre 2010, kam ich, bei einem Gespräch mit unserer Freundin Kana, auf linguistische Unterschiede und generelle Einzigartigkeiten zu sprechen und fragte sie, ob es zufälligerweise in der japanischen Sprache etwas Eigenes für den Begriff «Stille» gebe. Sie kam auf den Begriff «anmoku», der übersetzt für «stillschweigendes Verständnis» steht: Anmoku no ryoukai. Beeindruckt von der Macht des eigenen Wortes skizzierte sie die Schriftzeichen in meinem Notizbuch und ich beliess es bei der aufgezeichneten Trennung: An Moku. 

Dominik nippt am Kaffee…

Parallel und darüber hinaus bereisten wir Island. Acht mal an der Zahl. Reykjavík wurde zum «zweiten Wohnsitz» für eine bestimmte Zeit. Dort machte ich mich ebenfalls mit der einheimischen Kultur vertraut und überlegte das Pseudonym abzulegen oder es zu ändern. Doch die Macht und die Bedeutung des einzigartigen japanischen Wortes liess mich nie los und ich behielt An Moku als Synonym für meinen musikalischen Ausdruck.

Anhand deiner Veröffentlichungen sieht man, dass Du viele Kollaborationen machst.
Was spornt dich an?

Ich bin in diversen Bands aufgewachsen. Das Miteinander-, Aufeinander-Abgestimmt- und das Zusammensein in den Bands hat mich damals vor über 20 Jahren sehr geprägt. Nach meiner Zeit auf den grösseren Bühnen hatte ich jedoch genug davon. Kurz bevor ich in die Schweiz kam, verkaufte ich meine geliebte Ampeg-Bassanlage im Glauben, nie wieder in einer Band spielen zu wollen. Als ich 2018 nach der zweiten langen Unterbrechung mit der Musik wieder anfing, kam langsam das Verlangen nach der alten Zeit wieder hoch und ich vermisste den Austausch. Das Band-Miteinander wurde wieder ein Thema. Doch dann kam COVID und die Karten mischten sich neu. Ich began verstärkt in Kollaborationen zu denken.

Vier Hunde rennen wild an uns vorbei. Wir schauen ihnen hinterher… Lachen.

Für mich persönlich waren die zwei Jahre 2020-22 sehr produktiv. Ich hatte viel Zeit und ich nutzte sie auch mit Anderen. Das Miteinander lebte neu auf und ich genoss den Flow. Viele Zusammenarbeiten fruchteten, wenige gingen nicht auf. Trotz Kompromissen und Charakteren ziehe ich zur Zeit diese Arbeitsweise dem Solo vor.

Wenn Du eine «richtige» Band wieder gründen würdest, welche wäre es?

Gegenwärtig: Russian Circles. Einstürzende Neubauten.

Du hast von zwei langen Unterbrechungen gesprochen? Erzähl davon.

Hmmm. Musikalisch gesehen, befinde ich mich gegenwärtig in meinem dritten Block. Dazwischen passierte sehr viel. Kurzum, angelangt an einem Punkt, verliess ich das «wilde» Bandleben und began im Jahre 2002 in Dortmund direkt für die Musikindustrie zu arbeiten. Abgeworben von der Modeindustrie arbeitete ich die folgenden sechs Jahre im Streatwear-Segment im Management, wo ich auch eine solide kaufmännische Ausbildung genoss. Ich bestand darauf, da ich bis dato ausschliesslich einen Rider voller Auftritte, Praktika im Verlagswesen (ich wollte eigentlich ursprünglich ins Verlagswesen) und ein, für den Rock 'n' Roll, abgebrochenes Literatur-Studium vorzuweisen hatte. Folglich in 2006, auf einer Modemesse in London, lernte ich schliesslich die Frau meines Lebens und kam so, 2008, nach Zürich. Ich began mein Leben neu. Absolvierte eine Marketing-Ausbildung, lernte die Gastronomie kennen und jobbte kurz für paar Schweizer Unternehmen bis mir die Idee eines eigenen Cafés aufkam. 12 Jahre später nach einem drei-jährigen Pop-up in Reykjavík, Torten für die Rolling Stones, einer eigenen Swatch-Uhr und diversen weiteren Meilensteinen ist das kleine, co-geführte «Miyuko» nach wie vor ein Geheimtipp für Schleckermäuler mitten im Getümmel des Zürcher Lebens.

Kurze Pause…

Ende 2012 legte ich aufgrund des florierenden Cafés die Musik eigentlich nieder und verkaufte das Meiste, das den Umzug in die Schweiz überlebte. Natürlich machte ich immer was hier und da, aber das alles ist nicht weiter nennenswert. Einfachheitshalber beginnt mein musikalisches CV mit dem Jahrgang 2018, mit einer Show in Cairo. So gesehen ist An Moku noch ein Start-up und relativ jung. Ich bin jetzt 45 Jahre alt.

Du führst ein Musiklabel unter dem Namen EndTitles. Wie kam es dazu?

Eigentlich rein aus Ballance-Gründen. Ich wollte den Bezug zu Musik nicht verlieren. Zeit fürs Musizieren war nicht da (ich arbeitete damals sieben Tage die Woche bis es mich 2017 gewaltig zusammenklappte), so strebte ich an mit den Musikern in Form vor Veröffentlichungen zusammenzuarbeiten. Nach zwei Veröffentlichungen auf dem Label stand das Pop-up in Reykjavík im Raume und ich legte EndTitles vorerst aufs Eis bis ein Musikerkollege mir Dampf unter den Füssen machte, das Label wieder zu beleben. Ich fand einen Weg für mich die Ballance aus Privat, Leben, Arbeit, Hobby und Freizeit irgendwie zu finden und manage das kleine EndTitles nun im siebten Jahr.

Wie kam es zu dem Whitney Houston Konzert in Hamburg?

Ja, das war eine, der grösseren Bühnenshows, die ich vorhin erwähnte. 1998 lernte ich über einen Bekannten den Singer-Songwriter Daniel D. auf einem Barcley James Harvest Konzert im Backstagebereich in Köln kennen. Ein Jahr später machten wir eine kleine Kennenlern-Tour in Norddeutschland. Ich kam anschliessend nach Hause und bekam Tag darauf einen Anruf von Daniel, Joan Osborne sei als Opening Act für Whitney Houston in Hamburg ausgefallen. Ich solle kommen. 30000 Zuschauer. Ausverkauft. Ich hatte einen richtigen Bammel. Und so wurde ich im zarten Alter von 22 Jahren zu seinem Live-Bassisten. Es folgten Shows auf der Marla Glenn und Joe Cocker Tour etc. Meistens spielten wir als Duet oder mit einem Drummer. Das war eine schöne und intensive Zeit voller finanzieller Ups & Downs.

War das der Grund für deinen «Ausstieg»?

Letztendlich ja. Damals studierte ich tagsüber, jobbte nachts für meinen Unterhalt, absolvierte Praktika, die mich schliesslich zur Musikbranche führten und war die andere Hälfte des Monates on the Road. Wenn ich nicht jobbte, kam nicht genug Geld zusammen. Also musste ich mich nach knapp drei Jahren entscheiden. Das war nicht einfach für mich.

Dokumentierst Du?

Was? Social Media? Das mache ich generell sehr sporadisch, aber heutzutage sicherlich bewusster als damals. Vor über zwanzig Jahren war ja Social Media nicht (oder kaum) vorhanden, somit zählten einzig und allein die gedruckten Medien, Radio, eigene Fotoschnappschüsse und Backstagepässe. Diese waren mir heilig.

Zurück zu Heute. Du lebst in der Schweiz. Wie wichtig ist der Standort für dich?

Ich bin in der Lage von überall aus musikalisch arbeiten zu können. Aber ich bin in Zürich an das Café mit dem Daily Business und der dazu gehörenden Manufaktur in Rümlang gebunden. Dort produzieren wir Süsses in Form von ausgefallenen, bunten Anlasstorten, giessen Glacé oder eben Schokoladen. Süsse Arbeit. So ist es mir nicht möglich grosse, intensive Sprünge zu machen oder auf Tour zu gehen. Die Studiozeit kann ich mir hingegen freier einteilen. Ich akzeptiere das.

Ein weiterer Schluck vom Kaffee…

Die Schweiz ist ein wunderbarer Ort zum Leben. Den musikalischen Fokus verlegte ich allerdings von Anfang an ins Ausland und vernachlässigte die Schweiz. Erst seit vier, fünf Jahren habe ich jedoch das Gefühl es tut sich hier zulande zunehmend etwas in dem Bereich, der mich interessiert. Das Gleiche erlebe ich in der Schweizer Gastronomie. Es fegt ein junger, innovativer Wind. Der Slow Food-Gedanke wird präsenter. Das Handwerk lebt neu auf. 

Was fasziniert dich an dem Handwerk?

Es ist ganz einfach die Grundlage, um kreativ sein zu können. Wer sein Handwerk beherrscht, die Werkzeuge kennt und einzusetzen weiss, der kann auch umdenken und/oder mit wenig Grossartiges schaffen. Das gilt für die Gastronomie genauso wie für die Kunst allgemein.

Hast Du Beispiele für künstlerische Handwerker:innen in der Schweiz?

Pause...

Mit Personen bin ich vorsichtig, da ich mich nicht in der Position sehe zu beurteilen, wer was wie so oder so macht. Aber wenn Du so magst, hier ist ein gegenwärtiges Werk über das Handwerk: «Das kulinarische Erbe der Alpen» von Dominik Flammer und Sylvan Müller. Und visionäre Handwerker:innen: Sandra Knecht und Stefan Wiesner. Beide gehen weit über die Gastro hinaus.

Dominik, wir sind fast am Ende angelangt. Es stehen nur noch wenige Fragen auf dem Blatt.
Bist Du ein Instrumentensammler?

Nein. Oder nur temporär. Dann sortiere ich und lüfte aus. Zurück zu weniger ist mehr.

Was inspiriert dich?

Gute Frage. Definitiv bewegte Bilder, geschriebene Texte, gutes Essen. Menschen. Stille. Vergangenheit. Diffuses Licht. Melancholie. All das. Aber vor allem die Natur. Im August gehen meine Partnerin und ich nach Norwegen oberhalb des Polarkreises. Ich brauche die Weite der Stille. Die ist mir wichtig.

Was ist dir sonst wichtig?

Ich sage es mal andersrum, es ist mir sonst nicht wichtig in den vordersten Reihen zu stehen.

Was steht an?

Ferien und dann Kollaborationen. So, «Fluxus Verve», ein spannendes Projekt mit dem jungen Schweizer Tasten-Romancier Nicolas Streichenberg aka Yes, It's Ananias. Wir sind jetzt auf Labelsuche (TBA). Im Spätsommer starten anschliessend die «Raum im Raum»-Aufnahmen mit Stefan Schmidt. Das ist vorerst der abschliessende Teil unserer Raum-Trilogie für Karlrecords aus Berlin. Ich sehe hier Potenzial für eine mögliche Weiterführung. Und es steht mein Solo-Nachfolger für «Less» an (Puremagnetik, 2021).

Pause...

Ich habe vor paar Jahren zu meiner Partnerin gesagt: Unternehmerisch habe ich mit dem Café paar Ziele. Diese haben wir gemeinsam erreicht. Mit An Moku habe ich nur drei Ziele. Zwei davon habe ich erreicht. Sobald ich das dritte erreiche, kann ich theoretisch mit der Musik wieder aufhören. Das könnte aber noch dauern...

Er lacht.

Aus Lust und Laune heraus äusserte Dominik vor dem Interview die Bitte an mich, das Interview analog aufzuzeichnen! Ich trieb ein altes Aufnahmegerät auf – ein Diktafon und siehe da, es funktioniert. Alte Technik versagt nicht, sage ich. Er lacht. Wir trinken den Kaffee fertig und unser Treffen ist zu Ende. Die Miyuko-Schokolade nehme ich mit. Danke für das Experiment. – H. V.

GOLDFINGER (Golden Ratio Delay)

Last week I have been contacted by meanmedianmoge: «I’m reaching out to you because I’m working on curating “patch packs” to add to factory ZOIA SD cards and make available to ZOIA users. I’m wondering if we could use some of your patches for these packs?»

This was a great opportunity to redo my favourite patch right before the vacation! So, here it is: This is my reissue of the GOLDFINGER – Golden Ratio Delay patch from three years ago. The new patch comes in two versions. Both are fine for Ambient with some gimmicks under the hood. Designed for bass, guitar & synths. Have fun customizing or just playing! Available for free at: www.patchstorage.com

The patch

  • GOLDFINGER 1 is a Golden Ratio patch based on four different delay times. These delay times can be freely combined with each other. Additionally a reverb can be added. Designed for bass/guitar. Also works with synthesizers.

Page 1: Cockpit – The heart of the patch

>>>Two rows of “In Switches” in orange (gold). Here, the individual delay times are selected via the Channel button (second to last in the row, or directly under the Eye sign). There are four channel settings per delay: Slow, Medium, Fast, Fast +. These are calculated and adjusted by me using the Golden Ratio formula. The values are rounded up or down. Ch3 and Ch2 are stored as presets. The delay times are freely combinable, but not adjustable in a certain sense. 

>>>Two rows of “pushbuttons” in white. These create glide effects. Works like the channel settings Ch1-Ch4 per row. Is really just a gimmick.

>>>Stomp switch on the left: turns on plate reverb.

>>>Stomp switch center: turns on the “freeze” function of the plate reverb. Only works if the stomp switch on the left is switched on!

>>>Stomp switch right: Switches on the compressor.


Page 2: Operator

>>>Mixer: Here you can generally adjust the gain of the individual delays. If necessary, the panorama can be changed according to the mood. If the patch initially comes in mono, quickly go to page 2 and briefly turn the Pan 1 knob “L100-R0” back and forth in the mixer. The stereo sound will then come alive again.

>>>Compressor: Is freely adjustable. The initial setting is the factory setting. 

>>>Reverb: Is set to a short and long reverb, which can be switched on and off completely with the stomp switch. Stompswitch center: Turns on the “freeze function” of the plate reverb. Only works when the left stompswitch is on! I chose the Plate Reverb because, unlike the Tape Delays, it brings a nice coldness. The long reverb generally reminds me of a freeze sound, which can be used to create soundscapes. The settings of the reverb are freely adjustable. See -> Mix=33.


Page 3: Operator 2

>>>Delay 1: Setting is set to “Old Tape”.

>>>Delay 2: Setting is set to “Tape”.

The settings can be adjusted as desired. 

The remaining pages are VCAs, Audio In & Outs, etc.

>>>Important: If the patch initially comes in mono, quickly go to side 2 and briefly turn the Pan 1 knob “L100-R0” back and forth in the mixer. The stereo sound will then come alive again. Sorry about that, haven’t figured out what that might be about yet! I am now off on vacation.


  • GOLDFINGER 2 is a golden ratio ambient patch based on its predecessor. Designed for synthesizers. Also works with bass/guitar.

Page 1: Cockpit – The heart of the patch

>>>Two rows of “In Switches” in orange (gold). Here, the individual delay times are selected via the Channel button (second to last in the row, or directly under the Eye sign). There are four channel settings per delay: Slow, Medium, Fast, Fast +. These are calculated and adjusted by me using the Golden Ratio formula. The values are rounded up or down. Ch3 and Ch2 are stored as presets. The delay times are freely combinable, but not adjustable in a certain sense. 

>>>Two rows of “pushbuttons” in white. These create glide effects. Works like the channel settings Ch1-Ch4 per row. Is really just a gimmick.

>>>Stomp switch on the left: turns on the reverb.

>>>Stomp switch center: turns on the “freeze” function of the second reverb. Works independently of the first reverb.

>>>Stomp switch right: Switches on the compressor.


Page 2: Operator

 >>>Mixer: Here you can generally adjust the gain of the individual delays. If necessary, the panorama can be changed according to the mood. If the patch initially comes in mono, quickly go to page 2 and briefly turn the Pan 1 knob “L100-R0” back and forth in the mixer. The stereo sound will then come alive again.

>>>Compressor: Is freely adjustable. The initial setting is the factory setting.

>>>Delay 1: Setting is set to “Old Tape”.

>>>Delay 2: Setting is set to “Tape”.

The settings can be adjusted as desired. 


Page 3: Operator 2

>>>Reverb: Two independent reverbs channels (true stereo) that can be completely turned on and off with the left stomp switch. Center Stompswitch: Turns on the “freeze function” of the Hall-reverb. I chose the Hall-reverb because, unlike the two reverb channels, it brings a nice foundation that becomes audible after a while. The general interaction of the different reverbs is very nice, which can be used to quickly create soundscapes. The settings of the reverb are freely adjustable.

The remaining pages are VCAs, Audio In & Outs, etc.

>>>Important: If the patch initially comes in mono, quickly go to page 2 and briefly turn the Pan 1 knob “L100-R0” back and forth in the mixer. The stereo sound will then come alive again. Sorry about that, haven’t figured out what that might be about yet! I am now off on vacation.

Schneiders Laden

Wir kamen nach Berlin, um die grossartige Emma Ruth Rundle zu sehen und ich nahm mir vor, endlich Zeit für einen überfälligen Abstecher zu unternehmen. Denn Schneiders Laden will entdeckt werden. Im wahrsten Sinne des Wortes.

«Wir stehen eigentlich davor», sage ich zu meiner Partnerin Sara. Aber ich sehe den Laden nicht. «Google bitte nochmals danach», sagt sie. Tief im Innern hoffe ich doch sehr, dass sie es nicht bereut mitgekommen zu sein. Schliesslich habe ich sie durch halb Berlin zum Kottbusser Tor mitgeschleppt. Sie kommt wegen mir mit. «Hier, in der Nähe, gibt es den Schneiders Laden nochmals. Nicht weit von hier.», sage ich mit starrem Blick auf Google Maps gerichtet. «Aber ist denn dieser Laden denn?» Also laufen wir die charmant heruntergerockte Passage nochmals ab. «Es muss hier sein. Ganz in der Nähe. Nummer 135!» Wir stehen vor Nummer 134. Aus dem Augenwinkel sehe ich zwei ältere Männer an uns vorbeigehen. Ich lausche. Höre ich ein eventuelles Gemurmel über Synthesizer? Ich schaue ihnen nach und wenige Augenblicke später gehen wir ihnen nach. Vor einem türkischen Lebensmittelladen halten sie an. Ok, dachte ich, hier waren wir bereits mehrmals. Ich spreche den Mann mit einem schwarzen T-Shirt an. Leider lag ich mit meinem Lauschangriff daneben, mit der Intuition jedoch goldrichtig. Sie sprachen nicht über Synthesizer aber er kenne Herrn Schneider persönlich und glaubt die Eingangstür sei hier ganz in der Nähe. Wir suchen gemeinsam, finden den Eingang jedoch nicht. Er zeigt mit dem Finger nach oben. «Schau, dort oben ist er. Eigentlich kennen nur Nerds den Laden...» Aha, dachte ich und bedanke mich höflich bei ihm für seine Mühe. Sara und ich sind schon ganz kurz davor uns auf den Weg in ein nahegelegenes Café zu begeben, als der Mann zurückkommt. «Ich habe die Tür gefunden», sagte er und lächelt. Ich dachte: Jesus, Maria und Josef, das ist ja mal was!

Wir klingeln und warten. Eine Treppe führt in den Stockwerk des Schneiders Laden. Etage darüber befindet sich eine Zahnarztpraxis, sagt ein Schild. Wohl eher eine Treppe höher und wohl eher vor Jahrzehnten. Ich bezweifle, dass in dem Gebäude sonst noch was geht. «Cool ist der Mann mit dem Synthesizer-Shirt zurückgekommen. Es kommt immer wie es soll», sagt Sara. Sein Shirt ist mir nicht aufgefallen. Es war ein Super-Booth Shirt.
Wir sind drin und ich liebe es bereits hier. Zwei Fahrräder an ein Doepfer Modularsystem angelehnt. Durchgesessene Couch, Plakate, obsolete Gadgets. Eine gemütliche Wohnzimmeratmosphäre mit Schreibtischlampen zieht sich komplett durch die vier/fünf Räume voller Equipment mit Charme. Mir ist augenblicklich bewusst, dass ich hier nicht so schnell gehe. Hier ist alles, was mich interessiert. In Griffweite. Der nette Angestellte empfängt uns und erklärt, was wir über den Laden zur Orientierung brauchen. Alles klar. Ich schlendere umher. Entdecke. Sara fotografiert mich zwei Mal zur Erinnerung. Ich drehe an Reglern. Der nette Angestellte erklärt ebenfalls, das Team sei unterbesetzt. Wir seien praktisch allein. Ich stelle zwei Fragen. Es ist heiss.
Unser Besuch dauert eine knappe halbe Stunde bis ich entscheide, es ist genug. Schneiders Laden ist ein Mekka und ein Must-See in Berlin. Ich empfehle Schneiders Laden jedem, der selbst elektronische Musik macht. Man gibt hier definitiv Geld aus! In dem Moment bin ich überglücklich nicht vor Ort leben zu müssen und zeitgleich traurig, denn solch ein Know-How ist selten. Beim Herausgehen erkenne ich Herrn Schneider himself hinterm Schreibtisch. Danke.
«Und, wars schlimm?», frage ich Sara.
«Nein, überhaupt nicht.»
Ich befürchte, sie hatte tatsächlich Spass.

schneidersladen.de

Text und Fotos: Dominik Grenzler

It’s not the gear, it’s the ear!

Well, this is not entirely true. Als ich den Satz vor wenigen Wochen zum ersten Mal las, war ich sehr begeistert. Doch, je mehr ich über die Bedeutung nachdachte, desto mehr stellte ich fest, dass er je nach Kontext nicht ganz den Kern trifft. Denn, werden wir nicht durch Dinge zu dem, was oder wer wir sind? Ich begab mich auf eine Deutungssuche

In wenigen Tagen wird der grossartige Effektgeräte-Hersteller aus den USA ein neues Pedal veröffentlichen. Seit wenigen Tagen sind bisher nur drei Bilder auf Instagram publiziert und hunderte von Spekulationen aufgestellt. Am 17. Mai kommt ein neues Pedal von Meris, heisst es. Ich persönlich kann’s kaum erwarten und rätsle mit Tausenden von Followers, was denn der nächste Geniestreich sein wird. Ganz nebenbei, bin ich überzeugt, dass ich das Produkt so oder so erwerben werde. Meris ist aus meiner Sicht ein absoluter No-Brainer. Neben Empress und Strymon mein absoluter Favorit in Sachen Pedale. Eine Hausnummer in Sounddesign, Qualität und Preis/Leistung. So viel vorab…

Mein lieber Musikkollege aus Deutschland brachte vor wenigen Wochen den Satz «It’s not the gear, it’s the ear!» Diese Aussage schreibt er sich zu als eine Art Reminder an sich selbst. Auf Instagram sah ich dann erneut ein Bild von seinem wahrhaftig teuren Pedalboard (Effektgeräte des State of the Art) samt einem E-Cello. Hellauf war ich begeistert, stellte jedoch fest, dass die Bedeutung nur bedingt aufging. Etwas passte für mich nicht! Aber was und warum?

Denn «Du bist, was Du liest und Du bist, was Du isst» usw. Ganz ehrlich und unter uns: Ja, es sind all die Dinge, es ist das Equipment, das uns grösstenteils zu dem macht, was wir sind oder vorsichtig gesagt wer wir sind. Frage: Ist all das Equipment denn kein Helferchen in allgemeiner Kreation? Geben wir nicht gern Geld dafür aus und zeigen es öffentlich im Internet? Absolut! Das machen wir doch so gern. Wo wären wir denn ohne unser Equipment? Die meisten von uns wären, ganz ehrlich, nicht sehr weit! Selbstverständlich genrebedingt.

So bitter das klingen mag, so ehrlich und geradeaus ist es. Ich persönlich habe meine Spieltechnik seit Jahren vernachlässigt und mich komplett der Produktion verschrieben. Ich bin kein Purist mehr. Zum Einsatz kommen meine kleinen Helferchen unter meinen Händen. Soft- und Hardware ist ein Muss. Aus meiner Sicht ist die technologische Entwicklung fortgeschritten genug, um zu assistieren ohne dabei die komplette musikalische Kontrolle völlig zu übernehmen, auch wenn sie dies könnte. Das musikalische Verständnis muss nach wie vor vorhanden sein. Ein musikalisches Gespür ist von Nöten. Das Ohr ist entwickelt. Der Einsatz von Technik assistiert, kompensiert, erleuchtet.

Der Segen des Fortschritts

Nun, um beim Beispiel mit Meris zu bleiben: Meris entwickelte ihr kommendes Pedal während der letzten zwei Jahre. Die Erwartungen sind bereits gigantisch. Ich selbst kann’s kaum erwarten. In meiner Vorstellung oszilliere ich zwischen diversen Ideen, was dies denn sein könnte. Ich weiss es nicht. Aber es wird toll! Die Technologie erlaubt es inzwischen in ungeahntes Territorium vorzudrängen. Schauen wir allein auf die rasante Entwicklung der letzten zehn Jahre. Es ist und wird sehr, sehr viel möglich. Dazu fehlt mir die Kenntnis, aber ich bin überzeugt, ihr versteht, wohin die Reise geht…

Der Fluch des Fortschritts

Wenn ich darüber nachdenke, wird mir schwindelig. Aus meiner Sicht wird es demnächst, sehr vorsichtig ausgedrückt, «gefährlich». In der ursprünglichen Version des Textes hatte ich hier einiges an Spekulationen aufgeführt, die ich jedoch vorerst für mich behalte. Verallgemeinert gesagt: Das Tempo wird anziehen und die Technik wird stets erschwinglicher, was definitiv Vor- und Nachteile mit sich bringt. Eines der Nachteile ist bereits real. Offensichtlich wird weniger Aufwand beim Musizieren betrieben, die Geschwindigkeit des Produzierens wird immer höher und das alles ohne mögliche Tiefe. Das musikalische Verständnis wird nicht mehr gefragt. Ein musikalisches Gespür ist dann nicht mehr von Nöten. Ein Ohr ist Vergangenheit. Die KI übernimmt. Das ist gegenwärtig schon so und wird nur mehr. Das Tempo wird anziehen. Die Menge wird anziehen. Unumstritten, unausweichlich. Spreche ist hier bereits aus vielen Herzen? Bestimmt!

Ich bin ein Teil des Ganzen

Warum schreibe ich eigentlich darüber? Die Antwort ist sehr einfach. Ich selbst drifte immer wieder von meinen Grundsätzen ab. Nehme mir selbst weniger Zeit für alles. Always on the run. Dieses Phänomen geht sicherlich mit dem Naturell des Daily Jobs Hand in Hand. Aber selbst das ist nicht die Antwort auf alles, denn wir lassen etwas mit uns machen. Ein simples Beispiel zum Thema Tempo und Menge: Neulich sass ich im Bus und vor mir eine recht junge Dame mit ihrem Smartphone hantierend auf Spotify. Das Hinhören sah ungefähr so aus, dass sie jeden Song der Playlist 5-10 Sekunden ancheckte, um bis zur Mitte vorzuswipen und nach weiteren Sekunden den Track als gut oder schlecht abzutun. Ich dachte mir nur: «Shit, unter einer Minute, da kommt ja bei mir noch nicht mal der erste Ton, haha!» Wie soll man hier generell urteilen, wenn wir uns keine Zeit allein für ein simples Hinhören nehmen?! Auf der anderen Seite, wie können wir wiederum den riesigen Schwall an Input überwältigen? Mögliche Ansätze soll es geben. Ich habe keine Lösungen parat. Fakt ist, jeder gehört dazu.

«It’s not the gear, it’s the ear!» – Hier bleiben wir puristisch, spielen das klassische Instrument und begeistern mit dem natürlichen Klang und der Spieltechnik. Ausschliesslich. In meiner Welt der experimentellen und elektronischen Musik kaufen wir Dinge und lobpreisen sie. Böse gesagt, müsste der Leitsatz angepasst heissen: «It’s not the ear, it’s the gear!» – Aber auch das trifft nicht ganz den Kern.

Ich hoffe, mein lieber Musikkollege kündigt mir nicht die Freundschaft…


Bildquelle: Google

Fromaroom Sessions: Exploring discontinued and obsolete reverb units

Let us talk Ambient and let us explore. Shall we?! 

It is finished! This is the six tune session using my old school rack reverb units from the 80’s and 90’s. You listened to the same long meditative sequences with different sounding reverb units during the last days on Bandcamp and hopefully enjoyed what you have discovered… Just for the record if I can get my hands on another old reverb unit I’ll let you know. The recording of it will be added to this session… 

Please note that each reverb algorithm has its own mojo and flavour and I have not recreated the same sound for all units. You hear what I liked at the very moment. And for the record, «Of shadows and light» is my final track (read and listen below). Here we go…

Alesis Midiverb (1986)

This is Midiverb sounding. You are hearing the Digitone by Elektron playing a few notes constantly and generatevely feeded into the Midiverb. Preset: 50 (20sec, Dark & Large), 75% wet. Into the Oto Machines Boum into H5 (line in). The only thing I did to this recording was adding a bit of EQ by Kush. Not too much. You need to hear the unit.

Midiverb, a surprisingly good sounding 16-bit reverb. Manufactured in 1986 by Alesis, it was introduced as the world’s first mainstream 16-bit digital reverb. And the first of the Alesis series, followed by the notable Midiverb II (used in the past by Boards of Canada, Aphex Twin), QudraVerb (currently by Hainbach) and the Nanoverb (currently by GusGus). Yes, the midiverb is a bit noisy but offers nice lofi and mojo, which I think is trumped by my favorite Midiverb II. If you can get your hands on these Alesis Reverb units, do so. Thanks Stan Pete for fixing the unit (by the way).


Alesis Midiverb 2 (1987)

This devil in 19-inch clothing comes from the people who brought you the MIDIVERB and Microverb, two outstanding products in a market where the words ‘cheap’ and ‘quality’ are rarely mentioned in the same sentence, let alone about the same product. It’s the sign of a smart company when, instead of building a reputation on a couple of products and then sitting back for a round of applause, they proceed to make something better and cheaper than ever before.

Lurking on the PCB inside the MIDIVERB II is a 16-bit linear PCM convertor, running in a RISC environment with a custom-built VLSI chip (clocked at a snappy 8MHz) which, unless you’ve got ears like a bat, is as clean as you’re likely to need, buddy. Seriously though, although anything you can’t hear won’t hurt you, having as little as 0.1% distortion isn’t bad, and it gives you that ultra-clean, digital sound that people love so well. Some other interesting spec is: this unit used to be used by Boards of Canada and Apex Twin.

There are 99 preset effects supplied (plus defeat), featuring 29 very natural sounding reverbs, 10 gated reverbs, 10 reverse reverbs, 20 echoes, 10 flanges, 10 choruses and 10 miscellaneous effects. That’s a lot of stuff, and it’s all as easy to use as the remote control on your video. Okay, so you can’t alter any of the programs, stepping the reverb up and down in infinitessimal graduations… but there are more different room sizes than you’ll ever really use here, so who needs to, hmm?

The dynamic range, a statistic so frequently bandied about by audio salespersons, is a whopping 85dB. Right, so much for the physics of the situation, how does it sound?

This is the Midiverb 2 sounding. On the foto it is the 2nd in the row. You are hearing the Digitone by Elektron playing a few notes constantly and generatevely feeded into the MV2. I have used the preset number 29 at ca. 45-50% wet, XLarge Warm (15sec.). Midiverb2 into the Oto Machines Boum into H5 (line in). The only thing I did to this recording was adding a bit of EQ by Kush. Not too much. You need to hear the unit. I think the MV2 sounds beautiful. It offers a lovely, lovely lofi and mojo. I love it. 


Lexicon LXP​-​1 (1988)

There can be few effects devices around as prestigious and as desirable as those made by Lexicon. Now, with the release in 1988 of the LXP1 16-bit processor, the classic Lexicon sound became truly affordable.

This is the LXP-1 sounding. On the foto it is the 3rd in the row. You are hearing the Digitone by Elektron playing a few notes constantly and generatevely feeded into the Lexicon. I have used the Plate D preset at ca. 45-50% wet, decay at maximum (6sec.) and Delay at maximum as well (246ms). You might hear it bounce a little. Reverb into the Oto Machines Boum into H5 (line in). The only thing I did to this recording was adding a bit of EQ by Kush. Not too much. You need to hear the unit. I think the low-mids are beautiful. The LXP-1 offers a lovely lofi and mojo. I love it. 


Alesis Quadraverb (1989)

The Alesis Quadraverb is a 16 bit programmable stereo effects box processor utilizing four digital effects, originally released in 1989. This rack mount unit is arguably better for electric instruments like guitar, being a product of the late 80’s and early 90’s.

This effects unit and many effects units like it can be heard all over rock, metal and alternative rock records from the 90’s. It really gives electric guitars that 90’s sound. For the people familiar with the sound, it will become recognizable almost instantly when you hear it.
This rack was used as reverb on lots of classic hip-hop and boom bap records from the early 90’s. It was a definite go-to for reverb for a lot of hip-hop producers using machines like the SP 1200 and the Akai S950. Ask anyone who knows and they will look at you funny if you mention the SP 1200 + S950 + Quadraverb when talking about drums. Part of one of the formulas for snares that knock.
Alesis reverb effects processors can also be heard a lot on 90’s trance and dancehall music as well. For the vintage factor alone, the uses to this day are fairly obvious for those who are after a certain sound. A vintage unit will never be out of play… As long as people value the sounds from the past these machines will always hold some value.

Many love the Alesis Quadraverb for the countless options and tweaks that you can play with due to the programming. Like many of its counterparts of the time, this rack mount box will take on full MIDI capabilities widening the range of use from studio to stage. As far as vocal effects go, there are a lot better options to go with for mixing plugins and applications.
The Quadraverb is an analog piece of music equipment and does not exist in digital VST form. I would recommend finding the real thing if you are trying to recreate that sound because it’s never been cheaper to do so. However, the ValhallaRoom is a very, very good VST to check out that can produce similar reverb without the metallic drawbacks of the Quadraverb.

This is the Quadraverb sounding. On the foto it is the 1st in the row. My Quadraverb is made in 1992. Could be one of the last units… You are hearing the Digitone by Elektron playing a few notes constantly and generatevely feeded into the QV. I have used the Taj Mahal preset at ca. 48% wet. I have been curious about this preset since Hainbach speaks a lot about it. For the record, I have bought this unit last year from a Balkan Beats producer here in Zürich and did not change anything on it except repairing the LED-screen (Thx Joel for that). So, I really do not have a clue until now what this unit is really capable of! Simply because it’s not my «to go for» reverb device… But who knows… Alright, let’s move on, reverb into the Oto Machines Boom in H5 (Line In). The only thing I did to this recording was adding a bit of EQ by Kush. Not too much. You need to hear the unit. Yes, the Quadraverb is a bit noisy but offers nice lofi and nostalgia mentioned above. Sorry for the clipped tones here and there. I just didn’t notice it during the recording session 🤷‍♂️. If you can get your hands on this reverb unit, do so!


Zoom 9030 (1991)

Zoom introduced the 9030 with a 16-bit processor as a smaller version of the 9010 multi effects processor. Although the Zoom 9030 is easy to use and the effects easy to edit, you still have to wonder if the effects are any good. After all, this is a fairly cheap unit compared with the mighty Zoom 9010 which was sold for over a grand back in the 90’s. Before I make any comments I have to stress that assessing any effects unit is a very subjective matter and you must try out the unit and make your own judgments. As usual. There is no doubt that all effects processors are built of a good quality and the effects have their own mojo, but whether they suit your needs is something only you can decide. That’s how it is with the Zoom products and in general. Well, my very first effects pedal was a Zoom BFX-708 bass effects processor that I bought in 1998. It was a heck of a lot of money for me, but it paid off and served me well. Still works by the way. That piece of plastic. I used it especially during my 1999-2001 support shows for Whitney Huston, Marla Glen or Joe Cocker (as the dedicated bass player for the opening acts. How time flies! This was more than 20 years ago!!! Please excuse my digression…). All in all, the 9030 used to be used by Trent Raznor. Well, you might say, this is the famous effects processor that provided the distortion for the Nine Inch Nails albums Broken and The Downwards Spiral. The unit supports up to 99 patches and has a wide range of effects from various distortions to wah, pitch, flange and much more. But I went here for the longest Reverb patch available…

This is the Zoom 9030 sounding. As usual, you are hearing the Digitone by Elektron playing a few notes constantly and generatevely feeded into the 9030. I have used the Cathedral preset at 41% wet, 7.7 sec., Pre-delay 230msec. The 9030 into the Oto Machines Boum into H5 (line in). The only thing I did to this recording was adding a bit of EQ by Kush. Not too much. You need to hear the unit. I think the 9030 sounds very noisy and digital. Very! Well, if you like it offers a lofi-lofi and digi-mojo. Sounds interesting! In a way… But I would not use this reverb for sound design…


Yamaha A3000 (1997)

The Yamaha A3000 is a professional hardware sampler released by the company in 1997. Back then the company was barely known for sampling, so the release of the A3000 was an unexpected one. The goal of Yamaha with the A3000 was to make a break-beat machine and phrase sampler that could be used for a wide variety of recording as well as performance applications.
Although the A3000 is a capable machine, it is one that takes a lot of time and dedication to master. Right out of the box you are faced with an almost 400 page manual to introduce you to all the features and functions of the A3000. Although the A3000 only shipped with 2 megabytes of memory, it can accept expansion memory in the form of single in-line memory modules up to a maximum of 128MB. The A3000 handles sample processing with three independent effects blocks that can handle all the usual delay, reverb and chorus style effects. Everything recorded to floppy disks. This unit was used extensively by Junkie XL. This unit was used extensively by Junkie XL. He loves the bass sounds on the A3000. I explored the side of the reverb and did not sample anything…

This is the A3000 sounding. As usual, you are hearing the Digitone by Elektron playing a few notes constantly and generatevely feeded into the 9030. I have used the Canyon preset at even D=W. The manual says I am able to go up to 30sec reverb time but to be honest I failed reading the manual! So the reverb time is long. The A3000 into the Oto Machines Boum into H5 (line in). The only thing I did to this recording was adding a bit of EQ by Kush. Not too much. You need to hear the unit. I think the A3000 sounds noisy and digital. Sorry for the clipped tones here and there. I just didn’t notice it during the recording session 🤷‍♂️. Well, if you like it offers an interesting lofi and digi-mojo as well as the Zoom 9030. Sounds interesting but I would not use this unit for its reverb sound.


Of shadows and light

This is the last piece of the session using my old school rack reverb units from the 80’s and 90’s. You have listened to long meditative sequences in which various reverb units sounded. «Of shadows and light» is the finale of it. You will now hear the sequence of Midiverb and Lexicon reverb superimposed. Did not change a thing. Added a bit of saturation only. Very beautiful sounding! 

Start your day or just close your eyes. 
Good morning, good night.

Music by me 
Cover Art by Sana Vahdati  
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