All you need is… Puremagnetik?

Wenn ich an Saturation, Texturen und Artefekte denke, kommt mir die Kassette oder das Band in den Sinn. Das Revival ist seit paar wenigen Jahren allgegenwärtig. HiFi ist in vielen Genres relativ geworden und das lässt Raum. Doch nicht alle können oder wollen sich eine Bandmaschine, 4-Spur-Aufnahmegerät, Diktafon oder einen Walkman zulegen (oder das im Herbst kommende neue Generation Loss MK2 Pedal von Chase Bliss!). Die Handhabung kann schön aber auch aufwendig und die Wartung mühsam sein. Die Geräte sind rar und unter Umständen auch richtig teuer. Und wer mit iPad und den Apps nichts anfangen kann, der greift zum Computer und hilft sich aus und das ohne viel Aufwand.

Prinzipiell endet deine Suche auch hier, denn Puremagnetik deckt ein enormes Feld an Klangerzeugern, Samples und Effekten. Hier findet jeder etwas Passendes und Kleines für sich. Vor allem, wenn es darum geht ein solide programmiertes Plugin zu haben. Micah Frank (New Yorker Musiker, Sound Designer und Produzent) hat hier wahrhaftig eine Inspirationsquelle erschaffen, die Musiker weltweit animiert. Mit meinem Beitrag konzentriere ich mich auf eine Handvoll Plugins von Puremagnetik, die dir bei der Suche nach der gewünschten Saturation, Texturen und Artefekten einer Kassette oder eines Bandes aushelfen werden. Darüber hinaus bist Du mit den von mir aufgeführten Multitrackern/Loopern/Samplern todsicher bereit loszulegen. Bevor wir starten, muss ich anmerken, dass Puremagnetik ein spannendes Plugin auf den Markt gebracht hat. Es heisst «Lore». Da ich es noch nicht ausprobiert habe, führe ich es nicht auf.
Und ganz wichtig, unter Umständen, je nach Alter des Computers, kann die CPU-Auslastung unterschiedlich ausfallen. Ich verwende ein MacBook (15-inch, Mid 2013).

Der Guide

Das ist mein persönlicher Puremagnetik-Plugin-Guide der Musique Concrète, Tape Music und den Microsound auf deinem Computer aufleben lässt. Um das klangliche Spektrum mit all den gebotenen Möglichkeiten zu erweitern, empfehle ich weitere Plugins von Puremagnetik (zB.: Kristall, Fog, Zerone Fathoms, Vanisher etc.). Der Sound lebt von der Verkettung! Viel Spass beim Entdecken…


Small Winters | Granular Splice Multitracker

Small Winters loopt bis zu 12 Sekunden eingehendes Audio, das auf 3 separaten Spuren aufgezeichnet werden kann. Jede Spur kann unabhängige modulierende Loop-Punkte haben, die sich über die Dauer der Aufnahme bewegen und kreative Phrasen und Texturen erzeugen, die auch ein Eigenleben entwickeln können.

Abgesehen von der Aufnahme von Modulationen kann jede Spur in Small Winters in der Tonhöhe angepasst und mit einem Tape-Age-Effekt versehen oder zu einem granularen Effekt mit spektralem Blurring (Unschärfe) geroutet werden. Das Gerät ermöglicht auch Overdubbing auf jeder Spur, so dass mehr als drei Phrasen erstellen werden können, die zudem dynamisch interagieren.

Weitere Informationen hier: Small Winters


Swarm | Particle Diffusion Sampler

Swarm ist ein Sounddesign-Effekt, der von «swarm intelligence» (Schwarmintelligenz) und «particle masses» (Partikelmassen) inspiriert ist, wie sie der Komponist Iannis Xenakis verwendete. Es klont ein Segment einer Probe und fügt diese Mitglieder in eine «Herde» ein, die sich in einheitlicher – manchmal stochastischer – Koordination zerstreut.

Swarm zeichnet sich durch die Erzeugung dichter Pizzicato-Wolken oder spaciger, zufälliger Umgebungen aus. Es ist ein sehr unkonventioneller Effekt mit unvorhersehbaren und oft wundersamen Ergebnissen.

Weitere Informationen hier: Swarm


Weave | Buffer Drone & Space Machine

«Weave – a buffer manipulator, space and soundscape machine inspired by drone and tape music.» Hier muss nicht viel gesagt werden. Der Kauf ist ein No-Brainer.

Weitere Informationen hier: Weave


Strata | Particle Tape Loop Device

Strata ist ein Gerät, das sowohl von Microsound als auch von Bandmusik inspiriert ist. Es ist ein Tape-Loop-Emulator und ein granularer (Partikel-)Prozessor, der alle Arten von eingehendem Audio verzerren, biegen, sezieren und “analog altern” kann.

Strata kann als einfacher Ad-hoc-Buffer-Looper verwendet werden, oder Sie können komplexe Klangskulpturen erstellen, indem Sie es in den “ADD”-Modus versetzen und die Grain-Regler optimieren.

Weitere Informationen hier: Strata


Innervelt | Dark Haze Machine

Innervelt ist eine „Dark Haze Machine“, die eingehendes Audio erfasst und durch eine unkonventionelle Reihenfolge von Effekten verarbeitet. Chebyshev waveshaper distorts the signal as it passes through an algorithmic space. Der Space-Effekt selbst wird durch eine variable Sample-and-Hold-Schaltung moduliert, was subtile bis dramatische swells & pulses im Dry-to-Wet-Verhältnis verursacht. Die gesamte Kette wird dann von einem MIcro-Looper gesampelt, der on-the-fly mit dem Originalsignal gemischt werden kann. Mit dem MEMORY-Regler können zudem Variationen, Stutter-Effekte und neue Phrasen von Ambient-Washes erstellt werden.

Weitere Informationen hier: Innervelt


Replicas | Creative Splice Sampler

Replicas ist ein kreativer Splice-Sampler, der das eingehende Audio mit drei gleichzeitig geloopten Segmenten manipuliert. Wie «Small Winters» nur anders!

Inspiriert von alten Bandspleißtechniken, sampelt Replicas eingehende Signale, formuliert, verzögert und verändert das aufgenommene Material. Damit können komplizierte melodische Muster erstellen, extreme zeitbasierte Effekte hinzugefügt oder vorhandene Phrasen mit subtilen Nuancen erweitert werden können.

Füge Gitarren- und Klavierphrasen Atmosphäre hinzu, zerstöre Beats oder erzeuge dir wiederholende Stottereffekte für Vocals. Replicas ist vor allem zum Experimentieren da. Es kann angenehm unvorhersehbar sein und man weiß nie, was man bekommt!

Weitere Informationen hier: Replicas


Rust | Chromium & Iron Oxide Resonator

Rust ist ein Hybrid aus metallischem Resonator und analogem Vintage-Aging-Effekt. Es kombiniert eine Reihe von Resonanzfiltern zweiter Ordnung, einen physikalisch modellierten «Ball-in-the-Box»-Raum und den analogen Age-Effekt von Puremagnetiks von Driftmaker und Verv. Im Wesentlichen gibt es zwei Signalketten in Reihe: Iron Oxide (Rust) und Chromium (Analog Tape).
Rust kann alles alt und quietschend klingen lassen, abgenutzt mit Wow und Flattern oder völlig in der Zeit verloren (Tipp: Drehen Sie alle Regler auf!). Ein paar Presets sind enthalten, um den Einstieg zu erleichtern, aber Rust sollte wirklich mit dem METAL-Regler an das Eingangs-Audio angepasst werden.

Weitere Informationen hier: Rust


Coil | Artifact Anomaly Generator

Coil ist ein analoger Warping-Effekt, ein Sample-Decimator, Phaser und mehr. Er wurde ursprünglich als Glitch-gesteuerter Verzerrungseffekt entwickelt – ein probabilistisches Gerät, das die Verschlechterung in digitalen und analogen Systemen emuliert. Aufbauend auf diesem Konzept hat Puremagnetik Coil als einfache, unterhaltsame und nützliche Toolbox entwickelt, um dem eingehenden Audio einige willkommene Missfunktionen zu veranstalten. Coil enthält Algorithmen zum Anreichern der Sounds mit Tape Warp, bit and Sample Rate Reduction, Phase Cancellation, Filterung ect.

Weitere Informationen hier: Coil


Balloon | Lo-Fi Modulator

«Everything you do is a Balloon» – Boards of Canada

Balloon ist ein fortschrittlicher Modulationseffekt, der vom Caroline Somersault-Pedal inspiriert wurde. Mit nur wenigen Reglern fungiert es als weiträumiger Chorus, Slap-Back-Delay, Tremolo, Spatializer und ein einzigartiger Echo-Effekt. Verwende es für Gitarre, Stimme und Synthesizer, um ihr Stereospektrum zu erweitern und ihrem Sound ein immer modulierendes Leben zu verleihen. Oder experimentiere mit der Steuerung und erkunde alle klanglichen Möglichkeiten, die Balloon zu bieten hat.

Weitere Informationen hier: Balloon


Bonus

Mimik OD | Pitch & Time Repeater with OD

Mimik OD ist die MK2-Inkarnation des variablen Zeit- und Tonhöhenprozessors von Puremagnetik. Es ist eine Manipulationsmaschine, die helfen soll, mikrosonischen Aspekte zu erforschen. Mimik OD zeichnet eingehendes Audio in einem kurzen Buffer auf, der getweakt werden kann, um Rhythmen und Klänge vollständig zu verändern.

OD steht für „Mystery Overdrive“. Mit der OD-Taste erzeugt Mimik bei jedem Drücken neue Sounds. Es ist eine schnelle und einfache Möglichkeit, neue Nachahmungsmuster des eingehenden Audios zu erzeugen. Der Buffer von Mimik OD kann «abgeschnitten» oder zufällig moduliert werden. Es ermöglicht Pitch-Stretching ohne Änderung der Dauer und Time-Shift ohne Änderung der Tonhöhe. Du kannst fast alles umkehren, zerhacken, einfrieren und neu formulieren. Mimik OD kann für subtile Artikulationsnuancen oder extremere Beat-Verarbeitung verwendet werden. Toll!

Weitere Informationen hier: Mimik


Fragment | Dual Fluctuation Looper

Und zu guter Letzt bringe ich euch Fragment. Fragment ist ein einfaches und unterhaltsames Dual-Looping-Plugin, das entwickelt wurde, um neue, modulierende Fragmente des Eingangsaudios zu erzeugen. Es ist eine schnelle Möglichkeit, einige neue Ideen zu skizzieren und einzigartige Klangphrasen zu formulieren. Vielleicht sogar, von den hier aufgeführten Loopern/Samplern die schnellste und einfachste Möglichkeit On-The-Fly was zu zaubern.

Fragment wurde von meinem individuellem Looper-Pedal inspiriert (basierend auf meinem Patch fürs Zoia-Pedal), welches ich während der gesamten Produktion von «Less» verwendete. Das Gerät kann zwei Loops aufnehmen, sie um 24 Halbtöne nach oben und unten verschieben, modulierende Start-/Endzeiten einstellen und alle diese Parameter mit der Lautstärke fluktuieren. Der «Fragment»-Parameter moduliert alles zufällig, aber langsam, um Wellen und generative Automatisierung zu erzeugen. Fragment ist nicht Clock-gebunden.

Weitere Informationen hier: Fragment

Puremagnetik hat mich nicht gesponsert. Mein Feature kommt von Herzen. Alle vorgestellten Plugins habe ich käuflich erworben.


Quelle: Puremagnetik, Micah Frank

Rysy

Hi! This is a walkthrough on Rysy a nostalgic 1950s filter by Felt Instruments and a quick presentation on how I am using this wonderful little plug-in device.

Rysy is a faithful recreation of a legendary filter and a tube preamp, famously used by Karlheinz Stockhausen, the Polish Radio’s Experimental Studio and other pioneers of electronic music. It contains of a variable bandpass filter with 11 stepped frequency cutoff points per band and sounds fantastic!

Felt Instruments: https://feltinstruments.com
Pablo Ortega: https://pablo-ortega.com
Puremagnetik: https://puremagnetik.com

Fragment

What is Fragment?

Fragment is a dual looper device (developed in collaboration with Puremagnetik) with pitch shifting, phrase modulation and more. It is a simple and fun dual looping device designed to generate new, modulating fragments of your input audio. It’s a quick way to sketch out some new ideas and help formulate unique sound phrases.

The plug-in comes free with An Moku’s Less – out now on Puremagnetik Tapes. Less is name-your-price on Bandcamp through April 23rd. Download instructions are included with the Bandcamp album download.


Walkthrough

This is a walkthrough on Fragment and a quick presentation on how I am using this wonderful little plug-in device. Enjoy the lo-fi 😉

Fragment was inspired by my customized looper pedal that I used throughout the production of Less. The device can record two loops, pitch shift them up and down 24 semitones, set modulating start/end times and fluctuate all of these parameters with volume. The “Fragment” parameter modulates everything randomly, yet slowly, to create swells and generative automation. Enjoy Fragment…

Get Fragment: https://anmoku.bandcamp.com/album/less-2

Synthanatomy.com

Gearnews.de

My Favorite Things #2: Reverbs (Mac OS)

Gleich nach den Delays kommen für mich die Reverbs. Hier war es allerdings erheblich schwieriger zu entscheiden, welche Handvoll ich auf meine einsame Produktionsinsel mitnehme. Reverbs sind wahrscheinlich noch mehr mit einem Samthandschuh anzufassen als andere Effekte. Vielleicht gleichzustellen mit dem Fuzz in der Stompbox-Welt (was ich da schon alles an Meinungen und Behauptungen hören durfte). Nun, Reverb oder zu deutsch der Hall kann den Sound beleben, negativ durchnässen und/oder zusammenleimen. Je nach Einsatzgebiet sind die Möglichkeiten vielfältig und das Angebot ebenso. In 2020 gibst Du ins Suchfeld Reverb-Plugin ein und es folgen dutzende Anbieter. Das macht Spass und für jeden ist etwas dabei.

SIR3

Ich selbst experimentiere sehr viel mit der 100%-Wet-Einstellung, die Spass machen kann, doch wenn es um schöne Räume geht, gibt es für mich neben dem Valhalla Vintage Verb (ist bereits mehrmals von mir gefeaturet worden), dem Neunaber Wet (es folgt demnächst ein Beitrag) und dem Blackhole von Eventide (ich besitze das Reverb als Hardware und als iOS App auf dem iPad) vor allem das SIR3 von SIR Audio Tools, ehemals Knufinke. Mit SIR3 geht das High Dynamic Range IR Plug-in des Herstellers SIR Audio Tools (Christian Knufinke) in die dritte Runde. Jedes noch so kleine Detail, ob auf der Bedienoberfläche oder unter der Haube, wurde von den Entwicklern unter die Lupe genommen und erneuert oder feinjustiert. Das Plug-in kann die importierte IR-Datei nochmals komplett durch den Fleischwolf drehen. Etliche Parameter wie Gating, Ducking, Hüllkurven, Equalizer, einfache Reverb-Funktionen, Modulationen, Damping und Dynamik lassen sich einfach über die Regler einstellen. Dazu ist die Oberfläche sehr übersichtlich in Sektionen eingeteilt und trotz der vielen Parameter recht einfach zu verstehen. Aber es kommt am Ende eben auf den Sound an. Und der ist hochwertig. Artefakt ist hier ein Fremdwort – es sei denn, ihr wollt es so! Ich bin durch eine Empfehlung aus Hamburg auf die Schmiede gekommen und habe mich mit SIR2 doch nicht recht anfreunden können, bis die dritte Version kam. Aus meiner Sicht völlig unterbewertet. Ganz grosses Kino! Leider gibt es nicht sehr viel Material auf Youtube, daher folgen zwei Videos:


Little Plate

Little Plate von Soundtoys ist für mich zu einem wichtigen Produktionswerkzeug im Bereich Ambient geworden. Das Hall Plug-in simuliert den Effekt der monumentalen Hallplatte EMT 140 aus dem Jahr 1957. Die EMT 140 verwendet einen Magnetwandler, um eine massive Metallplatte in Schwingungen zu versetzen, und sendet das Ergebnis über einen Tonabnehmer, der den resultierenden Nachhall erfasst, an den Toningenieur zurück. Die EMT 140 wurde 1957 eingeführt und war in der Lage, einen dichten und sanften Nachhall zu liefern, wie er vorher nicht möglich war. Sie klingt zwar nicht wie ein echter Raum, hat aber eine eigenständige Schönheit, weshalb Plate Reverb auch viele Jahrzehnte danach noch ein begehrter Effekt ist. Die 140er sind jedoch schwer zu finden und bei den Ersatzteilen wird es noch schwieriger. Nicht zu vergessen, ihre schiere Größe und das Gewicht, halten sie außerhalb der Reichweite des durchschnittlichen Studios.
Ok, so weit so gut, doch zurück zum Ambient. Ich experimentierte mit diesem Plugin für eine Zeit und entdeckte, dass die langen Halleinstellungen massiv schön klingen (Outer Space). Zum Einsatz kam das Plugin auf dem Stummfilm-Festival in Zürich während der Live-Vertonung dreier Maya Deren Filme.


Raum

Welches dritte Plugin nehme ich mit? Nun, ich denke die Wahl fällt auf das Hall-Plugin Raum von Native Instruments. Hier überlasse ich die experimentierfreudige Laune allen, die offen für Neues sind. Ein sehr schönes Plugin.


Fazit: Doch seinen wir wieder mal ehrlich: Wie bei den Delays bereits, geht es auch ohne diese Reverbs. Jede gegenwärtige DAW kommt mit einem fein ausgestatteten Fuhrpark an Plugins, die nie besser waren als jetzt und man kann mit ihnen so ziemlich sehr sehr viel machen, wenn auch nicht so ziemlich alles. Also, warum ausgerechnet diese Drei und warum extern kaufen? Nun, ich behaupte mal, WIR gern upgraden, auffrischen und neue, alternative Herangehensweisen erforschen. Und weil wir es einfach und schnell haben möchten. Oder? Ein Hoch auf die Technik.

Alle Empfehlungen sind frei. Ich kaufe alles selbst und werde nicht bezahlt. Ich empfehle ebenfalls die Software nicht illegal herunter zu laden. Was ich mir selbst nicht leisten kann, kaufe ich nicht und verzichte. Es geht auch ohne, gell!

Quellen: Valhalla, Neunaber, SIR Audio Tools, Soundtoys, Native Instruments

My Favorite Things #1: Delays (Mac OS)

Ich liebe Delays sehr. Ohne sie kann ich nicht leben. Delays dienen als Breitmacher, Looper und Hall. In gewisser Form und Weise eingesetzt. Dank der gegenwärtigen Entwicklung der Technik können wir unglaublich viel damit machen und somit unglaublich viel Freude haben. Toll! In der Musikproduktion mit dem Computer ist der Vorgang sehr viel einfacher als mit einer Stompbox. Wobei auch dort mittlerweile sehr smarte Tretminen sich behaupten dürfen: ZOIA, Poly, HX Stomp, H9. Doch mit dem Computer reicht unter Umständen ein mächtiges Plugin und schon läuft der Hase in die richtige Richtung. Solche Plugins möchte ich hier in der ersten Ausführung dieser Reihe kurz und bündig vorstellen. Ein Hoch auf die Technik.

Valhalla Delay

Dieses Delay ist mein absolutes To-Go-Delay #1, sobald es um kreative Bearbeitung einer Klangdatei geht. Es kling nicht nur toll, es ist einfach zu bedienen und die Möglichkeiten sind atemraubend. Die mitgelieferten Presets sagen alles; sind so vielfältig, dass man eigentlich nichts anderes mehr braucht, sofern man die Klangfarbe des Delays mag. Ich tue es! Zuletzt verwendete ich das Valhalla Delay exzessiv bei den Aufnahmen und der Live-Performance zum anstehenden Maya Deren Album (VÖ Oktober 2020), das ich mit dem Zürcher Gitarristen Joel Gilardini aufgenommen habe. Die Live-Vertonung der Maya Deren Filme fand im vergangenen Dezember auf dem Stummfilm-Festival in Zürich statt. Ich schaltete eine mächtige Reihe an virtuellen Effekten samt zwei Valhalla Delays mit eigenen Presets am Ende, begleitet von Soundtoys’ wunderschönem Reverb: Little Plate (wird in der nächsten Folge vorgestellt) im Falle, dass ich den Live-Sound doch noch breiter haben möchte. Ihr könnt mir glauben, je nach individuellem Einsatz kommen mit dem Valhalla Delay wahre Welten auf!

Super erschwinglich und sehr sympathische Kleinschmiede. Zuletzt haben Valhalla ein tolles Free-Plugin veröffentlicht: Supermassive. A Must-Have!
Also, wartet nicht auf irgendwelche Vergünstigungen, diese machen Valhalla nicht (SUPER!), sondern unterstützt diese Schmiede direkt hier!


Echoboy

Mit EchoBoy decken SoundToys quasi die gesamte Entwicklungsgeschichte des Delay-Effekts ab und die dreiseitige Einleitung des 40-seitigen Handbuchs lässt von den 1960er Slap-Echos bis zum PCM 42 kaum einen großen Namen aus. Unter Beweis stellt EchoBoy seine Fähigkeiten mit zwei unabhängigen Delay-Lines und nicht weniger als 31 Algorithmen, sogenannte Styles, die von generellem Verhalten z.B. Analog, Digital, Tube, Tape bis zu spezifischen Nachbildungen wie Space Echo oder TelRay reichen. Diese Styles können über den Styles-Edit-Taster sogar noch weiter angepasst werden. Da gibt es einen dreibandigen Equalizer, der aber eine ganz andere Funktion hat, als man vermuten könnte. Während der Gain-Parameter noch «normal» ist, regelt der Decay-Parameter die Färbung des abklingenden Signals über die Zeit hinweg. Also ob die Echos mit der Zeit heller oder dunkler werden und wie schnell. Echoboy ist wohl eines der umfassendsten Delays im nicht gerade spärlichen besiedelten Delay-Markt, mit dem sich wirklich jeder Stil und jeder Charakter verwirklichen lässt. Auch wenn die Konkurrenz mit Ohmforce Ohmboys, Rob Papens RP-Delay, Fabfilters Timeless, Slate Digitals Repeater oder Unfiltered Audios Sandman auch jeden Menge zu bieten haben, mit EchoBoy wird man trotzdem so schnell kein neues Delay brauchen. Behaupte ich mal so.

Ich habe ein schönes Video gefunden, als Vergleich der beiden hier führenden Delays: Valhalla Delay und Echoboy.


Remnant

Da ich die Liste nicht zu lang machen möchte, versuche ich mich auf drei Exemplare zu beschränken. Ich könnte die Delays von Arturia oder das wunderbare Echo von Ableton vorschlagen oder den Crystallizer von Soundtoys. Crystallizer ist granularen Echos mit Tonhöhen-Verschiebungen gewidmet. Die Effekt-Wiederholungen können bis zu drei Oktaven über oder unter dem Originalmaterial liegen, auf Wunsch lassen sie sich invertiert ausgeben. Trotz seines experimentellen Ansatzes ist Crystallizer leicht bedienbar. Und da ich mit den beiden oben genannten Delays so ziemlich alle erdenklichen Felder abgedeckt habe, kommt mir eigentlich nur noch dieses Plugin in den Sinn: Remnant von Creative Intent. Remnant ist ein digitaler Kornverzögerungseffekt (Grain Delay), der für dichte, experimentelle Klanglandschaften und scharfe, stotternde Störungen entwickelt wurde. Was Remnant jedoch wirklich auszeichnet, ist die reaktive Einfrierfunktion (Freeze). Mit subtiler Zufälligkeit und den weiteren zusätzlichen Funktionen wie einem Vintage-inspirierten Filter, Mid / Side-Modus, Input Ducking und einem klassischen Tape Wow kann Remnant die Sounds immer in eine inspirierende neue Richtung lenken. Ich kann’s nur empfehlen!


Fazit: Doch seinen wir wieder mal ehrlich: Es geht auch ohne diese Delays. Jede gegenwärtige DAW kommt mit einem fein ausgestatteten Fuhrpark an Plugins, die nie besser waren als jetzt und man kann mit ihnen so ziemlich sehr sehr viel machen, wenn auch nicht so ziemlich alles. Also, warum ausgerechnet diese Drei und warum extern kaufen? Nun, ich behaupte mal, WIR gern upgraden, auffrischen und neue, alternative Herangehensweisen erforschen. Und weil wir es einfach und schnell haben möchten. Oder? Ein Hoch auf die Technik.

Alle Empfehlungen sind frei. Ich kaufe alles selbst und werde nicht bezahlt. Ich empfehle ebenfalls die Software nicht illegal herunter zu laden. Was ich mir selbst nicht leisten kann, kaufe ich nicht und verzichte. Es geht auch ohne.

Quellen: Soundtoys, Valhalla, Creative Intent

Free Plugins: Reverbs 4 Xmas

Ihr habt es gehört, denn alle habens hinausgeschrienen: Native Instruments und Arturia verschenken jeweils ein hoch qualitatives Reverb bis zum 31. Januar. Danach ist es jedoch noch ungewiss, wie viel sie kosten werden. Es wird gemunkelt, die Preisspanne soll zwischen 50-100 CHF sein. Ich habe für euch meine vier Favoriten aus der Rubrik «Free Plugins» zusammengestellt. Let us bring it on!


Native Instruments: RAUM

Download: Hier


Arturis: REV PLATE 140 

Download: Hier


TAL: Reverb 4

Download: Hier


UHE: Protoverb

Download: Hier


Meiner Meinung nach sind das alles wunderbare Reverb-Plugins. Je nach Anspruch und Einsatz bin ich überzeugt, man kommt mit diesen vier Reverbs komplett aus und kann wunderbare Musik kreieren. Wer jedoch einwenig Geld ausgeben und mit dem Kauf eine kleine Schiede unterstützen mag, der greift nach/zu/ins Valhalla. Glaubt mir, einmal Valhalla – immer Valhalla! Doch wie immer alles je nach Geschmack, Anspruch und Einsatz. Viel Spass und fröhliche Weihnachten ;-)

Quellen: Youtube

FREE PLUGINS: Reverb

DER FüNFTE TEIL EINER MINI-SERIE ÜBER KOSTENLOSE PLUGINS (MAC). WÖCHENTLICH…

Es geht nichts ohne ein Reverb (Hall). Es sei denn man nimmt direkt mit einem natürlichen Hall auf und muss die Aufnahme nicht zwingend in der Nachbearbeitung in der DAW der Wahl anreichern oder verfremden. Ich nehme stark an, die Meisten wählen den zweit genannten Weg. Der Ausdruck Nachhall oder umgangssprachlich kurz Hall bezeichnet im Unterschied zum Echo kontinuierliche Reflexionen von Schallwellen (Schallreflexionen) in einem geschlossenen Raum oder in einem natürlich begrenzten Bereich. Es gibt viel zu dem Thema. Hier alles zum Nachlesen. Ich selbst liebe den Hall in der Musik viel mehr als andere an einsetzbaren Effekten. Wie bei allem, spalten sich auch hier die Geister. Die einen setzen ein Effekt dezent ein, die anderen «verwaschen» alles mit 100% auf Wet. Es kommt wie immer auf den Stil und den Geschmack an. Wie immer! Und trotzdem gilt die Regel: Es gibt keine Regeln. Mach was Du für richtig hälst. Irgendwann kommt auch deine Zeit ;-)

Es gab mal eine Zeit, da dachte ich tatsächlich: All you need is a Reverb! Für viele Jahre kaufte ich auch keine Effektpedale mehr bis ich im Jahre 2013 in New York war und dachte, ok, jetzt kaufe ich was Schönes. Es sollte ursprünglich der Eventide Space werden, doch es wurde das Cathedral Stereo Reverb von EHX. So besuchte ich Rudy’s Music Shop in New York und kaufte es. Hier der damalige Blogeintrag. Nach wie vor mag ich den schönen bassigen Hall, der aus der solide gebauten Box herauskommt. In Kombination mit manch einem Delay ist das Cathedral Stereo Reverb einfach unschlagbar. Zuletzt auf dem Stück «Spatula» zu hören von meinem «Live in Cairo» aus dem Jahre 2018 zu hören. Und dennoch bin ich umgestiegen. Seit Ende 2018 bin ich wieder pedalsüchtig (halte die Sucht aber recht gut in Grenzen) und benutze auf meinem Pedalboard das kleine Immerse von Neunaber. Ich dachte, alles nur bitte nicht den Big-Player: Big Sky von Stymon. Diesen hat eh jeder, der sein Pedalboard vorführt. Mit dem Immerse wurde ich fündig. Der Klang ist weich, schwebend, präzise. Ich liebs und empfehle es jedem, der ein Top-Notch-Pedal kaufen will. Das MKII ist sogar noch sound-detailierter. Eine weitere Empfehlung ist das Mercury 7 von Meris. Einfach nur genial!

Heutzutage sehe ich die Reverbsache wieder entspannter und denke eigentlich: All you need is a Delay. Vielleicht auch deswegen, weil ich etwas mehr weiss als früher? Sicherlich. Ist vielleicht auch der Grund weshalb ich mehr Delay-Pedale als Reverbpedale besitze. In meiner DAW sieht es allerdings anders aus. Ich persönlich arbeite mit Ableton Live 10 und benutze gegenwärtig kontinuierlich folgende Reverbs:

Max for Live: Convolution Reverb Pro

SIR Audio Tools: SIR 3

Amazing Noises: Outer Spaces

Waves: Abbey Road Chambers & Road Plates

Doch kommen wir nun zu der eigentlichen Sache, den Free Plugins, die ich hier vorstellen möchte. Alle Plugins habe ich ausprobiert und empfehle sie sehr. Ich denke bei meinen Empfehlungen von wunderbaren Evergreens sprechen zu dürfen. Also los…

U-HE: Protoverb

Das Protoverb von U-He ist eine andere Art von Hall. Das Coolste am Protoverb ist, dass man willkürliche Settings generieren und diejenigen speichern kann, die einem gefallen. Dieses Plugin steht ganz im Geiste des Ausprobierens! Es ermutigt NutzerInnen dazu, ihre bevorzugten Settings über einen Button auf dem Plugin zu teilen. Toll! Und…

Kompatibel mit Mac OS, Windows und Linux (VST/VST2/AU/AAX 32 und 64-bit).

Download: Hier

Magnus’ Smartelectronix: Ambience

Ich denke, es muss nicht mehr all zu viel gesagt werden. Dieses Reverb kennt man und liebt oder hasst es aus welchen Gründen auch immer.
Ausprobieren!

Download: Hier

Togu Audio Line: Reverb-4

Meine Wahl fällt  in der Kategorie „kostenloses Reverb Plug-in“ ziemlich treffsicher auf das Reverb-4 von TAL bzw. Togu Audio Line aus der Schweiz.

Ich lege bei meiner Auswahl an Plug-ins natürlich den Klang an erste Stelle. Reverb-4 geht in Richtung Plate-Reverb mit einem Vintage 80er-Jahre Charakter, ist recht diffus und wabert bei langen Hallfahnen rum. Aber auch bei kurzen Reverbs, die man zum Anfetten benutzen kann, macht es eine gute Figur. Nur zum Sounddesign wäre es keine direkte Wahl, aber man muss ja auch nicht alles können.

Ein weiterer sehr wichtiger Punkt ist für mich die Benutzbarkeit, zusammen mit der Oberfläche. Wenn das GUI schlecht ist, bleibt das Plug-in in der Regel nicht lange auf meinem Rechner. TAL hat beim Reverb-4 alles auf das Nötigste beschränkt: Regler für Wet, Dry, (Input)Delay, Size, Lo-Cut, Hi-Cut – fertig. Gut gewählte Kontraste und alles gut voneinander abgesetzt. Es ist allerdings nicht gänzlich neu entwickelt, sondern dem kostenpflichtigen TAL-Sampler (60 USD) entnommen.

Klar, es ist kein Tausendsassa, aber für schöne, diffus wabernde Sounds oder auch als Unterstützung für helle Räume ist es wirklich gut. Außerdem braucht es nicht sehr viel CPU (wenn auch nicht Nichts) und verursacht keine zusätzliche Latenz zur Berechnung.

TAL Reverb-4 gibt es als VST, AU und AAX für OSX und Windows in je 32 und 64 Bit.  

Download: Hier

Als sehr gute Alternativen sind die TAL-2 & TAL-3 zu empfehlen. Je nach Einsatz sicherlich mehr interessanter als der neue TAL-4!!!

Amazing Noises: GliderVerb

GliderVerb ist ein „Hall mit Glitzern“, der einen Raum simuliert, dessen Form sich allmählich ändert. Es ist eine erweiterte Version eines Algorithmus, der von James McCartney für seine Programmiersprache Supercollider 2 entwickelt wurde. Der ursprüngliche Algorithmus hatte keine benutzervariablen Parameter. Dieses Gerät fügt eine Reihe von Parametern hinzu, um eine breite Palette von Effekten zu erstellen:
Von sich entwickelndem Nachhall über granulare Auflösung bis hin zu sanften Resonanzen! Auch als iPad-Version erhältlich.

Download: Hier

All you need is a Reverb!

Links: Wikipedia, Gearnews

FREE PLUGINS: Analyzer

DER VIETE TEIL EINER MINI-SERIE ÜBER KOSTENLOSE PLUGINS (MAC). WÖCHENTLICH…

Es kann von Vorteil sein, wenn man sich nicht immer nur auf seine Ohren verlässt und umgekehrt! Nichts gegen Ohren. Ganz im Gegenteil, aber es ist gut was zu haben, das ein gewünschtes Spektrum visualisieren kann.

Ich selbst arbeite mit Ableton Live. Seit der Live 8 konstant. Davor hatte ich kurz Live 5. Entschied mich aber nach Reason 4 (war toll damals) für Logic 8 und arbeitete damit für fünf Jahre. Wechselte dann aber doch zu Ableton und blieb bis heute. Also, wenn man einen integrierten Analyzer oder EQ nicht hat, den Farbfilter Pro-Q3, der das Spektrum (präzise!) anzeigt, nicht kauft, der sucht nach einem Ersatz. Ich stelle euch zwei vor:

Voxengo: SPAN FFT Analyzer

Stundenlang sitzt man vor seiner DAW und friemelt an vielen Stellen herum, bis es sich irgendwann gut anhört. Kurze Pause an der frischen Luft gemacht, Ohren entspannt. Zurück an der DAW: Der Mix klingt absolut unausgewogen. Das hätte verhindert werden können.

Nun, ganz so einfach ist es sicherlich nicht und im Zweifel sollte man sich immer auf die erfahrenen und frischen Ohren verlassen. Aber technische Helferlein sind ja nicht dazu da, um die Ohren zu ersetzen (zumindest noch nicht), unterstützen diese beim richtigen Einsatz beim Mixing bzw. Producing.

Was macht eigentlich ein ein FFT-Analyzer, abgesehen von analysieren? FFT steht für Fast Fourier Transform – hier bei Wiki für die ganz Harten zum Nachlesen. Grob gesagt wird das digitale Audiosignal in seine Frequenzbereiche zerlegt, analysiert und für den Menschen übersichtlich in einer Tabelle dargestellt. Die X-Achse (links-rechts) zeigt die Frequenz, die Y-Achse (oben-unten) die Amplitude. Soviel zum Allgemeinen.

Warum nun ausgerechnet der SPAN? Analyzer mit ähnlichem Funktionsumfang gibt es viele, die kostenlosen lassen sich an anderthalb Händen abzählen, nach vielen Jahren in der DAW und Experimenten bin ich aber immer wieder beim Voxengo SPAN gelandet. Er hat nicht nur ein bisschen mehr Funktionsumfang, wie die kostenlose Konkurrenz, und ist in der Grundversion kostenlos, sondern bietet von allen mir bekannten die angenehmste Optik. Man kann ihn lange ansehen, ohne gleich dabei einen Augenkrampf zu bekommen.

Man hat zudem noch Einfluss auf den Analyse-Typ, die Blocksize (Genauigkeit der Analyse) und die Abklingzeit. Voxengo erlaubt dem Nutzer einen Analysebereich zwischen 1 (!) und 20.000 Hertz. Wer höher hinaus will, der muss die Pro Version kaufen. Außerdem kann man noch den unteren und oberen Schwellwert der Anzeige und den Slope (Gefälle bzw. Anstieg des Bass-Treble-Verhältnis) einstellen. Das Metering kann zwischen dBFS auch noch auf 9 andere Modi umgestellt werden, darunter auf K14 und K20. Auch ein zuschaltbares, zweites Spektrum mit anderem Analyse-Typ ist an Bord. Nicht selbstverständlich, aber nice to have: Im SPAN hat man gleich auch noch ein Korrelationsmeter (Phasenlage) und ein Outputmeter.

Ganz nebenbei ist es auch ganz schön, fertige Mixes, die einem besonders gut gefallen, auf die Frequenzanteile zu untersuchen. Einfach die Audiodatei in die DAW legen und von den Helden lernen. Viel Bass und Höhen sind nicht immer die richtige Wahl – auch nicht bei rein elektronischer Musik, auf die gesprochen wird!

Voxengo SPAN steht als VST, VST3, AU und AAX für Mac und Windows in 32 und 64 Bit zur Verfügung.

Download: Voxengo SPAN

Tokyo Dawn Records: Nova

Tokyo Dawn Lab (TDR) hat das Nova von VladG neu aufgelegt und in der üblichen Free-Version und der Gentlemans Edition mit mehr Funktionen veröffentlicht.

Das Nova ist ein paralleler und dynamischer Equalizer. Er bietet neben Low- und Highcut (10 Hz und 40 kHz Grenze) vier parametrische Bänder, je mit Reglern für Frequenz, Filtergüte und Gain, zudem noch die Wahl zwischen High- und Low-Shelf bzw. Bell. Dazu gesellt sich eine Dynamiksektion mit Threshold, Ratio, Gain, Attack und Release – sowohl einmal über die gesamte Frequenzbreite aka. Wideband und einmal pro Band. Dazu gesellt sich ein Regler Make-Up Gain und einer für Dry Mix. Intern rechnet er in zwei Bandbreiten: Eco (100 kHz) und Precise (200 kHz). Wie es sich für einen EQ gehört, ist auch ein Analyzer dabei, der den Input, Output oder das Sidechainsignal anzeigen kann. Das Plug-in arbeitet in Mono, Stereo, M/S Summe, M/S Differenz, Links und Rechts.

Die Gentlemans Edition bietet für 40 Euro ein paar mehr Features: Etwa sind es sechs statt vier EQ-Bänder, High- und Low-Pass unterstützen statt 24dB/Oktave gleich mal 120dB/Oktave, es gibt es Qualitätsmodus Insane (400 kHz Bandbreite) und bietet zwei weitere Knöpfe: EL Trim und EL Bypass. EL steht für Equal Loudness.

Beide Plug-ins stehen als VST, AU und AAX in 32 und 64 Bit zum kostenlosen Download bzw. Kauf bereit. In meinen Augen hat TDR dem VladG Nova ein sehr gutes GUI verpasst und ein weiteres Plug-in im Sortiment, das in der Preisliga (kostenlos!) seinesgleichen sucht. Selbst darüber hinaus.

Download: Nova

Links: Voxengo, Tokyo Dawn Records, Gearnews

FREE PLUGINS: Delay

DER DRITTE TEIL EINER MINI-SERIE ÜBER KOSTENLOSE PLUGINS (MAC). WÖCHENTLICH…

Früher habe ich Delays verteufelt. Nein, einfach nicht verstanden. Gitarristen sagen, dein erstes Pedal ist entweder ein Overdrive oder ein Delay. Ich habe damals einen Tuner und ein Chorus gekauft. War auch vollkommen in Ordnung und der Sound war in Tune und leicht «satter». Nun, einfach gesagt, Delays haben es an sich den Sound durch Verzögerung mit Time und Feedback anzureichern. Je nach Einstellung. Analog oder digital. Ich selbst besitze vier Pedale. Deluxe Memory Man ’90er Version (analog), ElCapistan (analog/digital), Obscura (digital), Flashback 2 (digital). Meine Vorliebe zu den Pedalen ist ganz einfach: Ich sitze am Gerät und spiele. Drehe an Knöpfen und verfremde oder reichere an. Bestenfalls gibt es eine Möglichkeit, ein Preset zu speichern. Oftmals gibt es sie aber nicht. Am Computer ist alles eifacher. Du kannst nichts zerstören im Sinne des Tüftelns. Plugin löschen oder Preset ändern und alles ist, wie es war. Und trotzdem lerne ich persönlich durch die Haptik eines Pedals mehr. Vielleicht stimmt mir hier der Eine oder der Andere mit einem Kopfnicken zu. Aber jedem das Seine…

Valhalla: FreqEcho

Wenigstens ein Delay sollte jeder mit seiner DAW bekommen haben, wenn nicht, ab zum Hersteller und umtauschen. Aber zumeist sind die mitgelieferten Effekte normal und funktionieren für die gängige Musik einwandfrei. Langweilig. Das Freq Echo von Valhalla DSP kann zwar auch normal delayen, aber dafür ist es sicherlich nicht gemacht.

Der Aufbau ist ziemlich einfach: Regler für Mix, Delay, Shift, Feedback, Low und High Cut. Braucht man eigentlich nicht viel zu erklären, wichtig sind vor allem die mittleren Drei, mit denen man maßgeblichen Einfluss auf den Effekt hat. Feedback ist die Länge der abgespielten Delays, Delay die Geschwindigkeit (verhält sich wie bei analogen Delays und lädt zum Krachmachen ein) und mit Shift – dem optisch wichtigstem Regler – hat man Einfluss auf die Frequenzänderung des effektieren Signals. Muss man am besten selbst anhören und austesten.

Der Hersteller beschreibt es mit „body-style frequency shifter + analog echo emulation = skull melting chaos“. Ich glaube, viel mehr braucht man nicht zu sagen. Schaut euch einfach das Video an und holt euch das Plug-in bei ValhallaDSP kostenlos als AU, VST und AAX in 32 bzw. 64 Bit – sogar eine RTAS-Version wird angeboten. Es lohnt sich vor allem für abgedrehte Experimente.

Aber alles schön und gut: Wollt ihr es wirklich Hight-End? ValhallaDelay kaufen!!!

Glitchmachines: Hysteresis

Hier kommt einer meiner Geheimtipps! Die Hysterese ist ein Glich Delay, das darauf abzielt, Roboterartefakte und musikalische Fehlfunktionen zu erzeugen. Grossartig!

Hysterese ist ein vielseitiger Effektprozessor für elektronische Musiker und Sounddesigner. Verarbeite einfach alles von Schlagzeug bis zu Synthesizern, Gitarren, Gesang und Soundeffekten. Er kann nicht nur verzerrte Signalmutationen erzeugen, sondern auch klassische Verzögerungseffekte erzeugen. Ich sage nicht mehr viel dazu. Ganz einfach – Have fun and happy accidents!

Download: Hysterese

Links: Valhalla, Glitchmachines

FREE PLUGINS: Modulation

DER ZWEITE TEIL EINER MINI-SERIE ÜBER KOSTENLOSE PLUGINS (MAC). WÖCHENTLICH…

Der Begriff Modulation (von lat. modulatio = Takt, Rhythmus) beschreibt in der Nachrichtentechnik einen Vorgang, bei dem ein zu übertragendes Nutzsignal (beispielsweise Musik, Sprache, Daten) einen sogenannten Träger verändert (moduliert). Dadurch wird eine hochfrequente Übertragung des niederfrequenten Nutzsignals ermöglicht. Die Modulation bringt viele Vorteile gegenüber einer direkten Übertragung des Nutzsignals. Man kann auf diese Weise sowohl analoge als auch digitale Signale übertragen. Das Modulationsverfahren kann jedoch unabhängig von der Art des Nutzsignals sowohl analog als auch digital sein. Geräte, die sowohl modulieren als auch demodulieren können, werden häufig kurz als Modem (Modulator Demodulator) bezeichnet. Durch Modulation wird ein wesentlich höherfrequenter Träger im Rhythmus der Information verändert und gesendet. Andere Sender machen Vergleichbares mit Trägern jeweils verschiedener Frequenz. Wenn sich diese Frequenzbereiche im Empfänger mit Hilfe von Filtern (Schwingkreisen) voneinander trennen lassen, kann man aus unterschiedlichen Programmen auswählen.

Und so weiter, und so weiter. Danke Wiki!

Prinzipiell weiss jeder, worum es bei Modulationseffekten geht. Jeder, der Musik macht, hat sie bereits 1x benutzt. Doch schauen wir mal hier nach…

Gitarristen verwenden ihre Modulationseffekte direkt nach der Dirtabteilung (Verzerrung). Mögliche Reihenfolge für Gitarreneffekte:
– Effekte, die die Volumen und Dynamik verändern (Kompressor, Transienten-Effekte, etc.)
– Equalizer (vor Verzerrung)
– Verzerrung
– Equalizer (nach Verzerrung)
– Modulationseffekte: Phaser, Chorus
– Tremolo, Volumenpedal, Noise Gate, Auto-Panning
– Delay, Hall, Echo-Effekte

Das ist die standardisierte Reihenfolge des Signalflusses eines Gitarristen. Da ich selbst Bass-Gitarrist bin, halte ich mich mehr oder minder daran. Es ist sinnvoll und ratsam mit der Reihenfolge zu spielen, um neue Möglichkeiten zu erforschen. Happy accidents!

Eine Möglichkeit ist Delay oder Reverb vor die Dirtabteilung zu platzieren. In den 50er und 60er Jahren gab es keine Amps mit Effekt-Einschleifweg, und wer ein Delay für den authentischen Slapback Echo Rock´n´Roll-Sound benutzt hat, der musste das Teil vor den Verstärker schalten. Die Amps waren damals bekanntermaßen nicht mit hohen Zerrgraden gesegnet, daher führte diese Art der Verschaltung zu einem recht dreckigen Sound, zumal manche Echo-Geräte den Pegel angehoben haben und die Amps gerade dadurch erst zu zerren anfingen. Für diese amtlichen Rockabilly-Sounds kann man das Delay oder auch den Hall gerne vor die Zerreinheit schalten, sofern der Zerrsound nicht zu viel Gain im Gepäck hat.

Der Tuner ist natürlich am sinnvollsten am Beginn der Signalkette positioniert, damit er eine optimale Tonerkennung hat und nicht durch irgendwelche modulierten Sounds das falsche Ergebnis anzeigt. Allerdings saugen manche Tuner-Pedale aber auch im ausgeschalteten Zustand einiges an Signal. Wer eine optimale Klangqualität erhalten möchte, der kann einen AB Loop-Schalter benutzen, bei dem das Signal direkt hinter der Gitarre gesplittet wird und dann wahlweise zu den Effekten oder zum Tuner geht. Es gibt aber auch Gitarristen, die ihren guten Tuner erst nach der Dirtabteilung montieren, um beim Einschalten eine verzerrte Klangdruckwelle zu erzeugen. Das ist bei den Stone Rockern und Doomern üblich ;-)

Modulation (Phaser oder Flanger) vor der Amp-Vorstufe (Overdrive) 

Manche Phaser oder auch Flanger-Pedale heben durch ihr Modulationsverhalten den Pegel an. Dadurch kann unter Umständen ein interessanter Zerrsound erzeugt werden, wenn man diese Effekte auch mal vor die Amp-Vorstufe bzw. das Overdrive/Distortion-Pedal schaltet. Hier möchte ich ebenfalls zum Experimentieren auffordern. Alles ist möglich. Es dauert einfach etwas länger, weil die Effekte von Hand abgebaut und wieder montiert werden. Das ist eine sehr schöne Arbeit. Halt langwierig.

Bequem geht es auf dem Rechner, wo man im DAW seine Einheiten hin und herschieben kann. Das geht schnell und erzeugt «on the Fly» Ergebnisse. Ausprobieren!

Kommen wir zu meinen persönlichen Favoriten. Hier werde ich auch ein Tremolo- etc. Plugin mitzählen und aufführen:

Klevgränd: Svep

Die Schweden haben es sich zur Aufgabe gemacht, Plug-ins zu entwickeln, die neben dem Klang den Augenmerk auf die intuitive Bedienung legen. Das Plug-in „Svep“ ist hier keine Ausnahme.

Das Svep kann man grob als Stereo-Modulationseffekt bezeichnen. Die Oberfläche lässt erst einmal kein Plug-in vermuten, wenn man die Firma nicht kennt. Es sieht eben nicht konventionell nach einer nachgebauten Hardware aus, sondern ist eigenständig, schlicht und modern gehalten. Bedient wird es am Computer in der Regel mit der Maus, das klappt aber auch ganz gut.

Man hat mit den zwei Seiten des GUI Einfluss auf den linken und rechten Kanal – entweder separat oder gekoppelt. Die „Form“ in der Mitte ist das Poti. Man verzerrt es nach oben, rechts, unten oder links und verstellt so den Effekt in Richtung Chorus und Phaser, die Form ist dabei der Indikator. Drumherum der Halbkreis ist ebenfalls ein Fader, der sich sehr nach dem Flanger anhört. Hier ist Ausprobieren angesagt, da nichts beschriftet ist. Abgesehen von Mono/Stereo- und Dry/Wet-Fadern.

Das ist auch das, was mir an dem Plug-in sehr viel Spaß macht. Es klingt nicht nur ausgesprochen gut, sondern lädt zum Spielen und Hinhören ein. Allerdings muss man auch sagen, dass die Möglichkeiten nicht wirklich groß sind. Aber für meine Zwecke in eher experimentelleren Settings in der DAW hat es immer gut funktioniert. Außerdem verbraucht es nur verschwindend geringe CPU-Ressourcen. Da haben andere Hersteller bei derartigen Plug-ins schon ganz anderes veröffentlicht!

Klevgränds Svep gibt es als iPad-Version und VST, VST3 und AU für Mac und Windows in 64 Bit. Zum Download geht es hier entlang. Beim Wunschbetrag einfach die Ziffer „0“ eingeben und wahlweise den echten oder Internet-Alter-Ego bei Vor- und Nachname und E-Mail Adresse angeben. Achtung: Diejenigen, die ihre echte E-Mail Adresse angeben, bekommen dann den Newsletter.

TAL Chorus -LX

Der Stereo-Chorus-LX von TAL ist dem Juno-60–Chorus von Roland nachempfunden.  Er verfügt über zwei verschiedene Modi (I und II), die du zusammen oder getrennt anwenden kannst. Mit dem Wet-/Dry-Regler kannst du festlegen, wie viel des Effekts du haben möchtest. Verleihe somit deinem Bass oder Synthesizer ein wenig mehr Schneid und Fülle.

Kompatibel mit Mac OS und Windows (VST/AU/AAX 32 und 64-bit).

Hier kostenlos herunterladen

Pecheneg: Tremolo

Danke, liebe Gearnews.de! Irgendwann bin ich auf die Seite von PenechegFX gelandet. Hier war ich schon mal auf einer anderen Produktseite für ein Plug-in, die zu dem News-Artikel hier führte. Aber damals ist mir nicht aufgefallen, dass die Firma einen extrem potenten Tremolo-Effekt komplett kostenlos anbieten.

Hier ist alles dran, was man ich von einem Tremolo erwarte: Schwingungsform stufenlos von Sinus über Dreieck zu Rechteck, Phasenverschiebung von 0 bis 2Pi, Verschiebung der Symmetrie, Tiefe der Amplitudenschwankung (Depth), Ausgangslautstärke und natürlich ganz wichtig: ein dicker großer Regler für die Geschwindigkeit.

Die kann entweder in Hertz oder in Noten erfolgen, Letzterer wird von der Geschwindigkeit eures Hosts (DAW) vorgegeben und von euch über die Notenlänge verfeinert, Hertz reicht von ca. 0 bis 32. Neben dem üblichen Laut/Leise-Modus gibt es auch noch einen Pan-Mode, der stattdessen das Signal nach links und rechts „pannt“.

Dazu kommt noch ein „Display“ für die Schwingungsform als nettes Gimmick und ein Bypass-Schalter auf dem GUI für alle DAWs, die das nicht von Haus aus anbieten – ja, die gibt es noch.

Pecheneg bietet das Tremolo Plug-in kostenlos als VST und AU für Mac und Windows an. In 32 und 64 Bit. Der Download kostet nicht nur kein Geld, es kostet auch keine persönlichen Daten. Abgesehen von der nicht skalierbaren und von Haus aus etwas zu großen Oberfläche habe ich wirklich gar nichts daran auszusetzen (Uwe, das könntest Du verteufeln!)
Unbedingt unterstützen. Es kostet nichts, Du setzt das Tool ein? Also, etwas Geld spenden!!!

Download: Pecheneng Audio FX

PanCake 2

Zu guter Letzt: der flexibelste Panning-Effekt, der dir in die Hände fallen könnte. Mit dem PanCake 2 kannst du die Kurven deiner Panning-Modulation manuell zeichnen. Außerdem kannst du auch eine nach dem Zufallsprinzip generieren. Das Plugin ist einfach zu bedienen und sehr visuell. Das LFO im PanCake 2 kann mit deiner DAW synchronisiert werden. Du kannst damit hartes Panning vornehmen, um dramatische Effekte zu erzielen. Oder versuch’s mit weichem Panning für subtile Variationen. 

Kompatibel mit Mac OS oder Windows (VST/AU in 32 und 64-bit).
Hier kostenlos herunterladen

Links: Wikipedia, Klevgrand, Pecheneng Audio FX, Gearnews