Fluxus Verve – Ein friedlicher Protest

Debüt zweier Schweizer Musiker als Protest. Ihr Erstwerk Fluxus Verve ist heute erschienen. Ein leiser Protest wird laut.

Ein friedlicher Protest? Und wie kann kontemporäre elektronische Musik in den 70er Jahren geklungen haben? Genau diese Fragen haben sich die beiden Schweizer Musiker Dominik Grenzler aka An Moku und Nicolas Streichenberg aka Yes it’s Ananias gestellt. Die Antwort begeistert 43 Minuten lang. Ihre Interpretation des Ambient-Genres lässt Raum zum Atmen als Protest gegen die Schnelllebigkeit und die Verwerflichkeit unserer Gesellschaft.

Der Klangkünstler und Musiker An Moku befasst sich seit längerer Zeit mit Kunstformen, Techniken und Ideen vergangener Tage als Inspiration zur Anlehnung ans Neue. Der, in den 60er und 70er Jahren populäre Fluxus dient ihm hier als schöpferischer Kern. Begeistert von dieser Kunstbewegung plant er ein Album, das an diese Analogie herankommen mag. Als der Pianist und Improvisator, Nicolas Streichenberg eine gemeinsame Kollaboration vorschlägt, ist das die Geburtsstunde des Fluxus Verve.

Keinerlei Collage aus mehreren ineinander verflochtenen Instrumenten soll die aufgenommene Klanglandschaft dominieren, sondern der Fokus auf zwei Wenige. Nicolas’ Repertoire besteht aus seinen Fender Rhodes und Stringorchestrator Elka. Beide erbaut in den frühen 70ern. Der Grundklang dieser analogen Instrumente bildet das minimalistische Fundament des Albums. Alles andere ist kunstvolles Gewürz und Geschnörkel, sagt Dominik, der diese live improvisierten Spielereien seines Musikerkollegen klanglich ad hoc untermalt, verziert oder teils verfremdet.

Mit dem Debüt Fluxus Verve präsentieren An Moku und Yes it’s Ananias «den Ambient der 70er» aus der heutigen Sicht, wenn man es so benennen mag.An Mokus cinematische Herangehensweise an dieses Projekt gibt dem Hörer Raum zum Atmen als auch für Vorstellung und Interpretation. Ein friedlicher, leiser Protest durch Musik, dessen Ausdruckskraft laut hinausruft: Es liegt an uns! «Ich wünsche die Politik wäre nicht so kompliziert in Abhängigkeiten verwoben…», sagt Dominik.

Fluxus Verve erschien am 3. März 2023 mit zwei vorangegangenen Singles «Salz & Honig» und «Schönheit der Bewegung». Das Album ist digital erhältlich und in limitierter Edition auf Kassette, in pink!

Kaufen hier:
An Moku https://anmoku.bandcamp.com/album/fluxus-verve-incl-booklet
Yes, it’s Ananias https://yesitsananias.bandcamp.com/album/fluxus-verve

Produktion und Mixing: An Moku
Mastering: Laurenz Fregnan
Foto: Maria Bobrova
Cover Artwork: Lea Huser

Porträtfoto: Daniel S. Kobranov

Länge: 43min
Aufgenommen in Wohlen, Schweiz
Februar 2022

Schönheit der Bewegung

Dear all. Last year in November I sent a message to you and talked about the upcoming releases for this year. In a nutshell: Three album releases on cassette, live shows and collaborations are on the way.

So, what’s coming up in 2023 so far?

I. “Fluxus Verve“, the first of the three concept albums for this year. A collaboration with the Swiss piano player Nicolas Streichenberg aka Yes, It’s Ananias will be released on cassette in March. “Fluxus Verve” deals with the sound theme of the spherical 70s and concentrates on two analog instruments: Rhodes ’73 and Elka ’74. The single “Salz & Honig” was already released in January on Spotify and Apple Music. “Schönheit der Bewegung”, the 2nd single is now released. Both singles are accompanied by a video directed and shot by the artist Leila aka Pemanagpo (Instagram: @pemanagpo).

Pre-orders for the digital album and physical release begin today. The cassette is beautifully finished and in pink! Limited to 50 copies only. My Bandcamp subscribers will get the digital release immediately, as always. 

On March 4 we celebrate the release with a live show at the Haus der Kallistik in Zurich. An evening where we will be accompanied by a painter Istepan Obsidian (Instagram: @amore.istepan.obsidian) who draws ad hoc in joint interaction.
More to come soon…

Head over to the release: https://anmoku.bandcamp.com/album/fluxus-verve-incl-booklet

II. The album with my longtime collaborator Stefan Schmidt is in the can and the mastering is done again in Stockholm by Weldroid. “Raum im Raum” is the last part of the Raum-trilogy for Karlrecords from Berlin. It is the most “intense” part of the series and deals with the abstraction of a possible space within a possible space. The release will be in June. I’m looking forward to the thematic continuation with Stefan and Karlrecords, both of whom have agreed. Thumbs up! More to come soon…

III. Last but not least: My solo follow-up for Puremagnetik from New York. The release will be in September. Mastering will again be done by Taylor Deupree. I’m really looking forward to it! More to come soon…

In the meantime: Happy day and cheers

Dominik aka An Moku

Salz & Honig

Nicolas (Yes It’s Ananias) und ich dürfen euch unsere erste gemeinsame Single vorstellen: Salz & Honig. Inspiriert vom Klang der 70er Jahre, performed mit einem Rhodes-Piano ’73. Dazu bald mehr und ausführlich. Doch in der Zwischenzeit zitiere ich Nicolas:

«WIR TRAFEN LEIRA (PEMANAGPO) im UMBO IN ZÜRICH, ALS WIR IM MAI ’22 ZUM ERSTEN MAL VOR EINEM KLEINEN PUBLIKUM AUFTRATEN, UM UNSER NEUES PIANO AMBIENT DRONE PROJEKT ZU TESTEN. WIR SIND GLEICH DANACH IN KONTAKT GETRETEN.SIE SPIELT NICHT NUR DIE HAUPTROLLE IM ERSTEN VIDEO ZU UNSERER NEUEN SINGLE “SALZ & HONIG”, SONDERN HAT AUCH DIE REGIE FÜR DEN NACHFOLGEFILM ÜBERNOMMEN, DEN WIR VORERST NOCH GEHEIM HALTEN. (03.02.2023) – WIR FREUEN UNS SEHR, EUCH ÜBER UNSEREN PROZESS INFORMIEREN ZU KÖNNEN.»

Ebenso durften wir win Interview für Sodapop zur Single-Veröffentlichung mit Vasco Viviani geben. Hier geht es zum Interview…


Live-Show Januar 2023

Kill your Darlings

Kill your Darlings oder wie ich heute Morgen nach dem Kaffeetrinken entschied meinen Twitter-Account zu löschen und just einen neuen Jahresvorsatz definierte.

Der berühmteste Tipp zum Schreiben ist der härteste. Es ist der Rat von William Faulkner: »Kill your Darlings«. Und natürlich soll man seine Lieblinge töten. Wenn eine Formulierung das Argument überstrahlt, eine Szene von der Story ablenkt, gehört sie gekillt. Egal, wie gut sie ist.Vor den Lieblingen allerdings sollte man sich um seine Feinde kümmern. Stil entsteht weniger durch Einfälle, sondern dadurch, dass man keinen Unfug schreibt. Noch genauer gesagt: Stil entsteht dadurch, dass man Unfug nicht stehen lässt. Denn beim Schreiben unterlaufen einem so viele Peinlichkeiten wie im Leben. Nur, dass man sie streichen kann. (Constantin Seibt – Deadline)

Was für die Literatur gilt, gilt ebenso für die Kunst. Manche sagen, das Grossartige an Cézannes Stillleben sei das Weiss. Einige Stücke der Leinwand liess er frei. Diese «freie Leere» gilt auch für die Musik…

Es gibt unzählige Beispiele an Musikern, die Leere, Stille einbauen (siehe Cage mit 4:33), Schnörkel abbauen und Raum schaffen. Das ist eine sehr grosse Herausforderung. Eine Aufgabe, an die man mit der Zeit heranwächst. Ich weiss, dass es nichts schwierigeres für mich gibt, als ein Stück nur mit einer Handvoll von Elementen so in Szene zu setzten, dass es funktioniert und den Hörer in «Trance» versetzt. Das ist mein Verständnis von Kunst. Von meiner Musik. Eine Aufgabe, der ich mich verschrieben habe. Ob sie mir gelingt? Vielleicht eines Tages mal. Doch dazu später mal…

«Ich bin hier und nicht überall», sagte ich neulich zu jemanden.

Seit dem Herbst ist es so gesehen, recht still um mich geworden in den Social Media-Kanälen. Und ganz ehrlich, ich geniesse diese mir selbst aufgebürdete Ruhe. «Work in silence and let the success be your noise!» steht bei mir auf dem Desktop, den ich jeden Tag anstarre, den ich mit Musik verbringe. Das zwingt mich zum Fokus. Aufs Wenige, aufs Einfache. Während der Herbstmonate arbeitete ich viel und fokusierte mich auf Aufnahmen zweier Alben. Ich erkannte, wie gut das für mich funktionierte. Ohne online zu sein. Also überlegte ich, was ich langfristig ändern kann. Kill your Darlings! Und so begann auf der digitalen Seite das Ausmisten bis heute Morgen nach dem Kaffeetrinken endlich Twitter daran glaubte. «Weg damit», sagte ich zu mir. «Ich bin hier und nicht überall.»

Das Löschen des Accounts war heute sehr bedeutend und der erste wichtige Schritt in die Richtung der digitalen Entrümpelung überhaupt. Wir alle wissen, dass es GANZ OHNE nicht geht, aber das muss es auch nicht! Als nächstes werfe ich einen Augenschein auf meine Beiträge auf Instagram. Hier frage ich mich oft, braucht es die unendlich vielen Beiträge überhaupt? Sagt mal, schaut ihr zurück? Wohl eher kaum, gell. Wisst ihr, oft erwische ich mich dabei, eigentlich nur eure neusten Posts zu lesen. Das Relevante. Der Rest ist Gemüse auf dem Teller, wie man das so schön sagt. Ich bin überzeugt, hier einen guten Ansatz erkannt zu haben. Fyi, Instagram bleibt als Account, aber Facebook wird ebenfalls wie Twitter gehen. Demnächst.

Der neue Jahresvorsatz.

Anfang des Jahres habe ich über meinen diesjährigen Vorsatz geschrieben, YouTube als mögliche «GAS-Quelle» (Gear Acquisition Syndrome) zu minimieren, nach der Erkenntnis, eine Leidenschaft samt Labilität fürs Musikequipment in den letzten drei Jahren entwickelt zu haben. Diesen Vorsatz habe ich entscheidend erreicht. Das neue Jahr starte ich mit einem neuen Vorsatz, bis 2024 kein Equipment mehr zu kaufen. Nüschts, nada, fertig. Na dann, aufs Neue und Guten Rutsch! Wir sprechen uns wieder. Ich werde berichten.

Fazit: Das Beispiel anhand der Schreiberei und Cézannes’ Weiss zeigt auf, was in unseren Händen liegt: Weniger kann mehr sein. Mich fasziniert die Arbeit an uns selbst. Für meinen Teil, ich scheitere immer wieder aufs Neue. Heute erkennte ich jedoch klar, ich bin erleichternd glücklicher, wenn ich nicht «überall» bin und einfach nur Leere und Stille begrüsse. Doch das liegt nicht jedem Individuum. Das ist mir auch klar!

Kill your Darlings – als Parole hinausgerufen. Schnörkel abbauen, Raum schaffen und vielleicht folgt dann das richtige Resultat, was das Richtige für jeden Einzelnen auch sein mag.

Weiterhin entspannte Weihnachten, guten Rutsch und danke für eure Zeit.

Was steht in 2023 bei An Moku an?

Dear All! Es ist etwas länger her, dass ich mich mit Neuigkeiten zu meiner Person gemeldet habe. Das ist auch in Ordnung so, denn ich habe im, mit meiner Lebenspartnerin, co-geführten Café mehr als drei Hände voll zu tun, versuche die Diversität in Zürcher Indie-Gastronomie voran zu treiben und jede freie Minute der Musik zu widmen. Wenn ich mich umschaue, sehe ich meine Musiker- und Künstlerfreunde vor Tun nur so sprudeln. Es passiert wahrhaftig viel. Und das ist gut. Kompensieren wir COVID? Sicherlich! Holen wir auf? Sicherlich. Jeder in seinem Tempo, jeder auf seine persönliche Art und Weise. Über die Vielfalt freue ich mich sehr…

So, was steht in 2023 bei An Moku an?

Kurz und knapp: Drei vielfältige Albenveröffentlichungen auf dem Tonträger Kassette.

I. «Fluxus Verve», das erste der drei Konzeptalben für das Jahr. Die Kollaboration mit dem jungen Schweizer Tasten-Romancier Nicolas Streichenberg aka Yes, It’s Ananias erscheint im März auf Kassette. «Fluxus Verve» befasst sich mit der Klangthematik der sphärischen 70er Jahre. Denn die Zeit vergeht nicht, sie kehrt zurück. Ein Fluxus, könnte man sagen? Die Single-Auskopplungen erfolgen im Januar und Februar. Dazu bald mehr…

II. Die Aufnahmen mit meinem langjährigen Kollaborateur Stefan Schmidt sind im Kasten und das Mastering findet derzeit in Stockholm statt. «Raum im Raum» ist der abschliessende Teil der Raum-Trilogie für Karlrecords aus Berlin. Es ist der «intensivste» Teil der Reihe und befasst sich mit der Abstraktion eines möglichen Raumes im möglichen Raum. Doch sind wir am Kern angelangt? Das Release erfolgt im Juni. Ich freue mich bereits auf die thematisierende Fortsetzung mit Karlrecords.

III. Mein Solo-Nachfolger für Puremagnetik aus New York ist fertig. Das Ergebnis ist ein Album, das sich thematisch mit der Bauhaus-Kunstbewegung und dem darauf folgenden Regime auseinandersetzt. So wie der Solo-Vorgänger «Less» Hauntology behandelt, «Fluxus Verve» den Fluxus in sich tragen darf, so ist «Shapes for a Name» meine Hommage an Bauhaus, ohne das Klischee zu bedienen. Die Veröffentlichung erfolgt im September. Das Mastering wird wieder von Taylor Deupree durchgeführt. Ich freue mich schon sehr darauf!

Und ob es jemals eine Kollaboration mit dem Meister Arovane geben wird, das wissen nur die Sterne. In dem Sinne… ;-)

An Moku – Zwischen den Zeilen. Ein Interview.

Eine Bank im Park nahe der Hochschule der Künste in Bern. Dominik hat Kaffee und Süsses dabei. «Unsere eigene Schokolade bringe ich stets als Geschenk mit», sagt er. Wir reden weiter über Bern, Zürich. Ein Small Talk eben bis wir auf die Musik kommen und beginnen…

Hast Du heute Musik gehört?

Selbstverständlich! Während der Zugfahrt allein hierhin hörte ich Alva Noto und das neulich erschienene «Tides» Re-Release von Arovane. Tolle Sachen!

Wie beschreibst Du deine Musik?

Die schwierigste Frage zu Anfang... Repetitiv, stimmungsvoll und minimiert.

«Stimmungsvoll» wie Musik für gute Laune?

Ich mache keine Musik für gute Laune. Diese Zeiten liegen weit zurück. Die Stimmung ist ein sehr interessantes Werkzeug, mit dem Spannungen erzeugen werden. Ich reibe äusserst gern. Wenn ich selbst bei meiner Musik das Gefühl bekomme, ok, jetzt wird es irgendwie «odd», dann ist es gut. Bestenfalls schlafe ich ein! 

Er lacht.

Wie darf man das verstehen?

Ich denke musikalisch sehr oft in Räumen, Triaden, Unebenheiten mit dem Ziel mich selbst in eine Art Trance zu bringen. Sobald das Gefühl von «Entspannung» eintritt, bin ich happy. Ich weiss zufällig, dass eine Autorin aus Berlin meine Musik rein zur buchhalterischen Zwecken hört und eine Zürcher Wissenschaftlerin ihre Doktorarbeit über Atome zu meinem Livealbum schrieb. «Man kann sich gut konzentrieren dabei», schrieb sie mir. Wiederum eine enge Freundin hört mich, wenn sie bestimmte Farben sehen will. Das ist unglaublich informativ für mich.  Wenn man so will, dient An Moku hier zur Konzentration. Stimmung ist Spannung und Entspannung. Vorausgesetzt man nimmt sich die Zeit und hört hin..

Dominik, wie kam es eigentlich zu deinem Pseudonym «An Moku»?

Ok, da muss ich nachdenken. In den Jahren von 2007- 2014 bereiste ich Japan mit meiner Partnerin fünf Mal. Ich meine während der Reise im Jahre 2010, kam ich, bei einem Gespräch mit unserer Freundin Kana, auf linguistische Unterschiede und generelle Einzigartigkeiten zu sprechen und fragte sie, ob es zufälligerweise in der japanischen Sprache etwas Eigenes für den Begriff «Stille» gebe. Sie kam auf den Begriff «anmoku», der übersetzt für «stillschweigendes Verständnis» steht: Anmoku no ryoukai. Beeindruckt von der Macht des eigenen Wortes skizzierte sie die Schriftzeichen in meinem Notizbuch und ich beliess es bei der aufgezeichneten Trennung: An Moku. 

Dominik nippt am Kaffee…

Parallel und darüber hinaus bereisten wir Island. Acht mal an der Zahl. Reykjavík wurde zum «zweiten Wohnsitz» für eine bestimmte Zeit. Dort machte ich mich ebenfalls mit der einheimischen Kultur vertraut und überlegte das Pseudonym abzulegen oder es zu ändern. Doch die Macht und die Bedeutung des einzigartigen japanischen Wortes liess mich nie los und ich behielt An Moku als Synonym für meinen musikalischen Ausdruck.

Anhand deiner Veröffentlichungen sieht man, dass Du viele Kollaborationen machst.
Was spornt dich an?

Ich bin in diversen Bands aufgewachsen. Das Miteinander-, Aufeinander-Abgestimmt- und das Zusammensein in den Bands hat mich damals vor über 20 Jahren sehr geprägt. Nach meiner Zeit auf den grösseren Bühnen hatte ich jedoch genug davon. Kurz bevor ich in die Schweiz kam, verkaufte ich meine geliebte Ampeg-Bassanlage im Glauben, nie wieder in einer Band spielen zu wollen. Als ich 2018 nach der zweiten langen Unterbrechung mit der Musik wieder anfing, kam langsam das Verlangen nach der alten Zeit wieder hoch und ich vermisste den Austausch. Das Band-Miteinander wurde wieder ein Thema. Doch dann kam COVID und die Karten mischten sich neu. Ich began verstärkt in Kollaborationen zu denken.

Vier Hunde rennen wild an uns vorbei. Wir schauen ihnen hinterher… Lachen.

Für mich persönlich waren die zwei Jahre 2020-22 sehr produktiv. Ich hatte viel Zeit und ich nutzte sie auch mit Anderen. Das Miteinander lebte neu auf und ich genoss den Flow. Viele Zusammenarbeiten fruchteten, wenige gingen nicht auf. Trotz Kompromissen und Charakteren ziehe ich zur Zeit diese Arbeitsweise dem Solo vor.

Wenn Du eine «richtige» Band wieder gründen würdest, welche wäre es?

Gegenwärtig: Russian Circles. Einstürzende Neubauten.

Du hast von zwei langen Unterbrechungen gesprochen? Erzähl davon.

Hmmm. Musikalisch gesehen, befinde ich mich gegenwärtig in meinem dritten Block. Dazwischen passierte sehr viel. Kurzum, angelangt an einem Punkt, verliess ich das «wilde» Bandleben und began im Jahre 2002 in Dortmund direkt für die Musikindustrie zu arbeiten. Abgeworben von der Modeindustrie arbeitete ich die folgenden sechs Jahre im Streatwear-Segment im Management, wo ich auch eine solide kaufmännische Ausbildung genoss. Ich bestand darauf, da ich bis dato ausschliesslich einen Rider voller Auftritte, Praktika im Verlagswesen (ich wollte eigentlich ursprünglich ins Verlagswesen) und ein, für den Rock 'n' Roll, abgebrochenes Literatur-Studium vorzuweisen hatte. Folglich in 2006, auf einer Modemesse in London, lernte ich schliesslich die Frau meines Lebens und kam so, 2008, nach Zürich. Ich began mein Leben neu. Absolvierte eine Marketing-Ausbildung, lernte die Gastronomie kennen und jobbte kurz für paar Schweizer Unternehmen bis mir die Idee eines eigenen Cafés aufkam. 12 Jahre später nach einem drei-jährigen Pop-up in Reykjavík, Torten für die Rolling Stones, einer eigenen Swatch-Uhr und diversen weiteren Meilensteinen ist das kleine, co-geführte «Miyuko» nach wie vor ein Geheimtipp für Schleckermäuler mitten im Getümmel des Zürcher Lebens.

Kurze Pause…

Ende 2012 legte ich aufgrund des florierenden Cafés die Musik eigentlich nieder und verkaufte das Meiste, das den Umzug in die Schweiz überlebte. Natürlich machte ich immer was hier und da, aber das alles ist nicht weiter nennenswert. Einfachheitshalber beginnt mein musikalisches CV mit dem Jahrgang 2018, mit einer Show in Cairo. So gesehen ist An Moku noch ein Start-up und relativ jung. Ich bin jetzt 45 Jahre alt.

Du führst ein Musiklabel unter dem Namen EndTitles. Wie kam es dazu?

Eigentlich rein aus Ballance-Gründen. Ich wollte den Bezug zu Musik nicht verlieren. Zeit fürs Musizieren war nicht da (ich arbeitete damals sieben Tage die Woche bis es mich 2017 gewaltig zusammenklappte), so strebte ich an mit den Musikern in Form vor Veröffentlichungen zusammenzuarbeiten. Nach zwei Veröffentlichungen auf dem Label stand das Pop-up in Reykjavík im Raume und ich legte EndTitles vorerst aufs Eis bis ein Musikerkollege mir Dampf unter den Füssen machte, das Label wieder zu beleben. Ich fand einen Weg für mich die Ballance aus Privat, Leben, Arbeit, Hobby und Freizeit irgendwie zu finden und manage das kleine EndTitles nun im siebten Jahr.

Wie kam es zu dem Whitney Houston Konzert in Hamburg?

Ja, das war eine, der grösseren Bühnenshows, die ich vorhin erwähnte. 1998 lernte ich über einen Bekannten den Singer-Songwriter Daniel D. auf einem Barcley James Harvest Konzert im Backstagebereich in Köln kennen. Ein Jahr später machten wir eine kleine Kennenlern-Tour in Norddeutschland. Ich kam anschliessend nach Hause und bekam Tag darauf einen Anruf von Daniel, Joan Osborne sei als Opening Act für Whitney Houston in Hamburg ausgefallen. Ich solle kommen. 30000 Zuschauer. Ausverkauft. Ich hatte einen richtigen Bammel. Und so wurde ich im zarten Alter von 22 Jahren zu seinem Live-Bassisten. Es folgten Shows auf der Marla Glenn und Joe Cocker Tour etc. Meistens spielten wir als Duet oder mit einem Drummer. Das war eine schöne und intensive Zeit voller finanzieller Ups & Downs.

War das der Grund für deinen «Ausstieg»?

Letztendlich ja. Damals studierte ich tagsüber, jobbte nachts für meinen Unterhalt, absolvierte Praktika, die mich schliesslich zur Musikbranche führten und war die andere Hälfte des Monates on the Road. Wenn ich nicht jobbte, kam nicht genug Geld zusammen. Also musste ich mich nach knapp drei Jahren entscheiden. Das war nicht einfach für mich.

Dokumentierst Du?

Was? Social Media? Das mache ich generell sehr sporadisch, aber heutzutage sicherlich bewusster als damals. Vor über zwanzig Jahren war ja Social Media nicht (oder kaum) vorhanden, somit zählten einzig und allein die gedruckten Medien, Radio, eigene Fotoschnappschüsse und Backstagepässe. Diese waren mir heilig.

Zurück zu Heute. Du lebst in der Schweiz. Wie wichtig ist der Standort für dich?

Ich bin in der Lage von überall aus musikalisch arbeiten zu können. Aber ich bin in Zürich an das Café mit dem Daily Business und der dazu gehörenden Manufaktur in Rümlang gebunden. Dort produzieren wir Süsses in Form von ausgefallenen, bunten Anlasstorten, giessen Glacé oder eben Schokoladen. Süsse Arbeit. So ist es mir nicht möglich grosse, intensive Sprünge zu machen oder auf Tour zu gehen. Die Studiozeit kann ich mir hingegen freier einteilen. Ich akzeptiere das.

Ein weiterer Schluck vom Kaffee…

Die Schweiz ist ein wunderbarer Ort zum Leben. Den musikalischen Fokus verlegte ich allerdings von Anfang an ins Ausland und vernachlässigte die Schweiz. Erst seit vier, fünf Jahren habe ich jedoch das Gefühl es tut sich hier zulande zunehmend etwas in dem Bereich, der mich interessiert. Das Gleiche erlebe ich in der Schweizer Gastronomie. Es fegt ein junger, innovativer Wind. Der Slow Food-Gedanke wird präsenter. Das Handwerk lebt neu auf. 

Was fasziniert dich an dem Handwerk?

Es ist ganz einfach die Grundlage, um kreativ sein zu können. Wer sein Handwerk beherrscht, die Werkzeuge kennt und einzusetzen weiss, der kann auch umdenken und/oder mit wenig Grossartiges schaffen. Das gilt für die Gastronomie genauso wie für die Kunst allgemein.

Hast Du Beispiele für künstlerische Handwerker:innen in der Schweiz?

Pause...

Mit Personen bin ich vorsichtig, da ich mich nicht in der Position sehe zu beurteilen, wer was wie so oder so macht. Aber wenn Du so magst, hier ist ein gegenwärtiges Werk über das Handwerk: «Das kulinarische Erbe der Alpen» von Dominik Flammer und Sylvan Müller. Und visionäre Handwerker:innen: Sandra Knecht und Stefan Wiesner. Beide gehen weit über die Gastro hinaus.

Dominik, wir sind fast am Ende angelangt. Es stehen nur noch wenige Fragen auf dem Blatt.
Bist Du ein Instrumentensammler?

Nein. Oder nur temporär. Dann sortiere ich und lüfte aus. Zurück zu weniger ist mehr.

Was inspiriert dich?

Gute Frage. Definitiv bewegte Bilder, geschriebene Texte, gutes Essen. Menschen. Stille. Vergangenheit. Diffuses Licht. Melancholie. All das. Aber vor allem die Natur. Im August gehen meine Partnerin und ich nach Norwegen oberhalb des Polarkreises. Ich brauche die Weite der Stille. Die ist mir wichtig.

Was ist dir sonst wichtig?

Ich sage es mal andersrum, es ist mir sonst nicht wichtig in den vordersten Reihen zu stehen.

Was steht an?

Ferien und dann Kollaborationen. So, «Fluxus Verve», ein spannendes Projekt mit dem jungen Schweizer Tasten-Romancier Nicolas Streichenberg aka Yes, It's Ananias. Wir sind jetzt auf Labelsuche (TBA). Im Spätsommer starten anschliessend die «Raum im Raum»-Aufnahmen mit Stefan Schmidt. Das ist vorerst der abschliessende Teil unserer Raum-Trilogie für Karlrecords aus Berlin. Ich sehe hier Potenzial für eine mögliche Weiterführung. Und es steht mein Solo-Nachfolger für «Less» an (Puremagnetik, 2021).

Pause...

Ich habe vor paar Jahren zu meiner Partnerin gesagt: Unternehmerisch habe ich mit dem Café paar Ziele. Diese haben wir gemeinsam erreicht. Mit An Moku habe ich nur drei Ziele. Zwei davon habe ich erreicht. Sobald ich das dritte erreiche, kann ich theoretisch mit der Musik wieder aufhören. Das könnte aber noch dauern...

Er lacht.

Aus Lust und Laune heraus äusserte Dominik vor dem Interview die Bitte an mich, das Interview analog aufzuzeichnen! Ich trieb ein altes Aufnahmegerät auf – ein Diktafon und siehe da, es funktioniert. Alte Technik versagt nicht, sage ich. Er lacht. Wir trinken den Kaffee fertig und unser Treffen ist zu Ende. Die Miyuko-Schokolade nehme ich mit. Danke für das Experiment. – H. V.

Sound and Silence – Zwischenraum

Le duo An Moku et Stefan Schmidt continue sur la lancée de leur trilogie initiée par Raum, avec le deuxième volet Zwischenraum, odyssée hypnotique dans des textures mouvantes, secouées d’énergie cuivrée, aux forces voraces.

L’ambiance générale continue d’intriguer et de secouer nos neurones, avec ses magmas de matières en ébullition, ses field recordings sous-jacents et son faux minimalisme collé à des plaques tectoniques, évoluant dans des profondeurs abstraites aux allures de trou noir.

Ici, l’univers est un reflet du vide et de sa puissance d’absortion, celui qui envoûte et effraye en même temps, matière sonore à l’immatérialité concrète, juxtaposition de contraires et de chaos.

Les nappes s’épaississent pour tournoyer en nuages menaçants, Nature à la force titanesque et au calme effrayant, amas de grésillements et de stridences suspendus au dessus de mondes sombres en attente de nos âmes défaillantes. Hypnotique.

– Roland Torres

ZwischenRaum

the 2nd chapter “zwischenraum”of the “raum“-trilogy by dominik grenzler aka an moku and stefan schmidt. finely crafted ambient / soundscapes using stringed instruments, synthesizer, electronics and field recordings. 

when dominik grenzler aka an moku, a sound artist and bass player based in zurich, approached stefan schmidt (guitarist, composer and improviser from baden-baden) with the idea of collaborating, it turned out the initial spark for a fruitful process and artistic exchange. within just a couple of weeks they not only managed to craft “raum” (the german word for room / space), the duo also realized there was still a plethora of ideas to explore and that this first album wouldn’t be their last – rather, they conceived a full “raum”-trilogy, named after and inspired by a sentence grenzler had read in david foster wallace’s unconventional bestseller novel “infinite jest”: “die echte welt ist nur ein raum.” (“the real world is just a room.”). 

on “zwischenraum”, grenzler and schmidt continue their sonic trip into abstract voids, crafted by finely processed sounds of different origins like cello, field recordings and a vast array of electronic equipment. From the opener “yama” with its indian drone to the closer “sediment” the atmosphere is dark and alien, with references to hauntology and musique concrète, and yet organic, even harmonic. The future may be bleak, but there is still life. 

All tracks composed and produced by An Moku and Stefan Schmidt
Recorded in February 2021 with field recordings, acoustic and electronic instruments
Double Bass by Adriano Orrù on Schwere See
Mastering by Weldroid
Cover Artwork by Stefan Schmidt

www.anmoku.net
www.musicforoverexposedcelluloid.com
www.adrianoorru.com
www.weldroid.net
www.karlrecords.net

SFAIRA

Today an exciting album was released on my EndTitles label: SFAIRA by Tilman Ehrhorn (aka WERKEN). As explained in my last collective message to you, this release is one of the cornerstones of this year. I think that working closely with Tilman last late summer turned an album into a little masterpiece. Personally, I already consider it one of the musical highlights of 2022. I hope you like it too!

SFAIRA is available at a reduced price for the next two weeks. My Bandcamp subscribers get it for free, of course. In the coming days I will write an email to each of you personally.

Thank you and enjoy listening!

https://shopendtitles.bandcamp.com/album/sfaira

A little glimpse into the near future

Privately, I am living and working in Zurich, where I co-own a café with an artisan cake bakery section since 2010 known as Miyuko. At the beginning of January we moved the café to a new location. I see how beautiful and intense everything is coming. Despite everything, in addition to my public and private life, I try to invest as much time as possible in music. That is my balance to daily business. Due to a lack of time, I decided against the Sound Design course I was aiming for at the Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). My focus this year is definitely more concentrated than last year and I’m approaching the year more relaxed than ever! But let’s get to the cornerstones of 2022:

On the 21st of this month, Tilman Ehrhorn‘s (aka WERKEN) new album will be released, in which I was involved. The piece “Sfaira” was released as a little foretaste in January and Tilman’s album “SFAIRA” appears on my micro label EndTitles alongside other subsequent releases by exciting artists such as Daniel Barbiero (Double Bass/Electronics) or Stefan Schmidt (Fretless Bass).

«ZwischenRaum» – The second part of the Raum trilogy with Stefan Schmidt will be released in May on the well-curated Berlin based record label Karlrecords as a limited edition cassette.

And finally the successor to “Less” is also planned for the end of the year. Again on the wonderful Puremagnetik from New York. Thanks for your patience Micah…

And as much time as I can spare, I will use it for encounters like the one next week… and perhaps a few concerts.

Thank you for accompanying me. I thank you from the heart.