DER FüNFTE TEIL EINER MINI-SERIE ÜBER KOSTENLOSE PLUGINS (MAC). WÖCHENTLICH…
Es geht nichts ohne ein Reverb (Hall). Es sei denn man nimmt direkt mit einem natürlichen Hall auf und muss die Aufnahme nicht zwingend in der Nachbearbeitung in der DAW der Wahl anreichern oder verfremden. Ich nehme stark an, die Meisten wählen den zweit genannten Weg. Der Ausdruck Nachhall oder umgangssprachlich kurz Hall bezeichnet im Unterschied zum Echo kontinuierliche Reflexionen von Schallwellen (Schallreflexionen) in einem geschlossenen Raum oder in einem natürlich begrenzten Bereich. Es gibt viel zu dem Thema. Hier alles zum Nachlesen. Ich selbst liebe den Hall in der Musik viel mehr als andere an einsetzbaren Effekten. Wie bei allem, spalten sich auch hier die Geister. Die einen setzen ein Effekt dezent ein, die anderen «verwaschen» alles mit 100% auf Wet. Es kommt wie immer auf den Stil und den Geschmack an. Wie immer! Und trotzdem gilt die Regel: Es gibt keine Regeln. Mach was Du für richtig hälst. Irgendwann kommt auch deine Zeit ;-)
Es gab mal eine Zeit, da dachte ich tatsächlich: All you need is a Reverb! Für viele Jahre kaufte ich auch keine Effektpedale mehr bis ich im Jahre 2013 in New York war und dachte, ok, jetzt kaufe ich was Schönes. Es sollte ursprünglich der Eventide Space werden, doch es wurde das Cathedral Stereo Reverb von EHX. So besuchte ich Rudy’s Music Shop in New York und kaufte es. Hier der damalige Blogeintrag. Nach wie vor mag ich den schönen bassigen Hall, der aus der solide gebauten Box herauskommt. In Kombination mit manch einem Delay ist das Cathedral Stereo Reverb einfach unschlagbar. Zuletzt auf dem Stück «Spatula» zu hören von meinem «Live in Cairo» aus dem Jahre 2018 zu hören. Und dennoch bin ich umgestiegen. Seit Ende 2018 bin ich wieder pedalsüchtig (halte die Sucht aber recht gut in Grenzen) und benutze auf meinem Pedalboard das kleine Immerse von Neunaber. Ich dachte, alles nur bitte nicht den Big-Player: Big Sky von Stymon. Diesen hat eh jeder, der sein Pedalboard vorführt. Mit dem Immerse wurde ich fündig. Der Klang ist weich, schwebend, präzise. Ich liebs und empfehle es jedem, der ein Top-Notch-Pedal kaufen will. Das MKII ist sogar noch sound-detailierter. Eine weitere Empfehlung ist das Mercury 7 von Meris. Einfach nur genial!
Heutzutage sehe ich die Reverbsache wieder entspannter und denke eigentlich: All you need is a Delay. Vielleicht auch deswegen, weil ich etwas mehr weiss als früher? Sicherlich. Ist vielleicht auch der Grund weshalb ich mehr Delay-Pedale als Reverbpedale besitze. In meiner DAW sieht es allerdings anders aus. Ich persönlich arbeite mit Ableton Live 10 und benutze gegenwärtig kontinuierlich folgende Reverbs:
Max for Live: Convolution Reverb Pro
SIR Audio Tools: SIR 3
Amazing Noises: Outer Spaces
Waves: Abbey Road Chambers & Road Plates
Doch kommen wir nun zu der eigentlichen Sache, den Free Plugins, die ich hier vorstellen möchte. Alle Plugins habe ich ausprobiert und empfehle sie sehr. Ich denke bei meinen Empfehlungen von wunderbaren Evergreens sprechen zu dürfen. Also los…
U-HE: Protoverb

Das Protoverb von U-He ist eine andere Art von Hall. Das Coolste am Protoverb ist, dass man willkürliche Settings generieren und diejenigen speichern kann, die einem gefallen. Dieses Plugin steht ganz im Geiste des Ausprobierens! Es ermutigt NutzerInnen dazu, ihre bevorzugten Settings über einen Button auf dem Plugin zu teilen. Toll! Und…

Kompatibel mit Mac OS, Windows und Linux (VST/VST2/AU/AAX 32 und 64-bit).
Download: Hier
Magnus’ Smartelectronix: Ambience

Ich denke, es muss nicht mehr all zu viel gesagt werden. Dieses Reverb kennt man und liebt oder hasst es aus welchen Gründen auch immer.
Ausprobieren!
Download: Hier
Togu Audio Line: Reverb-4

Meine Wahl fällt in der Kategorie „kostenloses Reverb Plug-in“ ziemlich treffsicher auf das Reverb-4 von TAL bzw. Togu Audio Line aus der Schweiz.
Ich lege bei meiner Auswahl an Plug-ins natürlich den Klang an erste Stelle. Reverb-4 geht in Richtung Plate-Reverb mit einem Vintage 80er-Jahre Charakter, ist recht diffus und wabert bei langen Hallfahnen rum. Aber auch bei kurzen Reverbs, die man zum Anfetten benutzen kann, macht es eine gute Figur. Nur zum Sounddesign wäre es keine direkte Wahl, aber man muss ja auch nicht alles können.
Ein weiterer sehr wichtiger Punkt ist für mich die Benutzbarkeit, zusammen mit der Oberfläche. Wenn das GUI schlecht ist, bleibt das Plug-in in der Regel nicht lange auf meinem Rechner. TAL hat beim Reverb-4 alles auf das Nötigste beschränkt: Regler für Wet, Dry, (Input)Delay, Size, Lo-Cut, Hi-Cut – fertig. Gut gewählte Kontraste und alles gut voneinander abgesetzt. Es ist allerdings nicht gänzlich neu entwickelt, sondern dem kostenpflichtigen TAL-Sampler (60 USD) entnommen.
Klar, es ist kein Tausendsassa, aber für schöne, diffus wabernde Sounds oder auch als Unterstützung für helle Räume ist es wirklich gut. Außerdem braucht es nicht sehr viel CPU (wenn auch nicht Nichts) und verursacht keine zusätzliche Latenz zur Berechnung.
TAL Reverb-4 gibt es als VST, AU und AAX für OSX und Windows in je 32 und 64 Bit.
Download: Hier
Als sehr gute Alternativen sind die TAL-2 & TAL-3 zu empfehlen. Je nach Einsatz sicherlich mehr interessanter als der neue TAL-4!!!
Amazing Noises: GliderVerb

GliderVerb ist ein „Hall mit Glitzern“, der einen Raum simuliert, dessen Form sich allmählich ändert. Es ist eine erweiterte Version eines Algorithmus, der von James McCartney für seine Programmiersprache Supercollider 2 entwickelt wurde. Der ursprüngliche Algorithmus hatte keine benutzervariablen Parameter. Dieses Gerät fügt eine Reihe von Parametern hinzu, um eine breite Palette von Effekten zu erstellen:
Von sich entwickelndem Nachhall über granulare Auflösung bis hin zu sanften Resonanzen! Auch als iPad-Version erhältlich.
Download: Hier