All you need is… Tinnitus? Not really!

«Tinnitus is like Fight Club. Don’t talk about it. The moment someone asks you notice it 10x more!» Ich kenne recht viele Menschen, die Tinnitus kennen. Nicht nur aus der Musik- oder Gastro-Branche. Der Alltag ist bestimmt, denn Tinnitus ist ein krasser, schmerzhafter Dauergast. Bestenfalls ein Wiederholungstäter, den ich auch niemandem wünsche. Doch was ist Tinnitus und wo kommt er hier und wie geht er wieder weg? Viele Fragen, eine Handvoll Antworten und paar mögliche Ansätze. Tauchen wir ein…

Als ich am 25. November den Nachmittag während einer Infoveranstaltung an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHDK) verbrachte, passierte etwas! Ich spürte wie der Gehörgang am rechten Ohr merklich anschwoll und sich irgendwie verengte. Und ich hörte einen lauten Ton. Laut! Kein Wunder, dass ich innerlich Panik bekam und ständig an meinem Ohr herumdrückte. Der Tag darauf und danach war begleitet von «leichtem» Schwindel. Die beiden Nächte sehr kurz. Da ich selbstständiger Gastronom bin, das Wochenende bei uns geschäftlich ein Muss ist und bis zum nächsten Donnerstag weitere geschäftige Tage folgten, war es mir nicht möglich einen Arzt aufzusuchen. Eigentlich fatal, doch ich entspannte, als am dritten Tag gegen Abend der laute Ton, der bei mir als das berühmte «Hohe C» erklang, abflachte und folglich mit der Zeit abschwächte. Ich kontaktierte meinen Musikerkollegen aus Berlin, Tilman Ehrhorn (Professor for Music Design, Music Theory and Ear Training) mit dem ich im Sommer zwei Tracks für sein, im Winter 2022 kommendes Album produzierte und er erklärte mir sein Szenario:

«Ich selbst habe / hatte ca. 1-2 mal pro Jahr einen Tiefton-Tinnitus, der sich in der Anfangsphase oft durch leises unregelmäßig auftretendes Brummen bemerkbar macht und manchmal über 1-2 Wochen stärker zu werden und um schließlich als gar nicht mal so leiser Dauerton bestehen zu bleiben. Hierbei führten dann jegliche akustische Informationen/Strapazen an das Ohr zu erhöhtem Brummpegel. Nach ein paar Wochen war es dann wieder weg. Seltsamerweise gibt es kein Brummen, wenn ich einen Ohrstöpsel trage; fast so, als ob das Trommelfell von innen resoniert und wen man was gegen hält, aufhört zu brummen. Eigentlich kommt der Tinnitus ja aber eher vom Innenohr als vom Mittelohr, weshalb der HNO-Arzt auch eher mit leerem Blick durch einen durchguckt, wenn man versucht zu erklären, in welcher Form es auftritt ;)
Ich glaube, dass es bei mir eher mit irgendwelchen Durchblutungsgeschichten, die vom Nacken/Rücken kommen zu tun haben könnte — ein Arzt meinte auch, Zähneknirschen in der Nacht könnte es begünstigen. Ich hatte schon mehrmals den Effekt, dass es nach 1-2 mal Schwimmen gehen komplett weg war und dann auch erstmal nicht wiederkam. 

Ich würde ansonsten ruhig mal zum Arzt gehen, u.a. einen Hörtest machen; auch um auszuschießen, dass es ein richtiger Hörsturz ist. Den bekommt man in der Regel ja auch wieder weg, aber es ist schon ganz gut, das Ganze ein wenig einzugrenzen. Interessanter Weise ist in meinem Fall noch kein Tinnitus oder gar Hörsturz durch akuten Stress aufgetaucht (was es ja häufig gibt), sondern jeweils relativ unverhofft.»

Somit leidet Tilman an einem Brummen, während ich ein «Hohes C» höre. Genau vor einem Jahr war ich bei einer Ohrenärztin, machte einen Hörtest und erklärte ihr, meine Ohren schmerzen und ich höre ein Rauschen. Das Rauschen diagnostizierte sie tatsächlich als Durchblutungsgeschichten, vor allem während der Winterzeit, wenn Menschen sich vermehrt in warmen Innenräumen aufhalten und folglich vermehrt kräftig in Taschentücher blasen. Das ist eine der meisten Ursachen neben Lärm und Stress. Das Blut rauscht vorbei und wir hören es merklich strömen. Aber die Ärztin diagnostizierte auch eine Kiefermuskelverspannung, an der ich seit Jahren leide. Beides wirkte auf mein Trommelfell ein und ich musste was unternehmen. Das Rauschen liess tatsächlich mit der Zeit nach. Ich behandelte damals mein errötetes Trommelfell mit pflanzlichen Medikamenten.

Bisher war mein «Tinnitus» ein Kommen und Gehen mit gelegentlichen Schmerzen im Innenohr. Auch hörte ich oft die Heizkörper rauschen, die Rohre pfeifen oder die Baustellen vor meiner Haustür und bildete mir ein, es sei Tinnitus (Das kommt davon, wenn man Altbau liebt und in einem urbanen Viertel lebt). Ich begann nachzuforschen und stellte fest, dass das Geräusch im Ohr sich tatsächlich unterschiedlich manifestieren kann: Als Piepen, Rauschen oder Brummen oder kombiniert. In der Nacht auf den 26. November gingen mir sehr viele Gedanken durch den Kopf während mein rechtes Ohr laut vor sich hin sang. Dies war jedoch keine Einbildung. Ich verkrampfte mich nur noch mehr und die Nacht fiel recht kurz aus. Was wenn ich meine Musik aufgeben muss?

Kurze Runde: F&A

Wie laut ist ein Tinnitus? Messungen haben ergeben, dass die Tinnitus-Geräusche etwa 5–10 Dezibel (dB) laut sind. Das entspricht in etwa der Lautstärke von raschelnden Blättern, des Atems oder des Tickens einer Uhr. Die Tatsache, dass dieser Lärm auf Dauer nicht besonders angenehm ist, kann auch jeder verstehen, der nicht unter der Ohrerkrankung Tinnitus leidet. Denn wer hat folgende Situation nicht schon einmal erlebt: Man möchte schlafen oder wieder einschlafen, aber das Ticken der Uhr an der Wand treibt einen in den Wahnsinn. Das eigentlich gar nicht so laute Ticken wird so unerträglich wie der Lärm der Großbaustelle von nebenan. Am nächsten Tag fühlt man sich dann extrem unausgeruht. Jetzt stell dir vor, das wäre jede Nacht so —  dann weisst du, wie es einem Menschen mit Tinnitus geht.

Doch was kann ein Tinnitus generell auslösen? Ursachen: z.B. Schwerhörigkeit, Lärm- oder Knalltrauma (bei Soldaten), Hörsturz, Mittelohrentzündung, Otosklerose, Tumoren, Trommelfellperforation, Morbus Menière, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Medikamente, Stress und emotionale Belastung. Selbst ein Vitaminmangel kann den Tinnitus hervorrufen. Eisenmangel hat zur Folge, dass weniger Sauerstoff im Blut transportiert wird. Dies kann zu Tinnitus führen. Beim idiopathischen Tinnitus bleibt die Ursache unklar (Von einem primären oder idiopathischen Tinnitus spricht man, wenn keine genaue Ursache feststellbar ist. Ein sekundärer Tinnitus hat eine eindeutige Ursache, wie zum Beispiel ein geplatztes Trommelfell oder eine Gefäßerkrankung).

Wie geht ein Tinnitus wieder weg? Bei der überwiegenden Zahl von Tinnitus-Betroffenen verschwindet der Tinnitus auch ohne Therapie innerhalb weniger Tage, Wochen oder Monate wieder. Wenn gleichzeitig mit dem Tinnitus ein plötzlicher Hörverlust auftritt, dessen Ursache nicht ersichtlich ist, spricht man von einem «Hörsturz».

Wie lange dauert es bis ein Tinnitus weg geht? Manchmal tritt ein Tinnitus auch ganz ohne erkennbaren Grund auf – dann dauert er normalerweise nicht länger als eine Minute. Bei manchen Menschen halten die Ohrgeräusche aber über längere Zeit an. Wenn sie länger als drei Monate bestehen bleiben, spricht man von einem chronischen Tinnitus.

Kann Tinnitus von alleine weggehen? In 80 Prozent der Fälle geht der akute Tinnitus durch Behandlungen der jeweiligen Ursachen oder auch von alleine wieder weg. Das Ohrgeräusch kann also wieder völlig abklingen, es kann aber auch bleiben.

Wie besiege ich den Tinnitus? Den Tinnitus besiegen ist nur gentherapeutisch möglich – und das ist noch Zukunftsmusik. Es gibt aber Therapien, die eine Linderung versprechen. Es ist ein Klingeln, Piepen oder Rauschen, das sich etwa durch eine Entzündung, nach einem Hörsturz oder zu viel Lärm einschleicht.

Hier eine gute Webpage zum Thema rundum Tinnitus und Behandlung:
www.liebscher-bracht.com/schmerzlexikon/tinnitus/

Achtung, ich habe hier ein Audiobeispiel aufgeführt. Ich persönlich praktiziere solche Therapien nicht. Meine Medizin ist eher die Ruhe und Stille.

FAZIT: So, heute (11 Tage später) verzeichnet mein linkes Ohr ein Rauschen und das Rechte ein leises «Hohes C», sobald ich das Ohr zuhalte. Das Piepen hat an Lautstärke enorm nachgelassen. Dieser Umstand hat mir psychisch sehr viel an Lebensqualität zurückgeschenkt. Auch vielleicht durch die Meditation, die ich wieder aufgegriffen habe als mein Morgenritual. Ich gebe auf meine Ohren recht Acht und schütze diese stets. Keine Live-Veranstaltung ohne Schutz. Die Produktion erfolgt über halb-offene Kopfhörer. Hier versuche ich einen Rhythmus von 30-45min zu halten, um danach kurz zu ruhen. Also muss der Tinnitus etwas mit meinem Lifestyle und wie ich mit dem Alltag umgehe, zu tun haben. Ich denke, alle Heilungsansätze sind gut und weisen in die richtige Richtung. Fakt ist, es gibt keine medizinischen Generell-Lösungen bis heute. Der Fall «Franzi» aus dem Welt der Wunder-Video ging mir recht nahe. Ich wünsche niemandem diese, von ihr beschriebene Tinnitus-Intensität samt dem Verlust an Lebensqualität.

Ich verspreche mir, mich nicht verrückt zu machen und verspreche, verspätet und doch zeitnah, meine Ohrenärztin aufzusuchen und vor allem mit Musik weiter zu machen. Einfach alles im Masse. Versprochen. Und um nochmals Tilman Ehrhorn zu zitieren: «Ignoranz ist vermutlich der beste Tipp überhaupt; macht bloß gerade am Anfang nicht so viel Hoffnung…» In dem Sinne, alles wird mit der Zeit gut ;-)

Als Nächstes: All you need is… a VCR?


Quelle: Tilman Ehrhorn, Liebscher-Bracht, Youtube, Google

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