
Kill your Darlings oder wie ich heute Morgen nach dem Kaffeetrinken entschied meinen Twitter-Account zu löschen und just einen neuen Jahresvorsatz definierte.
Der berühmteste Tipp zum Schreiben ist der härteste. Es ist der Rat von William Faulkner: »Kill your Darlings«. Und natürlich soll man seine Lieblinge töten. Wenn eine Formulierung das Argument überstrahlt, eine Szene von der Story ablenkt, gehört sie gekillt. Egal, wie gut sie ist.Vor den Lieblingen allerdings sollte man sich um seine Feinde kümmern. Stil entsteht weniger durch Einfälle, sondern dadurch, dass man keinen Unfug schreibt. Noch genauer gesagt: Stil entsteht dadurch, dass man Unfug nicht stehen lässt. Denn beim Schreiben unterlaufen einem so viele Peinlichkeiten wie im Leben. Nur, dass man sie streichen kann. (Constantin Seibt – Deadline)
Was für die Literatur gilt, gilt ebenso für die Kunst. Manche sagen, das Grossartige an Cézannes Stillleben sei das Weiss. Einige Stücke der Leinwand liess er frei. Diese «freie Leere» gilt auch für die Musik…
Es gibt unzählige Beispiele an Musikern, die Leere, Stille einbauen (siehe Cage mit 4:33), Schnörkel abbauen und Raum schaffen. Das ist eine sehr grosse Herausforderung. Eine Aufgabe, an die man mit der Zeit heranwächst. Ich weiss, dass es nichts schwierigeres für mich gibt, als ein Stück nur mit einer Handvoll von Elementen so in Szene zu setzten, dass es funktioniert und den Hörer in «Trance» versetzt. Das ist mein Verständnis von Kunst. Von meiner Musik. Eine Aufgabe, der ich mich verschrieben habe. Ob sie mir gelingt? Vielleicht eines Tages mal. Doch dazu später mal…
«Ich bin hier und nicht überall», sagte ich neulich zu jemanden.
Seit dem Herbst ist es so gesehen, recht still um mich geworden in den Social Media-Kanälen. Und ganz ehrlich, ich geniesse diese mir selbst aufgebürdete Ruhe. «Work in silence and let the success be your noise!» steht bei mir auf dem Desktop, den ich jeden Tag anstarre, den ich mit Musik verbringe. Das zwingt mich zum Fokus. Aufs Wenige, aufs Einfache. Während der Herbstmonate arbeitete ich viel und fokusierte mich auf Aufnahmen zweier Alben. Ich erkannte, wie gut das für mich funktionierte. Ohne online zu sein. Also überlegte ich, was ich langfristig ändern kann. Kill your Darlings! Und so begann auf der digitalen Seite das Ausmisten bis heute Morgen nach dem Kaffeetrinken endlich Twitter daran glaubte. «Weg damit», sagte ich zu mir. «Ich bin hier und nicht überall.»
Das Löschen des Accounts war heute sehr bedeutend und der erste wichtige Schritt in die Richtung der digitalen Entrümpelung überhaupt. Wir alle wissen, dass es GANZ OHNE nicht geht, aber das muss es auch nicht! Als nächstes werfe ich einen Augenschein auf meine Beiträge auf Instagram. Hier frage ich mich oft, braucht es die unendlich vielen Beiträge überhaupt? Sagt mal, schaut ihr zurück? Wohl eher kaum, gell. Wisst ihr, oft erwische ich mich dabei, eigentlich nur eure neusten Posts zu lesen. Das Relevante. Der Rest ist Gemüse auf dem Teller, wie man das so schön sagt. Ich bin überzeugt, hier einen guten Ansatz erkannt zu haben. Fyi, Instagram bleibt als Account, aber Facebook wird ebenfalls wie Twitter gehen. Demnächst.
Der neue Jahresvorsatz.
Anfang des Jahres habe ich über meinen diesjährigen Vorsatz geschrieben, YouTube als mögliche «GAS-Quelle» (Gear Acquisition Syndrome) zu minimieren, nach der Erkenntnis, eine Leidenschaft samt Labilität fürs Musikequipment in den letzten drei Jahren entwickelt zu haben. Diesen Vorsatz habe ich entscheidend erreicht. Das neue Jahr starte ich mit einem neuen Vorsatz, bis 2024 kein Equipment mehr zu kaufen. Nüschts, nada, fertig. Na dann, aufs Neue und Guten Rutsch! Wir sprechen uns wieder. Ich werde berichten.
Fazit: Das Beispiel anhand der Schreiberei und Cézannes’ Weiss zeigt auf, was in unseren Händen liegt: Weniger kann mehr sein. Mich fasziniert die Arbeit an uns selbst. Für meinen Teil, ich scheitere immer wieder aufs Neue. Heute erkennte ich jedoch klar, ich bin erleichternd glücklicher, wenn ich nicht «überall» bin und einfach nur Leere und Stille begrüsse. Doch das liegt nicht jedem Individuum. Das ist mir auch klar!
Kill your Darlings – als Parole hinausgerufen. Schnörkel abbauen, Raum schaffen und vielleicht folgt dann das richtige Resultat, was das Richtige für jeden Einzelnen auch sein mag.
Weiterhin entspannte Weihnachten, guten Rutsch und danke für eure Zeit.