
Fluch oder Segen, Werkzeug oder Eigenleben, Chaos oder Magie? Der SOMA Cosmos ist ein einzigartiges Konzept mit Herausforderungen und ein Gerät, das auf seine eigene Weise denkt. Selbst der cleverste Computer kann nicht alle Probleme aus der Welt schaffen. Aber er kann gezielt unterstützen. Und das macht Cosmos so gesehen vorzüglich. Wenn man das Gerät seinen Job aber auch machen lässt. Und das ist das eigentliche Problem aus meiner Sicht – die Eigenständigkeit, die missverstanden werden kann!
Der SOMA Cosmos ist ein innovatives Effektgerät, das von Vlad Kreimer von SOMA Laboratory entwickelt wurde. Es wird als «Drifting Memory Station» bezeichnet und zielt darauf ab, durch Musik meditative Zustände zu fördern. Das Gerät ermöglicht es, Klanglandschaften zu erschaffen, die sich kontinuierlich verändern und entwickeln, ideal für Ambient-Musik und experimentelle Klangprojekte.
Hauptmerkmale:
Bedienung: Das Gerät verfügt über Fußschalter für Funktionen wie Aufnahme, Rückwärtswiedergabe und Löschen, was sowohl für Live-Performances als auch für Studioanwendungen praktisch ist.
Algorithmen: Vier Effektalgorithmen stehen je nach Firmware zur Verfügung: Zwei Delays, Vier Delays, Giant Reverb und Granular Delay.
Steuerungsmöglichkeiten: Regler für Blur, Drift, Drive, Suppressor/Compressor, Feedback und Mix ermöglichen eine detaillierte Klanggestaltung.
Filter: Eingebaute Hoch- und Tiefpassfilter mit jeweils drei auswählbaren Grenzfrequenzen zur Klangformung.
Kein Midi.
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Innovation durch Blur- und Drift-Regler
Besonders hervorzuheben sind die Blur– und Drift-Regler, die Cosmos von anderen Effektgeräten unterscheiden. Der Blur-Regler sorgt für eine kontinuierliche Weichzeichnung des Klangs, indem er überlagerte Soundfragmente vermischt und so eine Art akustischen Schleier erzeugt. Dadurch entstehen weiche, organische Texturen, die sich ständig weiterentwickeln und besonders für atmosphärische Klanglandschaften geeignet sind.
Der Drift-Regler hingegen ist für die zufällige Modulation der zeitlichen Abfolge und Tonhöhe des aufgenommenen Materials verantwortlich. Das bedeutet, dass Sounds sich auf subtile oder drastische Weise verschieben können, ohne dass eine feste Kontrolle darüber besteht. Dies führt zu einer lebendigen, fast unvorhersehbaren Dynamik im Klangbild. Anstatt starre Wiederholungen zu erzeugen, sorgt Drift für eine stetige Evolution des Sounds – ideal für Musiker, die organische und sich verändernde Texturen bevorzugen.
Cosmos bietet verschiedene Firmware-Versionen, die unterschiedliche Funktionen und Arbeitsweisen ermöglichen. Hier ist eine Übersicht der verfügbaren Firmware-Optionen:
- Hauptversion (COSMOS_M1.41.smf): Dies ist die standardmäßig installierte Firmware, die für die meisten Nutzer geeignet ist.
- Quadro-Performance-Version (COSMOS_Q1.41.smf): Diese Firmware ist für den Einsatz von zwei Cosmos-Geräten in einer Quadrophonie-Umgebung konzipiert. Ein Gerät verwendet die Hauptversion, das andere diese Quadro-Version, um gemeinsam einen vierkanaligen Klangraum zu schaffen.
- Pitch-Variante der Hauptversion (COSMOSPM1.61.smf): In dieser Version wird der DRIVE-Regler zur Steuerung der Tonhöhe (Geschwindigkeit von Aufnahme/Wiedergabe) in allen Programmen verwendet. Die maximale Einstellung entspricht der normalen Geschwindigkeit; durch Drehen des Reglers gegen den Uhrzeigersinn kann die Geschwindigkeit auf die Hälfte reduziert werden, was einer Oktave tiefer entspricht. Bitte beachten Sie, dass diese Pitch-Funktion digitale Artefakte erzeugen kann.
- Rhythmische Version (COSMOS_R1.51.smf): Diese Firmware ermöglicht die Arbeit mit klar definiertem Tempo und Rhythmus und bietet Funktionen eines regulären Loopers. Sie unterscheidet sich erheblich von der Hauptversion und verfügt über ein eigenes Handbuch, das die neuen Funktionen und Unterschiede erklärt.
- Pitch-Variante der rhythmischen Version (COSMOSPR1.61.smf): Ähnlich der Pitch-Variante der Hauptversion, jedoch basierend auf der rhythmischen Firmware. Auch hier wird der DRIVE-Regler zur Steuerung der Tonhöhe verwendet, mit denselben Eigenschaften und Einschränkungen.
Im Gegensatz zu traditionellen Loopern legt der Cosmos Wert auf spontane Kreativität und das «Hier und Jetzt», ohne vorbereitete Sequenzen oder Backing-Tracks. Dies kann jedoch auch zur Herausforderung werden.
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Meine Erfahrung
Im Spätsommer 2022 kaufte ich das Effektgerät und begann damit zu arbeiten. OP Field ins Habit ins Cosmos ins Zoom H1n (siehe das Bild oben). Sehr schöne Kollagen entstanden dabei. Ich verwendete die Hauptversion der Firmware und verliebte mich in die Granular Delay Algorithmen, die ich besonders mit der Zürcher Sängerin Nebno in einer Probe intensiv einsetzte. Auch hier gingen klangliche Welten auf.




Vor allem setzte ich Cosmos im Zusammenspiel mit anderen Geräten ein, z. B. in meinen Soloshows 2023 als Effekt für die Soundbox MK2 von Leaf Audio, die ich mit einem Cellobogen spielte und durch Cosmos schickte. Der Sound wurde dann weiter bearbeitet. Dennoch hatte ich das Gefühl, Cosmos nicht ganz zu verstehen, und glaubte, es nicht voll ausschöpfen zu können. Aus diesem Grund war es nicht im Vollzeiteinsatz. Erst durch den persönlichen Austausch mit Manuel, dem Kopf hinter Leaf Audio verstand ich: Cosmos muss eigenständig arbeiten.
Manuel hat ein informatives Video über sein Setup gemacht und er zeigt etwas Entscheidenes: Er arbeitet mit Cosmos als eigenständige Instanz ohne weitere verrückte Effekte im Anschluss und er lässt Cosmos sein Ding machen, zwar auf gut Glück das Ganze, aber er lässt Cosmos es machen. Und das ist die Stelle, wo viele Musiker meiner Meinung nach mit Cosmos nicht zurecht kommen: Sie lassen nicht los!
Cosmos muss eigenständig arbeiten, um sein volles Potenzial zu entfalten.
Er braucht keine weiteren Effekte hinter sich, höchstens ein Reverb.
Das ist alles und so einfach. Diese Erkenntnis kam erst nach zwei Jahren. Und so war es richtig, Cosmos nicht zu verkaufen, denn in meinem System muss alles kommunizieren können. Cosmos ist jedoch ein Einzelgänger für spezifische Aufgaben und Klangfarben.
Bevor ich einpaar schöne Beispiele von Musikerkollegen zeige, wie Kosmos arbeiten kann, möchte ich ein Video von 0VRLNDR zeigen, der genau aus diesem Grund mit Soma nicht zurecht kam und das absolut zurecht …
Ein besonders aufschlussreiches Beispiel gibt es von WHIRRINGS auf YouTube. Er zeigt, wie Cosmos durch separate Aufnahme des linken und rechten Kanals ein erstaunliches Stereofeld erzeugen kann (worauf ich nicht gekommen wäre). Zudem demonstriert er die Unterschiede zwischen der Main- und Rhythmus-Firmware sowie alle Algorithmen. Schön zum Hören!