
Die Cab-Simulationen sind gegenwärtig in aller Munde. Man stöpselt ein und spielt mit vertrautem Sound über Kopfhörer oder die PA. Eine wunderbare Lösung. Im Oktober hatte ich das Vergnügen drei Cab-Simulatoren auszuprobieren. Das war noch kurz bevor Strymon das Iridium herausbrachte. Dieses hätte ich auch gern gehört, leider bekam ich nicht die Möglichkeit. Nun, Radar vs. Torpedo vs. Iconoclast. Wie immer habe ich recherchiert und entsprechend passende Videos auf Youtube, der unendlich tiefen Fundgrube, gefunden. Ich selbst produziere keine Videos; glücklicherweise hat Pete Thorn alle drei Geräte getestet. Somit kommt alles aus einer und der selben Hand. Tauchen wir also hinein…
Mooer: RADAR
Der Mooer Radar präsentiert sich als eine äußerst clever designte Speakersimulation, die durch die Qualität von Impulsantworten modernen Standards gerecht wird. Die Auswahl an Amps und Mikrofonen, der optionale EQ und die optionale Endstufensimulation machen das Kästchen zu einem universalen Recording- und DI-Tool und qualifizieren es auch als Backup für die Gitarrentasche, falls der Amp beim Gig versagen sollte. Zusätzlicher Pluspunkt ist die Möglichkeit, externe IRs zu laden, wodurch man ein sehr offenes und flexibles Konzept an Speaker-Optionen zur Hand hat. Der «Off-Label»-Use als Reverb oder Akustikgitarrenveredler kommt noch hinzu. Unterm Strich bleibt: Der Radar ist ein Knallerteil, zumal er jetzt 1024 Samples beherrscht und die Editiersoftware auch Mac-kompatibel ist. Die Möglichkeiten in Kombination mit dem Preis, der Größe und der Qualität sind so üppig, dass man bedenkenlos zum Kauf raten kann. Für alle, die eine saubere DI-Lösung suchen, herrscht Antestpflicht!
- TECHNISCHE SPEZIFIKATIONEN
- Hersteller: Mooer
- Name: Radar
- Typ: Speakersimulation auf Faltungsbasis
- Herstellungsland: China
- Display: Farb-LCD Display
- Regler: Regler mit Dreh- und Schaltfunktion
- Anschlüsse: 6,3 mm Mono-Klinken Ein/Ausgang, 3,5 mm Stereo Headphone, USB
- Stromversorgung: 12 Volt DC-Netzteil (im Lieferumfang)
- Stromverbrauch: 300 mA
- Abmessungen (L x B x H): 94 x 43 x 50 mm
- Gewicht: 143 g
- Verkaufspreis: 129,00 Euro (Februar 2018)
Two Notes: Torpedo C.A.B. M
Der Two Notes Torpedo C.A.B. M liefert eine sehr flexible Speakersimulation im Pedal, die sich sehr gut für Bühne und Studio eignet, wenn man sich das Mikrofonieren sparen möchte bzw. einen Amp nicht laut aufdrehen kann. Im Angebot sind eine große Bandbreite an Cabs und Mikrofonen, deren Position wie im realen Leben verändert werden kann – mit dem Unterschied, dass kein Bühnenarbeiter oder Mitmusiker das sorgfältig eingestellte Mikrofon umwirft. Der integrierte Reverb hilft dabei, den Gitarrensound für Aufnahmen etwas plastischer darzustellen, und mit dem 6-Band-EQ lassen sich Feineinstellungen im Frequenzbild vornehmen. Das Einstellen mit der Two Notes Remote-App funktioniert problemlos und intuitiv. Klanglich kann das komplette Konzept absolut überzeugen und stellt eine klare Alternative zur Mikrofonierung dar. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist sehr gut.
- TECHNISCHE SPEZIFIKATIONEN
- Hersteller: Two Notes
- Modell: Torpedo C.A.B. M
- Typ: Speaker-Simulator im Pedalformat
- Regler: Parameter/Preset, Volume/Value
- Schalter: Ground Lift, Input Level
- Anschlüsse: Amp In, Speaker Out, USB, 9V DC, Headphones, Aux In, DI Out, Line Out
- Cab Sim: 32 virtuelle Lautsprecherboxen, 8 Mikrofontypen, 8 Endstufensimulationen, 8 Raumsimulationen
- AD/DA Wandlung: 24 Bit, 96 kHz
- Stromaufnahme: 200 mA
- Spannung: 12V DC
- Display: OLED
- Speicher: 100 Presets
- Maße: 103 x 121 x 64 mm (B x T x H)
- Gewicht: 448 Gramm
- Verkaufspreis: 287,00 Euro (Juni 2019)
Neunaber: ICONOCLAST
Mit dem Iconoclast hat Neunaber Audio aus den USA ein ausgesprochen interessantes und vor allem sehr gut klingendes Speaker-Simulations-Pedal auf dem Markt, das auf allen Ebenen überzeugen kann. Es ist auf hohem Niveau gefertigt, die Bedienung ist intuitiv und mit der kostenlosen PC- und Mac-Software erreicht man weitere Parameter jenseits der Regelmöglichkeiten des Pedals. Außerdem bietet die Software die Möglichkeit eines Stereo-Enhancers, der ganz hervorragend klingt! Das Iconoclast ist zwar kein Schnäppchen, aber definitiv jeden Rappen wert.
- TECHNISCHE SPEZIFIKATIONEN
- Hersteller: Neunaber
- Bezeichnung: Iconoclast
- Herstellungsland: USA
- Effekt-Typ: Speaker Emulator
- Regler: Kopfhörer, Low, Mid, High, Gate
- Anschlüsse: 2 x Mono/Stereo-Eingang, 2 x Mono/Stereo Ausgang symmetrisch/unsymmetrisch, 9-V-Netzteilanschluss, 3,6 mm Kopfhörer
- Abmessungen: 116 mm x 68 mm x 47 mm
- Gewicht: 227 Gramm
- Batteriebetrieb: Nein
- Besonderheiten: Software für weitere Regelmöglichkeiten
- Ladenpreis: 289,00 Euro (August 2017)
Fazit: Ich teste diese Simulatoren auf meinem Bass-Pedalboard, auf dem bereits einige Dirt-Pedale (Overdrive und Fuzz) und das Boss EQ-200 Platz haben und hänge zum Schluss der Kette nacheinander je einen Cab-Simulator dran. Ganz ehrlich, vom Handling her ist das Radar mein Favorit. Es ist klein (Bitte nicht von der Verpackung beirren lassen!) und schön verarbeitet. Passt in jede noch so kleinste Tasche und Lücke auf dem Pedalboard. Trotz aller Features und Möglichkeiten gefällt mir der Sound nicht. Ich habe Mühe den Signalpegel einzustellen ohne, dass er übersteuert. Seltsam aber wahr. Vielleicht war das Gerät defekt, vielleicht habe ich was falsch gemacht? Das Torpedo C.A.B M hingegen gefällt mir vom Sound her sehr gut. Auch hier trotz aller Features (Cab Simulation, IR Loader mit Reverbs, EQ und aller physischen Anschlüsse, die man braucht oder auch nicht) verliere ich mich leider im Sumpf der Möglichkeiten. Sagen wir es mal so: Ich möchte eigentlich direkt loslegen und nur etwas justieren, damit der Sound für meine Ohren klingt. Hier haben die Franzosen solch ein interessantes Produkt auf den Markt gebracht, dass es für meinen Geschmack wiederum zu viel wird und mit der Software erst recht! Ganz grosses Kino. Das Torpedo ziehe ich dem Radar eindeutig vor. Nun, es bleibt noch der Iconoclast. Neunaber haben das was Tolles fabriziert. Sehr einfach und geradlinig. Das Pedal ist selbsterklärend. Ruck-Zuck ist der Sound eingestellt und ich lege los. Will ich tiefer eintauchen, so gehe ich an die Software. Diese ist ebenfalls selbsterklärend und minimalistisch aufgebaut. Keine Ablenkung, einfach ein direkter Weg. Der Iconoclast klingt für mich auf Einhieb schön und warm und verträgt jegliches Signal, welches ich schickte ohne zu übersteuern etc. Das gefällt mir.
Ich empfehle das Iconoclast allen, ob Gitarristen oder Bassisten, die einen ausgewogenen Sound wollen ohne davor viel Zeit mit Einstellungen zu verbringen, was selbstverständlich auch Spass machen kann ;-)
Dieses Jahr möchte ich gern das Iridium von Strymon und das Helix HX Stomp von Line 6 hören. Vielleicht klappt es und vielleicht dann aber mit einer grösseren Versionen von Iridium. Ich bin gespannt was Strymon Ende des Monats auf der NAMM so präsentieren werden…
Quellen: Youtube, Bonedo