„Warum es sich lohnt auf die Welt zu kommen“ – Ein Hörspiel von Martin Engler in Kooperation mit JuLL (Junges Literaturlabor)
Am 24. Februar fand um 20 Uhr auf SRF2 Kultur die Ausstrahlung des Hörspiels „Warum es sich lohnt auf die Welt zu kommen“ statt – Eine polyphone Collage aus Tag-Träumen, Nacht-Ungeheuern und absoluter jugendlicher Lebenswirklichkeit im Hier und Jetzt. Bereits am 8. Februar hatten 30 Gäste die Gelegenheit, an einer Pre-Listening-Session teilzunehmen. Eine Live-Schaltung zu Martin Engler in Berlin war Teil des Programms, während Richard Reich, Autor und Co-Direktor des Jull, die Moderation übernahm…
„…Die Klangräume stammen vom Soundarchitekten Dominik Grenzler, der unter dem Namen An Moku aus Stille, Ton und Geräusch spannungsvolle, hochkomplexe, filmische Klangwelten komponiert.“ – SRF2 Kultur
Today is a special day for me. No, it’s not my birthday, but as I write this text, I’m passing a personal milestone of over 10,000 monthly listeners on Spotify. For me, this achievement is astounding, and I’m truly delighted about it. Naturally, the situation might shift next month. The numbers might increase or decrease slightly… Regardless, I have two reasons to celebrate today. Besides the milestone, the second cause for joy is finally releasing a Preset Collection I’ve been delaying for quite some time. So, here it finally is – ‘Darker’, a 29 Preset Collection for the amazing Valhalla Delay.
The Valhalla Delay stands out as a remarkable tool, earning its place as a true masterpiece in the realm of sound design. It consistently ranks among my top go-to delays, especially when I need to add depth and (experimental) texture to my projects on the computer. This versatile plugin shines with its ability to perform ducking, pitch shifting, and tape emulation, offering a broad spectrum of features that cater to an extensive range of sound design needs. Its sound quality is nothing short of spectacular, delivering exceptional clarity and richness that can transform any audio piece.
You want it darker, I kill the flame. For those seeking a deeper, more resonant tone, the ‘Darker’ sound design preset collection for the Valhalla Delay is the perfect solution. This carefully curated collection provides a vast array of options for both reverbs and delays, enriched with spatial depth, temporal flexibility, and intricate modulation possibilities. I have personally recreated some of my favorite presets from the Meris LVX, as well as from another beloved delay of mine, the Strymon El Capistan, with the intention of taking a step forward in sound innovation. These two pedals are essentials in my toolkit, indispensable for my work.
The ‘Darker’ preset collection is specifically crafted for Pads and Leads, featuring a total of 29 presets tailored for experimental sound design. Within this collection, you’ll find some presets that assert themselves boldly and prominently right from the start, while others are meticulously designed to unfold and evolve gradually, revealing their complexity over time. This blend offers a versatile toolset for creators seeking to explore new sonic landscapes or enhance their music with unique auditory textures, particularly the Schattenwelt & SOS (Sound on Sound) presets, which are designed for layered, evolving sounds (no sound examples shown here). Patience is key with these presets; give them time to evolve and bloom.
29 Prestes, 5 Preset categories:
Art von Realismus
Geisterwelt
Schattenwelt
Schauplatz
SOS
666
When integrating these presets into your projects, feel free to use them as either an insert or a send effect. Dial in the right amount of mix and adjust the settings to suit your taste. With plans to potentially design a Vol. 2 focused on Drums and Plucks, there’s more to look forward to. For easy installation, refer to the guidelines provided in the appendix.
As you might know, I do not do sponsorships. However, if you do not own the Valhalla Delay, I recommend purchasing it to offer your support: valhalladsp.com/shop/delay/valhalladelay
Thank you for your support. From Zürich with love, An Moku
2023 war reich an faszinierenden Begegnungen, inspirierendem Austausch, spannenden Kollaborationen, Live-Shows und verrückten Ideen. Gastronomisch in meinem co-geführten Café als auch musikalisch.Ich freue mich auf das neue Jahr, das bereits mittendrin steckt…
Ich habe eine grosse Liebe für Kassetten, und es macht mich besonders glücklich, dass ich auch im vergangenem Jahr drei Veröffentlichungen auf Kassette haben durfte:
• «Fluxus Verve» mit Nicolas Streichenberg aka Yes, it’s Ananias! • «Raum im Raum» mit Stefan Schmidt, Karlrecords (GER) • «Shapes (for a Name)» Solo, Puremagnetik (USA)
Am 5. Januar berichtete der Journalist Rainer Etzweiler auf dem neuen Schweizer Portal, Sunrise Starzone, in seinem Artikel «Tape it or leave it: Die Verkaufszahlen von Musikkassetten steigen an» über die aufflammende Begeisteung des Mediums und erwähnt meine drei Veröffentlichungen. Danke, Rainer!
«…Dass Vinylplatten ein Comeback erleben, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben und haut auch keinen mehr aus dem Hocker. Etwas überraschender ist hingegen, dass auch wieder mehr Musikkassetten verkauft werden. Yep, Tapes, weil Nutzungskomfort einfach nicht so geil ist, wie Musik mit dem Bleistift zurückzuspulen. Es ist ein Twist, bei dem Spotify-CEO Daniel Ek wahrscheinlich kurz von seinem Elfenbein-Thron gefallen ist: Die Verkaufszahlen von Musikkassetten steigen wieder an. In Amerika bereits seit 2017, England wiederum verzeichnet gerade das vierte Jahr in Folge mit wachsendem Absatz. Für die Schweiz liegen keine Zahlen vor, Tapes werden aber auch hierzulande verkauft. Zum Beispiel die von dem Zürcher Ambient-Künstler An Moku, der im letzten Jahr gleich drei seiner Releases auf dem anachronistischen Format herausbrachte…»
Ich blicke bereits erwartungsvoll auf das jetzige Jahr, das mir die Möglichkeit bietet, spannende Herausforderungen anzugehen. Besonders freue ich mich auf die Gestaltung eines Audiowalks für die Halbinsel Hertenstein im Auftrag des Tourismus Luzern, der sowohl textlich als auch klanglich unter anderem das Erbe von Sergej Rachmaninoff würdigt. Ebenso freue ich mich auf das Sounddesign für die Installation der Künstlerin Salome von Brüning. «Krass Fass – Fassbare Kunst» wird in Richterswil von Mai bis September zusehen und hören sein. Zudem sehe ich gespannt der Ausstrahlung des Hörspiels „Warum es sich lohnt auf die Welt zu kommen“ auf SRF2 Kultur Radio im Februar entgegen, das unter der Regie des Berliners Martin Engler in Zusammenarbeit mit JuLL entstanden ist. Es wird auch sicherlich eine kleine Handvoll an Liveshows geben, aber mein Fokus bleibt dieses Jahr auf Konzeptionen… Und ich freue mich auf Das, was noch keine konkrete Form angenommen hat und in der Luft schwebt!
Tatsächlich erreichte mich heute Morgen beim Kaffee ein Review aus Italien über mein aktuelles Album «Shapes (for a Name)», und das gab den Impuls, diesen Post zu verfassen. Ich freue mich besonders über den Artikel, da der Redakteur, Vasco Viviani, erneut über mich berichtet und der Review aus meiner Sicht schön verfasst ist. Danke, Vasco!
Hier die übersetzte Version des Originals: «…Über Musik zu schreiben ist wie Architekturtanzen. Es ist zu bekennbar oder nicht, dass die beiden oft Disziplinen sind, in denen sich Extro und Strenge kreuzen und Kunst schaffen. Der Weg des Züricher An Moku, dem wir bei Sodapop mehrmals begegnet sind, führt dazu, dass er auf dieser Platte die Konzepte und Farben des Bauhauses in den Klang übertragen möchte. Shape (for a name) kann als These assimiliert werden, aber ich lese sie lieber als Frage und stelle mir Dominik an den wichtigen Orten vor, die diese Forschung skizziert haben: Weimar, der Monte Verità in Locarno, Zürich. Werke, Materialien, Konzepte, Farben (gelb, rot, blau), die An Moku zerbricht, um sie zu körnigen und eleganten Klangformeln wieder zusammenzusetzen, um Pentagramme, Millimeterpapier und Periodentafeln zu überlagern und magische Formeln miteinander arbeiten zu lassen. Was das Bauhaus uns zeigt, ist eine Umgebung von sanfter Musikalität, einer minimalen, einladenden und lebendigen Strenge, die manchmal an einige Excursus von Susumu Yokota oder die Umgebungen von Steve Roden erinnert. Die Fähigkeit von An Moku besteht darin, die Hand nicht zu treten, sondern sie leicht und präzise fließen zu lassen, wie ein Zeichen von Lapis, um eine neue Welt zu eröffnen oder einen neuen Raum hinzuzufügen. Wenn Sie sich von dieser Musik überfallen lassen, einen Katalog durchsuchen, Linien ziehen, Silhouetten einbauen, wird Ihnen ein Gefühl der Vollständigkeit geben. Es wird vielleicht keinen Grund zum Tanz geben, aber die Lyrik und Ordnung in diesem Werk schaffen es, ihre Schönheit in Aufnahmen von Formen auf Reisen zu sublimieren, die durch schnelles Durchblättern der Seiten im Rhythmus dieser sanften und präzisen Noten animiert werden können.»
Ich möchte mich herzlich für den Austausch und all den Support bedanken und natürlich Allen, die meine Katzen-Musik wertschätzen. Danke euch von Herzen.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, was meine Faszination am Bauhaus ausgelöst hat. Vielleicht war es ein Möbelstück wie ein Sessel, in dem ich gesessen, vielleicht ein Gemälde, das ich betrachtet habe, oder vielleicht die Anschauung des Bauhauses als Ganzes? Im April 2021, nach der Veröffentlichung von „Less“ (Puremagnetik, 2021), stellte ich Micah Frank (Chef der New Yorker Plattenfirma, Puremagnetik) meine Idee der Bauhaus-Vertonung vor. Ich erinnere mich noch, wie wir damals über eine mögliche Verwechslung mit der Band Bauhaus scherzten. Micah zeigte Interesse. Im Sommer reiste ich nach Irland und verbrachte dort zwei Wochen mit Aufnahmen und einem intensiven Studium, in der Hoffnung, einen Zugang zu finden. Ich reiste nach Weimar (Deutschland) und zum Monte Verità im Tessin (Schweiz) und verbrachte Stunden in Zürcher Bauhausgebäuden. Ich wollte wissen: Was steckt hinter dieser Kunstrichtung, die sich mit Bereichen wie Architektur, Möbeldesign, Grafikdesign, Textilien, Malerei, Bühnendesign und -performance, Keramik, Metallarbeit und Fotografie/Film befasst und, die Ikonisches hervorgebracht hat? Es sollte noch ein Jahr dauern, bis ich mein Konstrukt als eine greifbare Form ansehen konnte. Aber was war mit der Musik?
Ich hatte noch nie zuvor etwas von einer spezifischen Bauhaus-Musik gehört und hoffte auf Neuland zu stossen. In den verschiedenen Publikationen, die ich über die Zeit las, hoffte ich eine mögliche Formel entdecken zu können, die mir mathematisch ein Fundament für meine Musik geben sollte. Ich hatte keine genauen Vorgaben, nur Ansätze. Also musste ich lernen, damit zu konstruieren.
Scheitert Bauhaus an der Musik?
Aus heutiger Sicht besteht die musikalische Leistung des Bauhauses nicht in einem weiteren Beitrag zu bestehenden Strömungen, sondern im Aufwerfen von Problemen, im Ausloten sich andeutender Pfade und in der Produktion unfertiger Prototypen. Diese Feststellung führt zu dem Phänomen, dass die Musik zwar am Bauhaus an den selbst gestellten Aufgaben gescheitert ist, jedoch in diesem Scheitern wichtige Impulse für musikalische Entwicklungen der 1950er und 1960er, ja sogar bis in die Gegenwart, liegen.
Erst im verdichteten Nebeneinander der Künste am Bauhaus sowie durch die rigorose „Einmischung“ bildender Künstler zeigte sich in der Musik die Existenz ungelöster Aspekte, die zukünftig behandelt werden sollten. Genau diese Dynamik scheint Laszlo Moholy-Nagy im Sinn gehabt zu haben, als er feststellte, dass es zur Förderung künstlerischer Entwicklungen „nur der richtigen Fragestellung“ bedürfe. Moholy-Nagy wies mit dieser Idee nicht nur auf die musique concrète hin, sondern, wenn man es so will, sogar auf das Ende der 1970er Jahre entstehende DJing.
Die Annahme, dem Bauhaus habe es in erster Linie an der nötigen Technik zur («total» kontrollierten) Musikproduktion gefehlt, sollte zwar nicht vollständig revidiert, aber doch relativiert werden. Eine ergänzende Diagnose könnte lauten: Vielleicht mangelte es der Bauhaus-Musik schlicht am richtigen Personal? Künstler wie Oskar Schlemmer (Triadisches Ballett) und der weltberühmte Maler Kandinsky versuchten zwar, eine generelle Musikalisierung der Künste zu erzielen, vernachlässigten dabei jedoch die Musik selbst. Ein möglicher Grund dafür könnte die Annahme gewesen sein, dass Musik keiner grundlegenden Erneuerung bedarf, da ihre Leitfunktion darauf beruhte, seit jeher abstrakt zu sein.
Die daraus resultierende Herausforderung war, dass die verfügbare Musik strukturell nicht zu den völlig erneuerten Mitteln der Bauhaus-Bühne passte. Am Black Mountain College (BMC), einer experimentellen Kunstschule in North Carolina, die von 1933 bis 1957 existierte, wagte John Cage schließlich den überfälligen Schritt einer Neudefinition von Musik, indem er sie anders dachte: durch Emanzipation des Geräuschs, Ent-Personalisierung und den Verzicht auf dramaturgische Entwicklung.
Da das Fach Musik am Bauhaus kein festes Unterrichtsfach war und es kein ein spezielles Budget dafür gab, fanden musikalische Experimente und Aufführungen meist außerhalb des regulären Unterrichts statt. Die musikalischen Aktivitäten, die ohne interdisziplinäre (Theater-) Einbindung stattfanden, wurden auf den Bauhaus-Festen und während der Bauhaus-Woche 1923 performt. Dass weder Josef Matthias Hauer noch Arnold Schönberg das Bauhaus für längere Zeit besuchten, obwohl beide mit dem Gedanken spielten, dort zu lehren und zu arbeiten, kann aus musikalischer Sicht als verpasste Chance betrachtet werden.
Sowohl das Bauhaus als auch das spätere Black Mountain College in den USA wiesen Züge der hier imaginierten Laboratorien auf, oder, wie Oskar Schlemmer es nannte, der „Versuchsballone“. Umso erstaunlicher erscheint es, dass vom Bauhaus dennoch die hier erläuterten musikalischen Anregungen ausgehen konnten. Offensichtlich waren Experimente mit Schallplatten, Grammophonen, Wachsrollen, mechanischen Pianos (wegen Entsetzen des Publikums anfänglich verworfen), Elektrizität und Film doch grundlegend und wegweisend.
Annäherung an die Musik des Bauhaus: Ein Experiment.
Die Erkenntnis über das Scheitern der Musik am Bauhaus war ernüchternd und trotz allem blieb ich fasziniert am Thema. Ich betrachtete die für mich relevanten Bereiche genauer und fasste diese zusammen:
Titelgebung: Die Stückitel des Albums „Shapes (for a Name)“ lehnen sich am interdisziplinären Ansatz des Bauhaus an, sind jedoch von mir gestaltet. Sie erzählen eine Geschichte. Ihre Erzählweise verläuft nicht unbedingt chronologisch und wird, gleich nach dem elektroakustischen Eröffnungstitel „Gestus“, von den beiden Stücken „Ebenen“ übergeordnet eingerahmt. Das Album darf das Ringen des Menschen mit Gewalten (der Mensch selbst als sein eigener Widersacher und Nationalismus als übergeordnete, sabotierende Institution) aufzeigen. Der Nationalsozialismus hatte eine komplexe und überwiegend feindliche Beziehung zum Bauhaus. Das Bauhaus und der Nationalismus, insbesondere in Form des Nationalsozialismus, standen in vielen Punkten im Gegensatz zueinander. Das Bauhaus war eine progressive Kunst- und Designschule, die 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet wurde. Sie betonte Interdisziplinarität, Modernismus und die Verschmelzung von Kunst und Handwerk. Ihre Ideen waren oft avantgardistisch und standen im Kontrast zu traditionellen künstlerischen Normen. Der Nationalsozialismus hingegen, der in den 1930er Jahren in Deutschland aufkam, betrachtete die modernistischen Tendenzen des Bauhauses mit Misstrauen und sah sie als “entartet” an. Der Nationalsozialismus betonte konservative, traditionelle Werte und lehnte viele der Ideen und Konzepte ab, die das Bauhaus verkörperte. 1933 wurde das Bauhaus unter dem Druck der Nazis geschlossen. Einige Künstler und Pädagogen gingen in die USA und hatten eine Verbindung zum Black Mountain College. Einer der bekanntesten Bauhaus-Mitglieder, das zum Black Mountain College ging, war Josef Albers. Er lehrte dort von 1933 bis 1949 und hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf die Kunstpädagogik in den USA. Seine Kurse in visueller Grundausbildung waren stark von der Bauhaus-Pädagogik geprägt und beeinflussten Generationen von amerikanischen Künstlern.
Ein Beispiel anhand von „Unruh im Stillleben“ und dessen Doppeldeutigkeit: Die Unruh in einer Uhr ist ein zentrales Bauteil in mechanischen Uhren. Sie ist ein Teil des Uhrwerks und dient dazu, die Zeit zu messen, indem sie in einer gleichmäßigen Schwingung hin und her pendelt. Diese Schwingung der Unruh wird durch eine Spiralfeder reguliert, was die Genauigkeit der Uhr sicherstellt. Das Stillleben ist eine Kunstform, die sich auf die Darstellung von in der Regel unbeweglichen Objekten oder Arrangements von Gegenständen konzentriert. In der Komposition verzichte ich bewusst auf akustische Elemente eines Uhrenwerks und belasse es bei Anspielungen durch andere verfremdete Geräusche auf die aufkommende politische Unruhe.
Und selbstverständlich meine Wahl, den Anglizismus bei der Namensgebung des Albums ‘Shapes (for a Name)’ als die Hauptandeutung auf Bauhaus und seine Formen zu verwenden.
Stimmung: „Shapes (for a Name)“ dient als eine musikalische Annäherung nicht nur an ein einzelnes Konzept, sondern an die Idee als Ganzes – es ist ein Experiment. Es handelt sich um meine Interpretation eines Aspekts, der in seiner ursprünglichen Form nicht klar definiert war. Meine durch das Bauhaus inspirierte Musik distanziert sich von jeglicher Esoterik, auch wenn meine Kompositionen hypnotische Züge aufweisen – ein Aspekt, der mir sehr wichtig ist.
Das Bauhaus entwickelte eine Farbenlehre, die ich zwar berücksichtigte, aber nicht vollständig in meinen Kompositionen integrierte. Eine sehr gute Freundin von mir (anonym) nimmt Musik als Farben wahr, aufgrund synaptischer Verbindungen in ihrem Gehirn. Ich lasse sie meine Musik hören, um sicherzugehen, dass ich die gewünschte Farbskala getroffen habe. Bei „Shapes (for a Name)“ orientiere ich mich an den drei Hauptfarben des Bauhaus (Gelbb, Rot, Blau) und bewege mich vor allem im Spektrum von Rot und Blau.
Das Albumcover gestaltet erneut John Whitlock, ein Künstler aus New York. Auf dem Cover sind charakteristische Bauhaus-Formen wie Kreis, Dreieck und Rechteck zu erkennen. John experimentiert mit den Elementen und gibt viele Andeutungen. Die Farbpalette bleibt warm und subtil gehalten. Alles bewegt sich im Bereich der Andeutungen. Im Mittelpunkt des Covers ist ein Buch abgebildet, das als Symbol für Wissen dient. Ebenso sind weitere Materialien angedeutet, die ich klanglich verarbeitet habe.
Bewegung: Als weiteres Element im Bauhaus betrachte ich das bewegte Bild. Der aufkommende Film sorgte für gesteigerte Aufmerksamkeit im Bauhaus. Edgar Reitz bemerkte hierzu: „…Die Bilder, die Bewegung des Lichts, sind auch musikalisch. Musik macht man nicht nur mit Geigen oder einem Orchester, sondern sie ist alles, was sich in einer konstruktiven Weise polyphon bewegen kann. Und das können Filmbilder genauso. Der Film ist eigentlich ein Zweig der Musik.“ Im von Sasha della Moon performten Clip werden viele Grundmaterialien miteinander vereint, einschliesslich zwei Hauptbereiche des Bauhauses: Architektur und Bühnenperformance. Sasha interpretiert zeitgenössischen Drehtanz, angelehnt an das Sema-Ritual der Derwische. Ihr Drehritual verkörpert das runde Element als Schönheit und Grazie in konzentrierter Form – ein praktisches, greifbares Symbol. Der Clip ist eine Kompilation ihrer ausgedehnten Drehperformance zu den Stücken „Ebenen“, die den thematischen Rahmen für „Shapes (for a Name)“ setzen.
Vertonung: Ebenso habe ich einige Materialien klanglich verarbeitet, darunter Wasser, Holz, Glas, Beton und Stahl. Bei genauerem Hinhören können diese eventuell identifiziert werden. Ein wichtiges und immer wiederkehrendes Element in meiner Arbeit ist das Knistern von Vinyl, welches ich sorgfältig in analoger Form gesampelt habe. Ich durchstöbere gerne meine Plattensammlung auf der Suche nach interessanten Endlosrillen im Vinyl voller staubiger Kratzer. Das Wabern des Bandes dient als Anspielung auf die Wachswalze und das Experimentieren mit dem Klang und das daraus resultierende Konzept der musique concrète. Für die Umsetzung nutzte ich mein modulares System sowie einige Hardware-Geräte, darunter Sampler, analoge Diktiergeräte, Bandmaschine, iPad, Bassgitarre, elektroakkustische Mikrofone. Die verwendeten Effektketten ähneln denen, die bereits bei den Aufnahmen zu “Less” verwendet wurden, einer musikalischen Bassgitarren-Interpretation von Hautology (Puremagnetik, 2021). Das Mixing führte ich digital („in the box“) durch.
Gleich nach der Fertigstellung des „Shapes (for a Name)“ begann ich mit dem nächsten Album „Raum im Raum“ (letzter Teil der Raum-Trilogie mit dem deutschen Musiker und Freund Stefan Schmidt, veröffentlicht von der Berliner Plattenfirma Karlrecords). Um der Raum-Trilogie eine neue Richtung zu geben, integrierte ich Musikstücke aus meinem Bauhauskontingent. Diese beiden Stücke sind RiR °5 und RiR °3. Laut eines französischen Printmediums entzieht sich das Album einer Schubladisierung. In meinem nächsten Blog-Beitrag werde ich ausführlich auf die gesamte Raum-Trilogie eingehen…
Es bleibt unklar, welche Rolle die Rhythmik im Bauhaus spielte. Der Rhythmus wurde offenbar als Lehrbegriff verwendet, um die Einheit von Körper und Seele zu symbolisieren. Johannes Itten berief sich in diesem Zusammenhang ausdrücklich auf die Methoden von Gertrud Grunow, die den Körper ins Zentrum ihrer Lehre stellte: „Klang und Farbe lösen im Menschen Bewegungen aus, und zwar in ganz bestimmten Zentren, für ganz bestimmte Töne und Farben.“ Ich spiele mit dem Rhythmus, verberge oder offenbare ihn an verschiedenen Stellen. Ich orientierte mich dabei am faszinierenden Goldenen Schnitt (Golden Ratio), der in der Natur omnipräsent ist, sowie an der Fibonacci-Folge. Diese dienen mir als jene Formel, die ich ursprünglich vermisste. Hätte die Bauhaus-Musik das für gut befunden?
In Zusammenarbeit mit Micah Frank (Puremagnetik) entsteht nach „Fragment“ ein zweites Musik-Plug-in: „Stages – Dual Golden Ratio Delay“. Die Idee verwirklichte ich zunächst in Form eines sogenannten Patches für eines der für mich unabkömmlichen Musikgeräte: Zoia. Laut meiner Kenntnis exisitert auf dem Markt bis heute kein vergleichbares Plug-in. In aller Bescheidenheit – das Ergebnis macht mich sehr stolz. In dem ca. 8-minütigen YouTube-Video erkläre ich die Funktionen des Plug-ins und erläute kurz den Zusammenhang mit „Shapes (for a Name)“.
Im Jetzt.
Genau ein Jahr nach der Fertigstellung wird „Shapes (for a Name)“ veröffentlicht. Würde ich das Projekt heute anders angehen, etwas anders machen? Ja und Nein. Vielleicht hätte ich einige Kompositionen des Albums im Klang natürlicher und offener gelassen. Aber das Bauhaus repräsentiert für mich einen experimentellen Baukasten, mit dem musikalisch Sandburgen kontruiert werden können. Im Versuchsballon…
Dominik Grenzler
Zürich, September 2023
Danksagung: Sara Hochuli, Micah Frank, Elisabeth Nold-Schwartz, Cristina Oliviera, Alexandra Moskovchuk, Stephanie Pirker-Seiler, Richard Reich, Guido Kippelt, Taylor Deupree, John Whitlock, Vanessa Zimmermann
Shapes for a Name (Puremagnetik, 2023)
Gestus
Ebenen der sich kreuzenden Mikrojahreszeiten
Atem der Fische
Im Wandel
Ebene aus Punkt und Linie
Gedanke und Erinnerung
Zwischen Wort und Bild
Zu neuen Ufern
Unebenheiten einer Form
Alles Fliessende
Unruh im Stillleben
Illusion der Einzigsartigkeit
Ebenen der galoppierenden Triaden
Quellenverzeichnis:
Andi Schoon - Die Ordnung der Klänge. Das Wechselspiel der Künste vom Bauhaus zum Black Mountain College, 2006
Elizabeth Otto und Patrick Rössler - Bauhaus Women: A Global Perspective & The Sound of the Bauhaus, 2019
David Hendy - Noise. A Human History of Sound and Listening, 2013
Wilfried Kirsch - Bauhaus und Musik
Das Konzert, das wohl in meiner Erinnerung ein Leben lang bleiben wird: Die für mich nicht stattgefundene Badenfahrt!
Die Badenfahrt in Baden findet alle 10 Jahre statt und ist vielleicht das grösste Event der Schweiz. Dieses Jahr ist das 100-jährige Jubiläum. Dort bin ich gebucht. Dort treffe ich meinen Pianisten. So ist der Plan…
Am 27.8. verlasse ich früh morgens Kopenhagen in Richtung Flughafen. Unterwegs erreicht mich eine Nachricht von der Swiss Airline, mein Flug ist annulliert worden. Es stellt sich heraus, dass alle Flüge der Swiss Airline, die tagsüber von Air Baltic durchgeführt werden sollten, annulliert wurden. Der nächste verfügbare Flug ist um 18 Uhr mit SAS. Ich nehme diesen Flug und besteige die Maschine in der Hoffnung, Zürich um 20 Uhr erreichen und vielleicht mit Verspätung noch das Abschlusskonzert der Badenfahrt mit dem Pianisten Nicolas Streichenberg im Balineum, in Baden performen zu können. Doch dann trifft ein Blitz unsere Maschine. Aus Sicherheitsgründen sind wir gezwungen, nach Kopenhagen zurückzukehren, was eine Reihe weiterer Ereignisse vor Ort mit sich bringt.
Das Konzert auf der Badenfahrt konnte ich verständlicherweise nicht spielen. Kurzerhand wird mein Platz ganz im Stil des Fluxus durch ein Holzkonstrukt und einen antiken Coca-Cola Koffer ersetzt. Trotz der Ereignisse legt mein Freund Nicolas eine tolle Solo-Improvisation hin. Danke an die Veranstalter der Badenfahrt für ihr Verständnis und an Nicolas für die Nerven!
An diesem Abend hätte Schlimmes passieren können, aber zum Glück ist nichts passiert. Ich hatte einfach etwas Pech und dieses Konzert werde ich nie vergessen!
Fifteen Questions – Interview geführt von Tobias Fischer.
Mein Partner in Crime, Nicolas Streichenberg und ich beantworten erneut Fragen zum gemeinsamen Album und und und.
Excerpt from the interview:
Fifteen Questions – An Moku & Yes It’s Ananias about Sonic Time Travel and Playing for the Deaf.
The past is mentioned as a source of inspiration specifically in the press release. Why is music such a great tool for travelling towards the heart of the past?
Dominik: Like music, the arts in general, such as literature, gastronomy, painting and the performing arts, are a medium. It is a tool with the help of which “a product” can be created. Depending on how receptive we are or how strong this product is, it has the power to do something with us.
In this case, it is music that can trigger something. Be it memories of conversations, or general events. Images are created in the mind, which in turn can evoke smells and colours in some people. These are very strong connections.
A very close friend of mine sees colours because of the synaptic neural connections in her brain. I always have her listen to my music beforehand to be sure that a desired colour scale has been hit.
For me personally, hearing, followed by tasting, triggers the most intense memories. In my case, even more than the sense of sight.
Nicolas: In a very observative and biological way it is nothing but magic. It’s molecules within the air that are crossing towards our eardrums, which in turn vibrates and in a very effective way pours signals into our brain.
Connectionwise in there, we kind of like a supercomputer, calculate these vibrations as electrobiological ones and zeros. It occurs to our senses that certain chemicals will be released and then, only then, our body reacts. Our nervous systems are genuinely thriving for such highs. Many chemicals are being released, and this is what makes our body respond in a certain way mostly.
Each and every nerve in our system genetically reacts to these impulses. Which is why we have learned to deal and systematically put feelings into boxes and live mostly after them. Or else; God is not here to be understood or seen, but felt. It’s a way of purest communication. Music is the way to connect wether we want it or not. It does something to our body.
I was in a rockband once and played a sold out clubshow to a community of deaf people. It was the most cheerful applause and energy within thankfulness they gave towards us artists.
Debüt zweier Schweizer Musiker als Protest. Ihr Erstwerk Fluxus Verve ist heute erschienen. Ein leiser Protest wird laut.
Ein friedlicher Protest? Und wie kann kontemporäre elektronische Musik in den 70er Jahren geklungen haben? Genau diese Fragen haben sich die beiden Schweizer Musiker Dominik Grenzler aka An Moku und Nicolas Streichenberg aka Yes it’s Ananias gestellt. Die Antwort begeistert 43 Minuten lang. Ihre Interpretation des Ambient-Genres lässt Raum zum Atmen als Protest gegen die Schnelllebigkeit und die Verwerflichkeit unserer Gesellschaft.
Der Klangkünstler und Musiker An Moku befasst sich seit längerer Zeit mit Kunstformen, Techniken und Ideen vergangener Tage als Inspiration zur Anlehnung ans Neue. Der, in den 60er und 70er Jahren populäre Fluxus dient ihm hier als schöpferischer Kern. Begeistert von dieser Kunstbewegung plant er ein Album, das an diese Analogie herankommen mag. Als der Pianist und Improvisator, Nicolas Streichenberg eine gemeinsame Kollaboration vorschlägt, ist das die Geburtsstunde des Fluxus Verve.
Keinerlei Collage aus mehreren ineinander verflochtenen Instrumenten soll die aufgenommene Klanglandschaft dominieren, sondern der Fokus auf zwei Wenige. Nicolas’ Repertoire besteht aus seinen Fender Rhodes und Stringorchestrator Elka. Beide erbaut in den frühen 70ern. Der Grundklang dieser analogen Instrumente bildet das minimalistische Fundament des Albums. Alles andere ist kunstvolles Gewürz und Geschnörkel, sagt Dominik, der diese live improvisierten Spielereien seines Musikerkollegen klanglich ad hoc untermalt, verziert oder teils verfremdet.
Mit dem Debüt Fluxus Verve präsentieren An Moku und Yes it’s Ananias «den Ambient der 70er» aus der heutigen Sicht, wenn man es so benennen mag.An Mokus cinematische Herangehensweise an dieses Projekt gibt dem Hörer Raum zum Atmen als auch für Vorstellung und Interpretation. Ein friedlicher, leiser Protest durch Musik, dessen Ausdruckskraft laut hinausruft: Es liegt an uns! «Ich wünsche die Politik wäre nicht so kompliziert in Abhängigkeiten verwoben…», sagt Dominik.
Fluxus Verve erschien am 3. März 2023 mit zwei vorangegangenen Singles «Salz & Honig» und «Schönheit der Bewegung». Das Album ist digital erhältlich und in limitierter Edition auf Kassette, in pink!
Dear all. Last year in November I sent a message to you and talked about the upcoming releases for this year. In a nutshell: Three album releases on cassette, live shows and collaborations are on the way.
So, what’s coming up in 2023 so far?
I. “Fluxus Verve“, the first of the three concept albums for this year. A collaboration with the Swiss piano player Nicolas Streichenberg aka Yes, It’s Ananias will be released on cassette in March. “Fluxus Verve” deals with the sound theme of the spherical 70s and concentrates on two analog instruments: Rhodes ’73 and Elka ’74. The single “Salz & Honig” was already released in January on Spotify and Apple Music. “Schönheit der Bewegung”, the 2nd single is now released. Both singles are accompanied by a video directed and shot by the artist Leila aka Pemanagpo (Instagram: @pemanagpo).
Pre-orders for the digital album and physical release begin today. The cassette is beautifully finished and in pink! Limited to 50 copies only. My Bandcamp subscribers will get the digital release immediately, as always.
On March 4 we celebrate the release with a live show at the Haus der Kallistik in Zurich. An evening where we will be accompanied by a painter Istepan Obsidian (Instagram: @amore.istepan.obsidian) who draws ad hoc in joint interaction. More to come soon…
II. The album with my longtime collaborator Stefan Schmidt is in the can and the mastering is done again in Stockholm by Weldroid. “Raum im Raum” is the last part of the Raum-trilogy for Karlrecords from Berlin. It is the most “intense” part of the series and deals with the abstraction of a possible space within a possible space. The release will be in June. I’m looking forward to the thematic continuation with Stefan and Karlrecords, both of whom have agreed. Thumbs up! More to come soon…
III. Last but not least: My solo follow-up for Puremagnetik from New York. The release will be in September. Mastering will again be done by Taylor Deupree. I’m really looking forward to it! More to come soon…
Nicolas (Yes It’s Ananias) und ich dürfen euch unsere erste gemeinsame Single vorstellen: Salz & Honig. Inspiriert vom Klang der 70er Jahre, performed mit einem Rhodes-Piano ’73. Dazu bald mehr und ausführlich. Doch in der Zwischenzeit zitiere ich Nicolas:
«WIR TRAFEN LEIRA (PEMANAGPO) im UMBO IN ZÜRICH, ALS WIR IM MAI ’22 ZUM ERSTEN MAL VOR EINEM KLEINEN PUBLIKUM AUFTRATEN, UM UNSER NEUES PIANO AMBIENT DRONE PROJEKT ZU TESTEN. WIR SIND GLEICH DANACH IN KONTAKT GETRETEN.SIE SPIELT NICHT NUR DIE HAUPTROLLE IM ERSTEN VIDEO ZU UNSERER NEUEN SINGLE “SALZ & HONIG”, SONDERN HAT AUCH DIE REGIE FÜR DEN NACHFOLGEFILM ÜBERNOMMEN, DEN WIR VORERST NOCH GEHEIM HALTEN. (03.02.2023) – WIR FREUEN UNS SEHR, EUCH ÜBER UNSEREN PROZESS INFORMIEREN ZU KÖNNEN.»
Ebenso durften wir win Interview für Sodapop zur Single-Veröffentlichung mit Vasco Viviani geben. Hier geht es zum Interview…
Kill your Darlings oder wie ich heute Morgen nach dem Kaffeetrinken entschied meinen Twitter-Account zu löschen und just einen neuen Jahresvorsatz definierte.
Der berühmteste Tipp zum Schreiben ist der härteste. Es ist der Rat von William Faulkner: »Kill your Darlings«. Und natürlich soll man seine Lieblinge töten. Wenn eine Formulierung das Argument überstrahlt, eine Szene von der Story ablenkt, gehört sie gekillt. Egal, wie gut sie ist.Vor den Lieblingen allerdings sollte man sich um seine Feinde kümmern. Stil entsteht weniger durch Einfälle, sondern dadurch, dass man keinen Unfug schreibt. Noch genauer gesagt: Stil entsteht dadurch, dass man Unfug nicht stehen lässt. Denn beim Schreiben unterlaufen einem so viele Peinlichkeiten wie im Leben. Nur, dass man sie streichen kann. (Constantin Seibt – Deadline)
Was für die Literatur gilt, gilt ebenso für die Kunst. Manche sagen, das Grossartige an Cézannes Stillleben sei das Weiss. Einige Stücke der Leinwand liess er frei. Diese «freie Leere» gilt auch für die Musik…
Es gibt unzählige Beispiele an Musikern, die Leere, Stille einbauen (siehe Cage mit 4:33), Schnörkel abbauen und Raum schaffen. Das ist eine sehr grosse Herausforderung. Eine Aufgabe, an die man mit der Zeit heranwächst. Ich weiss, dass es nichts schwierigeres für mich gibt, als ein Stück nur mit einer Handvoll von Elementen so in Szene zu setzten, dass es funktioniert und den Hörer in «Trance» versetzt. Das ist mein Verständnis von Kunst. Von meiner Musik. Eine Aufgabe, der ich mich verschrieben habe. Ob sie mir gelingt? Vielleicht eines Tages mal. Doch dazu später mal…
«Ich bin hier und nicht überall», sagte ich neulich zu jemanden.
Seit dem Herbst ist es so gesehen, recht still um mich geworden in den Social Media-Kanälen. Und ganz ehrlich, ich geniesse diese mir selbst aufgebürdete Ruhe. «Work in silence and let the success be your noise!» steht bei mir auf dem Desktop, den ich jeden Tag anstarre, den ich mit Musik verbringe. Das zwingt mich zum Fokus. Aufs Wenige, aufs Einfache. Während der Herbstmonate arbeitete ich viel und fokusierte mich auf Aufnahmen zweier Alben. Ich erkannte, wie gut das für mich funktionierte. Ohne online zu sein. Also überlegte ich, was ich langfristig ändern kann. Kill your Darlings! Und so begann auf der digitalen Seite das Ausmisten bis heute Morgen nach dem Kaffeetrinken endlich Twitter daran glaubte. «Weg damit», sagte ich zu mir. «Ich bin hier und nicht überall.»
Das Löschen des Accounts war heute sehr bedeutend und der erste wichtige Schritt in die Richtung der digitalen Entrümpelung überhaupt.Wir alle wissen, dass es GANZ OHNE nicht geht, aber das muss es auch nicht!Als nächstes werfe ich einen Augenschein auf meine Beiträge auf Instagram. Hier frage ich mich oft, braucht es die unendlich vielen Beiträge überhaupt? Sagt mal, schaut ihr zurück? Wohl eher kaum, gell. Wisst ihr, oft erwische ich mich dabei, eigentlich nur eure neusten Posts zu lesen. Das Relevante. Der Rest ist Gemüse auf dem Teller, wie man das so schön sagt. Ich bin überzeugt, hier einen guten Ansatz erkannt zu haben. Fyi, Instagram bleibt als Account, aber Facebook wird ebenfalls wie Twitter gehen.Demnächst.
Der neue Jahresvorsatz.
Anfang des Jahres habe ich über meinen diesjährigen Vorsatz geschrieben, YouTube als mögliche «GAS-Quelle» (Gear Acquisition Syndrome) zu minimieren, nach der Erkenntnis, eine Leidenschaft samt Labilität fürs Musikequipment in den letzten drei Jahren entwickelt zu haben. Diesen Vorsatz habe ich entscheidend erreicht. Das neue Jahr starte ich mit einem neuen Vorsatz, bis 2024 kein Equipment mehr zu kaufen. Nüschts, nada, fertig. Na dann, aufs Neue und Guten Rutsch! Wir sprechen uns wieder. Ich werde berichten.
Fazit: Das Beispiel anhand der Schreiberei und Cézannes’ Weiss zeigt auf, was in unseren Händen liegt: Weniger kann mehr sein. Mich fasziniert die Arbeit an uns selbst.Für meinen Teil, ich scheitere immer wieder aufs Neue. Heute erkennte ich jedoch klar, ich bin erleichternd glücklicher, wenn ich nicht «überall» bin und einfach nur Leere und Stille begrüsse. Doch das liegt nicht jedem Individuum. Das ist mir auch klar! Kill your Darlings – als Parole hinausgerufen. Schnörkel abbauen, Raum schaffen und vielleicht folgt dann das richtige Resultat, was das Richtige für jeden Einzelnen auch sein mag.
Weiterhin entspannte Weihnachten, guten Rutsch und danke für eure Zeit.